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"Long Covid" – ein Begriff, der für die meisten abstrakt klingen mag. Für Andrea Lingg aus Sonthofen ist es bittere Realität. Long Covid oder auch Post Covid bezeichnet die anhaltenden Beschwerden, an denen manche Menschen nach einer Infektion mit dem Corona-Virus leiden. Wie viele Menschen wirklich daran leiden ist unklar. Wie das Krankheitsbild behandelt werden kann ebenso.
Mit Fieber und einer schweren Grippe im Bett, völlig kraftlos, ohne Energie, der ganze Körper schmerzt, und das, obwohl die eigentliche Krankheit schon lange überstanden ist. So geht es den meisten Menschen, die nach Corona am "Post-Covid" Syndrom leiden. Dieses Krankheitsbild ist so gut wie gar nicht erforscht, Hilfe gibt es kaum. Andrea Lingg aus Sonthofen leidet daran, AllgäuHIT hat mit ihr gesprochen.
Andrea Lingg erkrankte im März 2020 an ihrer Arbeitsstelle an Corona. Nachdem sie die Krankheit überstanden hatte, ging es ihr kurzfristig gut. Nach und nach wurde sie jedoch immer kraftloser, fühlte sich schlapp. Der Verlauf war schleppend, Monat für Monat verschlechterte sich ihr Zustand zunehmend. Sie selbst entschied sich am Anfang noch dazu, Spaziergänge an der frischen Luft zu unternehmen, schließlich helfe das immer. Es half nicht.
Mittlerweile ist die Situation so, dass Andrea Lingg ihr Haus eigentlich nicht mehr verlassen kann. Und das seit Dezember. In ihrem Beruf kann sie schon lange nicht mehr arbeiten. Sie liegt den ganzen Tag. An guten Tagen, so erzählt sie, liegt sie auch mal auf der Terrasse und schafft es, sich einen Tee zu machen. An schlechten Tagen schafft sie nicht mal mehr das. Sie ist dann so energie- und kraftlos, dass sie ihr Bett nicht mehr verlassen kann. Nicht einmal für's Bad. "In solchen Momenten hat mein Körper nicht genügend Energie und Kraft, die Sachen zu machen. Ich steh' auf und krieg' Herzrasen, mir wird schlecht, ich hab schwache, wacklige Beine, ganz viele Symptome. Da schaff ich es nicht, mir einen Tee zu machen, ich schaffe es zwar, das Wasser aufzustellen, schaffe es aber nicht mehr, nochmal aufzustehen, um den Tee zu machen", erzählt Andrea Lingg.
Die Schwächeanfälle kommen schubweise, erzählt sie weiter. Nicht nur nach körperlicher Aktivität. Auch zum Beispiel wenn sie sich über etwas freue – das koste ihren Körper wohl so viel Energie, dass zeitverzögert eine enorme Verschlechterung eintrete.
Zur Krankheit kommen noch Existenzängste. Andrea Lingg ist zur hälfte selbständig, die Berufsgenossenschaft zahlt ihr zwar die Physiotherapie und die Fahrten zum Arzt. Alles andere wie mögliche Medikamente muss sie selbst tragen. Sie lebt momentan vom Verletztengeld der Berufsgenossenschaft, das läuft noch bis in den Herbst, dann muss sie eine Erwerbsminderungsrente beantragen.
Der Freistaat Bayern will 5 Millionen Euro in die Erforschung und die Therapie von Post Covid investieren. Andrea Lingg hofft, dass mittelfristig jemand herausfindet, was die Ursachen sind für die vielen unterschiedlichen Symptome. Und dass es eine Therapie geben wird. Sie will nur eins: Gesund werden.
Geschrieben von: Redaktion