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Der Landkreis Unterallgäu setzt auf eine neue Mitfahrzentrale. Der Ausschuss für Mobilität, Nahverkehr und Verkehrsvernetzung beschloss, das bisherige Angebot einzustellen und durch ein neues System zu ersetzen. Dabei handelt es sich um die regionale Mitfahrzentrale „Fahrmob“. Um das Projekt anzuschieben, übernimmt der Landkreis die Kosten für die Ersteinrichtung in den Gemeinden, wenn diese die Mitfahrzentrale anbieten möchten.
Die Mitfahrzentrale „Fahrmob“ wird von Helmut Scharpf betrieben, der diese im Jahr 2019 in Ottobeuren unter dem Namen „Ottobeuren-macht-mobil“ ins Leben gerufen hat. Seit 2022 gibt es die Mitfahrzentrale auch im Landkreis Oberallgäu und in Memmingen. Zudem wurde eine App für Smartphones entwickelt, die die Internet-Plattform unter www.fahrmob.eco ergänzt.
Das bisherige Angebot im Unterallgäu, die sogenannte MiFaZ, ist nicht als App verfügbar. „Die aktuelle MiFaZ entspricht nicht mehr dem Stand der Technik und wird voraussichtlich auch nicht weiterentwickelt“, erklärte Christine Heim, Sachgebietsleiterin am Landratsamt, im Mobilitätsausschuss. Die MiFaZ konnte seit 2014 in die Internetauftritte der Gemeinden eingebunden werden und ist auch auf der Homepage des Landkreises zu finden. Ohne App sei sie am Handy aber nicht besonders komfortabel zu bedienen, sagte Heim. Es habe in letzter Zeit nur noch wenige Suchanfragen nach Fahrten gegeben. Deshalb empfahl sie, auf eine zeitgemäße Mitfahrzentrale wie „Fahrmob“ umzustellen. Von Vorteil sei auch der regionale Bezug und der besondere Ansatz zur Gewinnung von Nutzern.
Wie dieser aussieht, stellte Betreiber Helmut Scharpf vor. So steckt hinter dem Projekt die Idee, neben der reinen Mitfahrgelegenheit auch das soziale Miteinander in den Gemeinden zu stärken. Jeder, der eine Mitfahrt anbietet, unterstützt einen Verein oder eine Organisation seiner Wahl, indem er am Jahresende den eingenommenen Betrag oder einen Teil davon spendet. Gleichzeitig helfen die Vereine und Gemeinden als „Verkehrsbotschafter“ und „Zukunftshelfer“ bei der Bewerbung der Mitfahrzentrale und fungieren als Multiplikatoren.
Inzwischen gibt es „Fahrmob“ laut Scharpf in 19 Oberallgäuer Kommunen. Insgesamt habe man bereits rund 800 Fahrer und fast 100 Vereine gewinnen können. „Es wächst und gedeiht“, freute sich der Referent. So hat die Plattform errechnet, dass bereits mehr als 8000 Kilometer eingespart wurden. „Eine Mitfahrzentrale kann ein Beitrag zur Mobilitätswende sein“, war sich Christine Heim sicher – auch, wenn sie für die Gesamtmobilität eine untergeordnete Rolle spiele.
Die Einrichtung der Mitfahrzentrale kostet 1000 Euro für Gemeinden bis 10.000 Einwohner, 2000 Euro für größere Kommunen. Diese Kosten werden vom Landkreis übernommen. Die jährlichen Betriebs- und Wartungskosten ab dem Folgejahr in Höhe von 500 Euro beziehungsweise 1000 Euro tragen die Kommunen. Geklärt wird noch, ob die Mitfahrzentrale auch von Verwaltungsgemeinschaften, also von mehreren Gemeinden zusammen, eingerichtet werden kann und ob so eine Kosteneinsparung möglich ist.
Weitere Themen in Kürze
Staudenbahn soll reaktiviert werden: Die Staudenbahn zwischen Langenneufnach und Türkheim-Bahnhof soll reaktiviert werden. Diesen Grundsatzbeschluss hat der Ausschuss für Mobilität, Nahverkehr und Verkehrsvernetzung jetzt gefasst. Der Landkreis lässt nun eine Potentialprognose für diesen Abschnitt erstellen. Dabei soll berücksichtigt werden, dass spätestens 2027 eine Strecke bis nach Augsburg befahrbar wäre – denn die Wiederinbetriebnahme des nördlichen Abschnitts ist bereits beschlossene Sache. Die Potentialprognose soll von einem unabhängigen Fachbüro erstellt werden, das auch eine Neuausrichtung des Busverkehrs bewertet. Wird bei der Prognose ein Wert von 1000 Fahrgästen pro Kilometer erreicht, kann der nächste Schritt zur Reaktivierung in Angriff genommen werden. Das wäre dann eine Nutzen-Kosten-Untersuchung, erklärte Christine Heim, Sachgebietsleiterin am Landratsamt. Bei einem Potentialgutachten der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) im Jahr 2019 für den Abschnitt zwischen Türkheim und Ettringen waren die ermittelten „Personenkilometer“ deutlich unter dem geforderten Wert geblieben. Da nun aber der nördliche Abschnitt bis nach Augsburg reaktiviert werde, war Landrat Alex Eder zuversichtlich, dass das Unterallgäu mit dem Lückenschluss eine Chance habe. Der Landkreis setzt sich seit Jahren für die Reaktivierung der Staudenbahn ein. Jüngst hatten die Kreistagsfraktionen von CSU und JWU sowie von Bündnis 90/Die Grünen entsprechende Anträge gestellt.
Keine kostenlosen Busse nach Memmingen: Die Stadt Memmingen möchte an sechs Aktionstagen im Jahr wie am Jahrmarktsonntag oder an den Adventssamstagen kostenlose Busse ins Zentrum anbieten. Aus dem Landkreis werden allerdings keine kostenlose Busse nach Memmingen fahren. Denn der Ausschuss für Mobilität, Nahverkehr und Verkehrsvernetzung beschloss, sich nicht an der Aktion zu beteiligen. Grund war unter anderem, dass es im Landkreis viele Veranstaltungen gibt, zu denen man dann auch einen kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) anbieten müsste.
Geschrieben von: Redaktion