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In knapp einer Woche beginnt der Jazzfrühling in Kempten. Vom 30. April bis zum 8. Mai wird es musikalisch in der Allgäu Metropole. Es laufen die letzten Vorbereitungen beim Kleinkunstkunstverein Klecks, um die internationalen Künstler sowie das Publikum wieder vor Ort zu empfangen. Im AllgäuHIT SonnTalk erklärt Andreas Schütz, der Mitorganisator und selbst Musiker, warum Jazz für jeden etwas ist und welche Highlights das Allgäu erwartet.
AllgäuHIT: Jazz ist längst nicht mehr nur Saxophone und Posaune, das Genre verändert sich stetig. Deshalb fehlt vielen meiner Meinung nach der Bezug, weil die Grenzen sich mit Pop oder Soul vermischen. Welche Elemente verbindest du vor allem mit Jazz?
Andi Schütz: Ja, es ist wirklich eine Riesenfrage, was ist Jazz heute? Eine einfache Antwort gibt’s nicht und deshalb ziehen sich viele zurück und sagen, für mich ist Jazz der Bebop der 40er Jahre. Die meisten mögen es dann nicht, sprechen von Musik der alten Leute. Jazz zeichnet sich für mich durch gewisse Parameter aus: Improvisation, freies Spiel, Interaktion mit anderen Musikern. Es muss individuell sein, zum Charakter passen. Das Beständigste ist für mich der Wandel, weil jedes Jahrzehnt unterschiedlich klingt, und das hat sich bis heute nicht geändert. Deshalb ist der Jazz vielleicht so lebendig wie noch nie.
AllgäuHIT: Lebendig ist es vor allem in Präsenz. Im letzten Jahr fand der Jazzfrühling coronabedingt nur digital statt. Jetzt ist also die Improvisation erst wieder möglich, welche Rolle spielt dieses Geben und Nehmen, die Interaktion mit dem Publikum?
Andi Schütz: Ganz klar, es spielt eine riesige Rolle. Das letzte Jahr war dennoch eine sinnvolle Erfahrung für uns als Veranstalter, aber auch für die Musiker. Man hat gemerkt welche Ebene wegfällt und wird sich dem wieder bewusst. Je mehr Freiräume es gibt, desto unterschiedlicher kann ein Song gespielt werden, da macht das Publikum erst den Teppich im Raum aus. Die tollsten Jazzplatten von früher sind live aufgenommene Platten. Da sind wir sehr froh, dass mit dem Publikum das Spüren im Raum wieder möglich ist.
AllgäuHIT: Wenn wir uns die Instrumente anschauen, das Saxophone ist ja schon längst im Pop angekommen. Ist das Saxophone schon Mainstream?
Andi Schütz: Würde ich jetzt schon persönlich so sagen. Ich bin nicht der größte Instrumentenhistoriker, aber was immer so war und ein Stück weit auch vom Jazz kommt, ist dass es in den Instrumenten und ihrer Verwendung immer Trends gibt. Das Saxophon als das Instrument des Jazz, dabei war es das gar nicht von Anfang an. Die Klarinette war es viel mehr in New Orleans. Plötzlich kommt die große Zeit des Saxophones und wird als das markante Instrument bezeichnet. Ähnlich ist es beim Schlagzeug, das wir von Heavy Metall bis Hiphop kennen. Es ist erst durch den Jazz entstanden, weil es viel zu teuer war, dass einer die Trommel spielt und ein anderer das Becken haut. Das Saxophon ist übrigens nur ein Beispiel, wir haben auch das Akkordeon. Das Instrument wird ja eher der volkstümlichen Musik zugeordnet, aber auch das ist in den Charts angekommen und wird im Jazz eingesetzt.
Programm
AllgäuHIT: Seit fast 40 Jahren gibt es den Jazzfrühling in Kempten, der Kleinkunstverein Klecks veranstaltet diese Veranstaltung seit fast seiner Gründung. Dafür öffnen viele Locations ihre Türen. Macht es den Charme aus, dass die ganze Stadt mitmacht?
