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„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
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Im digitalen Zeitalter mit Smartphones, Outdoor-Apps, digitalen Karten und jederzeit verfügbarem Internet könnte man meinen, die Zeiten des „sich Verirrens“ seien passé. Dank GPS-Navigation und detaillierter Tourenvorschläge mit Schwierigkeitsgraden scheint es unmöglich, sich abseits der geplanten Route wiederzufinden oder sich schlicht für eine falsche Tour zu entscheiden. Doch die Realität sieht anders aus. Besonders in den letzten Jahren ist die Zahl der Einsätze, die auf fehlerhafte Tourenplanung und Unkenntnis zurückzuführen sind, dramatisch gestiegen. Im Gebiet der Bergwacht Oberstdorf wurden allein seit Mitte September rund 15 Einsätze dieser Art verzeichnet. Ähnliche Entwicklungen melden auch Rettungsdienste in Österreich, die ebenfalls immer häufiger auf unvorbereitete oder erschöpfte Wanderer stoßen.
Die renommierte Fachzeitschrift „bergundsteigen“ hat sich diesem Phänomen in ihrer Sommerausgabe 2024 gewidmet und die zunehmende Problematik im Umgang mit digitalen Informations- und Navigationssystemen analysiert. Ein wesentliches Problem: Viele Wanderer sind zwar technisch gut ausgestattet, doch fehlt es oft an praktischem Wissen und Erfahrung, um die Informationen sinnvoll zu nutzen und zu interpretieren. Es ist nicht nur die Wegfindung während der Tour selbst, sondern auch die Tourenauswahl im Vorfeld, die häufig zu Schwierigkeiten führt.
Beispiele aus der Praxis: Von Schnee überrascht, in der Dunkelheit gefangen
Die Einsatzberichte der Bergrettung zeigen immer wieder ähnliche Szenarien. So mussten Mitte September zwei Paare vom Krumbacher Höhenweg gerettet werden, da sie sich in brusthohem Schnee festgefahren hatten. Trotz der allgemein zugänglichen Wetter- und Schneelageberichte waren sie völlig unvorbereitet auf diese Bedingungen. Wenige Tage später versuchten zwei junge Wanderer im Bereich Gaißfuß eine vermeintliche Abkürzung über wegloses Gelände. Sie wurden sowohl von der Dunkelheit als auch von abrupten Felsabbrüchen überrascht und mussten gerettet werden. Ein anderes Beispiel ist eine Frau, die den steilen und schwierigen Schattenberggrat zur Nebelhornbahn erklimmen wollte. Die Route ist für erfahrene Bergsteiger gedacht und setzt absolute Schwindelfreiheit und Trittsicherheit voraus. Die Wanderin wurde weit abseits der ursprünglichen Route, durchnässt und unterkühlt, an einer Berghütte beim Seealpsee gefunden.
Die Meldung „von plötzlicher Dunkelheit überrascht“ ist in den Einsatzprotokollen keine Seltenheit. Dies zeigt: Es sind nicht die Apps oder Wegbeschreibungen, die Schuld tragen, sondern oft die fehlende Planung und Selbsteinschätzung der Wanderer selbst. Die Bedingungen in den Bergen können sich rasch ändern, und Wetter, Jahreszeit und die persönliche Erfahrung sollten immer berücksichtigt werden.
Verantwortung der Bergrettung und skurrile Einsatzgründe
Neben klassischen Fällen rufen auch skurrile Situationen die Bergretter auf den Plan. Ende September musste die Bergwacht gegen 23 Uhr ausrücken, um zwei Frauen am Gaisalpsee zu retten, die ohne jede geeignete Ausrüstung für ein Biwak im strömenden Regen aufgestiegen waren. Sie waren durchnässt und durchgefroren und auf eine Übernachtung im Freien unter diesen Bedingungen absolut nicht vorbereitet.
Ein besonders bizarrer Fall ereignete sich Mitte Oktober: Vater und Sohn brauchten im extrem steilen Gelände der Seewände unterhalb des Seealpsees Hilfe – mit E-Bikes! Die Route war nicht für das Mountainbiken geeignet, und der gefährliche Hang ist sogar mit Warntafeln gekennzeichnet. Die beiden hatten jedoch einen mittlerweile offiziell verborgenen Online-Track entdeckt, der sie auf die Bergstraße bis zur Station Höfatsblick und dann über ausgesetzte Wege ins Oytal und zurück nach Oberstdorf führen sollte. Ein solches Terrain ist für unerfahrene Urlauber ein hohes Risiko, insbesondere mit Bikes und ohne entsprechendes Wissen.
Selbsteinschätzung und Wissen: Der Schlüssel zur Sicherheit
Diese Einsätze werfen ein Licht auf die Bedeutung einer soliden Tourenplanung. Wer in die Berge geht, sollte sich ehrlich mit den eigenen Fähigkeiten auseinandersetzen und die aktuellen Bedingungen wie Schnee, Tageszeit und Wetterlage in die Planung einbeziehen. Neulinge im Gebirge sollten sich schrittweise herantasten und im Zweifel auf erfahrungsbasiertes Wissen und professionelle Unterstützung zurückgreifen. Alpenvereine, Gemeinden und Bergschulen bieten zahlreiche Programme, die besonders Anfängern helfen können, das nötige Wissen aufzubauen.
Auch körperliche Fitness allein reicht nicht aus: Gerade im Herbst sind neben der Länge einer Tour weitere Faktoren wie gefrorene Bachläufe, eventuelle Schneefelder, geschlossene Hütten und die frühe Dunkelheit zu berücksichtigen. Ein sachlicher und realistischer Umgang mit den eigenen Grenzen und das Verständnis für die Natur als unberechenbares Terrain sind essenziell.
Verantwortung gegenüber sich selbst und anderen
Das Thema lässt sich, wie bereits im Bericht der „bergundsteigen“ formuliert, auf den Begriff „Verantwortung“ zurückführen. Wer in die Berge geht, trägt Verantwortung – für sich selbst, für seine Mitreisenden und für die Einsatzkräfte, die im Notfall Hilfe leisten müssen. Ehrenamtliche und berufliche Retter sind jederzeit bereit, in Notsituationen zu helfen. Doch vermeidbare Einsätze aufgrund von Selbstüberschätzung oder mangelnder Tourenplanung belasten die Ressourcen der Bergwacht und reißen die Retter aus ihrem Alltag.
Ein „Gefällt mir“ in sozialen Medien zeigt Anerkennung für die ehrenamtliche Arbeit der Rettungskräfte – doch sollte es keine Tragödien geben, die diesen Zuspruch nötig machen. Die wertvolle Botschaft all dieser Fälle ist klar: Wer sich in die Berge begibt, sollte dies nur mit dem nötigen Respekt, der richtigen Ausrüstung und dem Bewusstsein für die eigene Verantwortung tun.
Geschrieben von: Redaktion
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