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Panorama

Chefarzt Prof. Jörn Zwingmann bietet an der Oberschwabenklinik neue Operation für knochenverankerte Prothesen an

today15. November 2024 18

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Kazim Yildirim aus Bad Wurzach steht neben Prof. Dr. Jörn Zwingmann, dem Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am St. Elisabethen-Klinikum in Ravensburg, und sein Gesicht strahlt. Gemeinsam mit dem Mediziner wird der 45-jährige Orthopädietechniker künftig das anbieten, was ihm selbst das Leben rettete – zumindest aber einen entscheidenden Teil seiner Lebensqualität: eine knochenverankerte Prothese.
Chefarzt Prof. Dr. Jörn Zwingmann (rechts),
Kazim Yildirim aus Bad Wurzach, Orthopädietechniker (Mitte)
und sein Chef Wahid Akbarzada, Geschäftsführer der Orthopädietechnik Kühn in Ravensburg (links).

Prof. Zwingmann hat die sogenannte Endo-Exo-Operation in sein medizinisches Angebot aufgenommen. Kazim Yildirim, der im nahegelegenen Sanitätshaus Orthopädie Kühn arbeitet, wird die neue Technik nicht nur aktiv unterstützen, sondern auch selbst als Patient von den Vorteilen der Endo-Exo-Methode profitieren. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie entscheidend diese Methode für den Alltag von Amputierten sein kann. Ich bin froh, dass ich anderen damit helfen kann“, erklärt Yildirim.

Vor 17 Jahren verlor Yildirim bei einem schweren Unfall, als er mit seinem Motorrad mit einem Traktor kollidierte, sein linkes Bein oberhalb des Knies. Der 27-jährige Orthopädietechniker wurde zunächst im St. Elisabethen-Klinikum behandelt und erhielt später eine herkömmliche Schaftprothese. Doch das Tragen dieser Prothese stellte sich als äußerst schwierig heraus: „Mein Stumpf ist extrem kurz, ich war mehr mit Krücken unterwegs als mit der Prothese. Ein Beruf, in dem man viel steht, war damals für mich unvorstellbar“, erinnert sich Yildirim. Statt in seinem alten Leben weiterzukommen, hatte er das Gefühl, nur noch mit den Einschränkungen seines Körpers zu kämpfen. „Ich dachte, ich müsste ein größeres Auto kaufen, nur damit mein Rollstuhl hineinpassen würde. Das war eine sehr traurige Zeit für mich“, beschreibt er.

Die wahre Wendung erlebte Yildirim jedoch zwei Jahre nach dem Unfall: In der Universitätsklinik Rostock unterzog er sich einer innovativen Operation, bei der der Oberschenkelknochen durchbohrt und mit einem Titan-Anschluss versehen wurde. Dieser Implantatanschluss, der durch die Haut aus dem Beinstumpf herausragt, ermöglichte es, eine speziell entwickelte Prothese direkt an den Knochen zu befestigen. Für viele Patienten bedeutete dies eine Revolution.

Die von Chefarzt Prof. Dr. Jörn Zwingmann nun auch in Ravensburg angebotene Endo-Exo-Prothetik hat ihren Ursprung in Rostock, wo sie vor über 20 Jahren von Dr. Horst Aschoff entwickelt wurde. Der Name „Endo-Exo“ setzt sich aus den griechischen Wörtern „endo“ (innen) und „exo“ (außen) zusammen und beschreibt den Prozess, bei dem ein Titanimplantat in den Oberschenkelknochen eingesetzt wird. An dieses Implantat wird die Prothese direkt befestigt, wodurch die Notwendigkeit einer herkömmlichen Schaftprothese entfällt. Insbesondere für Amputierte mit kurzen Stümpfen wie Kazim Yildirim bietet die Methode eine erhebliche Verbesserung, da die Prothese nicht mehr durch Weichteile stabilisiert werden muss, sondern fest mit dem Knochen verbunden ist.

„Beim klassischen Verfahren wird ein Silikon-Liner auf den Stumpf aufgebracht, der dann von einer Karbonprothese umschlossen wird“, erklärt Prof. Zwingmann. „Doch dieses Verfahren ist nicht für alle Patienten ideal, insbesondere nicht für diejenigen mit sehr kurzen Stümpfen oder bei Beschwerden an den Kontaktstellen. Die Endo-Exo-Methode ist eine hervorragende Alternative, die den Patienten eine deutlich verbesserte Mobilität und weniger Schmerzen bietet.“

Die Vorteile der Methode sind vielfältig: Die Haut des Patienten wird nicht belastet, was viele der üblichen Haut- und Weichteilprobleme vermeidet. Zudem sind alltägliche Aktivitäten wie Gehen, Sitzen oder Radfahren deutlich weniger anstrengend, da die Prothese fest im Knochen verankert ist und sich natürlicher anfühlt. „Patienten berichten, sie hätten damit ein ganz anderes Gefühl von Bodenkontakt und seien in jeder Form mobiler. Sie spüren, ihre Kraftübertragung bleibt im Knochen und damit in ihrem Körper, die Bewegung geht von ihnen selbst aus. Das ist eine ganz andere Form des Gehens, als wenn man von außen etwas aufs Bein steckt.“

Die neue Technik ist nicht nur für Yildirim, sondern für viele andere Patienten, die mit traditionellen Prothesen nicht zurechtkommen, eine echte Chance auf ein neues Leben. Prof. Zwingmann ist überzeugt: „Wir können nun für viele Patienten, die mit klassischen Prothesen Schwierigkeiten haben, eine exzellente Lösung anbieten. Besonders in unserer Region sind wir mit dieser Technik unter den wenigen Kliniken, die diese Methode in ihr Behandlungsspektrum aufgenommen haben.“

Dank der innovativen Endo-Exo-Methode und der Expertise von Prof. Zwingmann können Amputierte nun eine ganz neue Form von Mobilität und Lebensqualität erfahren – und das nicht nur in Ravensburg, sondern auch darüber hinaus. Kazim Yildirim ist sich sicher: „Diese Prothese gibt mir die Freiheit zurück, die ich so lange vermisst habe.“

Kazim Yildirim aus Bad Wurzach, Orthopädietechniker,
zeigt seine High-Tech-Prothese.
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Written by: pk

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