Andi Schütz: Ja, das ist unser Ziel. Wir haben unsere großen Größen dabei, aber es geht uns vor allem um ein lebendiges Festival. Es geht darum, dass die Veranstaltung mit der Stadt zusammenwächst, dass Kooperationen entstehen, viele Spielstätten, dass Menschen zusammenkommen. So wächst es ineinander.
AllgäuHIT: 9 Tage Musik gibt es ab dem 30. April in Kempten. Der Jazzfrühling setzt dabei auch auf Formate und Reihe, welche sind das?
Andi Schütz: Wir haben unsere Hauptaufhänger im Stadttheater. Ansonsten setzen wir auf Reihen im Stift, im TheaterOben, im AÜW und im Künstlercafé. Jede Location hat dabei seine eigene Stilistik. Man kann auf unserer Homepage mal reinhören, ob das etwas für einen ist. Welche Reihe taugt mir was? Daneben setzen wir auf Einzelformate, wie am Mittwoch den Jazzwettbewerb mit jungen Bands. Im Parktheater spielt eine Bigband, in der Jazznacht kann Jazz vier Stunden in unterschiedlichen Locations gehört werden. Und dann feiern wir eine Art Weltpremiere, Sunset to Sunrise in der Skylounge im 13. Stock. Eine Band wird anfangen zu spielen, sobald die Sonne untergeht und hört erst auf, wenn die Sonne wieder aufgeht. Keine Ahnung, was uns da erwartet, aber das wird etwas anderes.
AllgäuHIT: Wir bleiben bei jungen Künstlern, dem kommenden Jazz Nachwuchs. Die Vorauswahl, die ihr da treffen musstet, war sicher nicht einfach, weil es jetzt „nur“ vier Bands nach Kempten geschafft haben.
Andi Schütz: Die Vorauswahl ist wirklich happig. Ein Vertreter vom Jazzfrühling ist mitbeteiligt, einer vom Bayerischen Jazzverband und einer vom Musiklabel Enja. Das war eine schwere Auswahl, weil wirklich alle eingesendeten Bands eine wahnsinnige Qualität haben, sehr unterschiedlich klingen. Und das klingt jetzt platt, aber alle vier sind deshalb schon jetzt Gewinner. Es wird ein spannender Abend, weil jede Band nur 25 Minuten hat sich zu präsentieren. Nach einer kurzen Pause wird der Sieger dann auch gekürt.
Starker Einsatz der Ehrenamtlichen
AllgäuHIT: Der Jazzfrühling wäre ohne ehrenamtliche Helferinnen und Helfer nicht möglich. Wie viele seid ihr? Was steht jetzt noch an?
Andi Schütz: Das Kernteam, das das ganze Jahr organisiert, besteht aus einer Hand voll Menschen. Während dem Festival haben wir ein Team mit rund 40 Ehrenamtlichen. Das müssen wir wirklich herausheben, bei uns aber auch bei anderen, dass Musiker es ohne Ehrenamt echt unglaublich schwer hätten. Das Ehrenamt ist eine Grundsäle für das Funktionieren der Veranstaltung. Es sind verschiede Menschen in jedem Alter, die sich teils Urlaub nehmen, um freiwillig zu helfen. Durch das Streamingformat im letzten Jahr haben wir auch viele junge Leute dabei, die sich für Kameratechnik interessieren. Jetzt stehen noch Details an, welcher Künstler muss wann wo abgeholt werden, wer braucht welche Technik?
AllgäuHIT: So gut wie alle Coronamaßnahmen sind ausgelaufen, wie handhabt ihr das?
Andi Schütz: Wir haben mit allen Locations gesprochen, wie das vor Ort gehandhabt wird. Es ist nichts zusätzlich gefordert. Jeder kann es machen, wie er es möchte, ob er Maske tragen möchte oder nicht. Wir hoffen einfach darauf, dass die Stimmung wieder so sein kann, wie wir uns das alle vorstellen.
Geschrieben von: Redaktion