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Panorama

Ober- gegen Ostallgäu: Thomas Mayinger über die Allgäuer Müllchallenge

today18. September 2022 27

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Der Sommer ist vorbei, die letzten schönen Tage in den Bergen neigen sich dem Ende zu. Nach der Saison ist immer der Zeitpunkt, wenn die Müllchallenge im Allgäu startet. In diesem Herbst wird bereits zum dritten Mal diese Challenge stattfinden, angestoßen im ersten Corona-Jahr durch die Bosch BKK in Immenstadt. Im AllgäuHIT SonnTalk hat Koordinator Thomas Mayinger von der Bosch BKK über die Wette beim Müllsammeln gesprochen und erklärt, wie so eine Aktion für eine gesunde Umwelt und für gesunde Menschen sorgen kann.

Ein Interview von Stefanie Eller und Ingrid Reitenbach

AllgäuHIT: 1,8 Tonnen Müll – so viel haben 3 Tausend Menschen im letzten Jahr aus der Allgäuer Natur sammeln können. Thomas, überrascht dich diese Zahl auch noch ein Jahr später?

Thomas Mayinger: Absolut. Also zum einen hätten wir niemals gedacht, dass so viele Menschen bei dieser Aktion mitmachen würden. Zum anderen überrascht mich aber auch nach wie vor das Gewicht des Mülls, der gesammelt wurde. Gerade wenn man sich vor Augen hält, dass wir in erster Linie Plastik gesammelt hatten, der ja sehr leicht ist, ist das schon eine gewaltige Summe.

AllgäuHIT: Angefangen hat alles mit einer Wette der Bosch Mitarbeiter gegen Schülerteams. Wer sammelt am meisten Müll? In der dritten Runde ist das Ganze schon größer gefasst, wer sammelt hier gegen wen in welcher Region?

Thomas Mayinger: Wir haben dieses Mal eine Wette zwischen dem Ost- und dem Oberallgäu.  Im Ostallgäu organisiert das DMG Mori. Hier im Oberallgäu organisieren wir als Bosch BKK die Aktion, zusammen mit unserem Netzwerk „Challenge Müllfreies Oberallgäu“ und „Challenge Müllfreies Allgäu“. Das ist inzwischen riesig geworden, denn der DM ist mit dabei, somit können auch die Kunden von DM mitsammeln. Außerdem sind noch verschiedene andere Unternehmen dabei, die aktiv mitsammeln, dann noch der Kreis Jugendring, Oberstaufen Tourismus und natürlich die Schülerinnen und Schüler aus beiden Regionen. Zudem werden die Mitarbeiter der Unternehmen Bosch und DMG Mori auch richtig Gas geben und fleißig mitsammeln. Es hat sich also einiges getan seit der ersten Wette.

AllgäuHIT: Morgen findet der sogenannte "Wettausruf" an der Pforte des Bosch Werkes Immenstadt/Seifen statt. Das gehört mittlerweile ja fest in euren Kalender, oder? Hast du die Vorfreude der Bosch Mitarbeiter schon mitbekommen?

Thomas Mayinger: Das habe ich in der Tat. Wir haben für letztes und auch schon für dieses Jahr großartiges Feedback zu unserer Aktion bekommen. Wir merken auch wirklich, dass da von Jahr zu Jahr mehr „drive“ aufkommt und die Leute Lust haben, sich zu beteiligen. Wir machen auch immer Nachbefragungen, aus denen wir schließen können, dass wir alle Schülergruppen erreichen. Das ist für uns wirklich sehr schön zu hören. Jedes Mal, wenn ich mir diese Rückmeldungen ansehe, freue ich mich darüber.

AllgäuHIT: Freude gibt's auf Seiten der Schülerteams auch beim "kuriosesten" Fund. Manchmal kann ich nicht glauben, was in der Natur entsorgt wird. Was war schon alles dabei?

Thomas Mayinger: Den außergewöhnlichsten Fund, den wir letztes Jahr hatten, war eine Heißluft-Fritteuse. Es ist schon erstaunlich, dass wir auch Elektrogeräte in der Umwelt finden, obwohl diese überall kostenfrei Abgeben werden können. Kurios sind auch die Wasserpfeifen und jede Menge Stofftiere, die wir beim Sammeln finden.

 

Jeder kann etwas für seine Umwelt tun

AllgäuHIT: Neben Bosch, DMG Mori, zig Schülern können auch Privatpersonen mitmachen. Wie läuft das ab?

Thomas Mayinger: Wir haben den Kooperationspartner DM im Oberallgäu. Daher können Privatpersonen in den DM-Filialen in Immenstadt und Sonthofen ein clean-up Kit abholen. Das besteht aus einem wiederverwertbaren Müllsack, einer Greifzange und für Kinder auch aus Handschuhen. Bevor man auf Müllsuche geht, ist wichtig, dass man sich auf der Homepage registriert und seine Route einträgt. Denn wir wollen nicht, dass zu viele Menschen auf einmal auf einer Strecke unterwegs sind und die Natur so geschädigt wird, anstatt von Müll gereinigt. Nach dem Sammeln in den Bergen kann der Müll bei den zwei DM-Filialen in den eigens dafür aufgestellten Containern abgegeben werden.

AllgäuHIT: "Müll sammeln" ist glücklicherweise sehr populär geworden in den letzten Jahren. Zumindest kommt es mir so vor. Wie erklärst du dir das?

Thomas Mayinger: Es gibt dahingehend einfach eine Bewusstseinsveränderung und auch Aufklärung zu dem Thema. Wir nehmen es jetzt auch anders wahr als noch vor ein paar Jahren. Wenn ich mich daran zurückerinnere, wie ich vor 15 Jahren in der Natur unterwegs war, habe ich damals keinen Plastikmüll wahrgenommen. Jetzt ist das anders. Auch in den Schulen wird einiges an Aufklärungsarbeit betrieben, es gibt zum Beispiel schon das Wahlfach Umwelterziehung.

AllgäuHIT: Ich kann mir die Antwort schon denken, sammelst du denn auch mit?

Thomas Mayinger: Ich sammele jedes Mal, wenn ich in der Natur unterwegs bin, Müll auf und entsorge diesen. Ich habe dafür auch immer einen extra Müllsack oder Rucksack dabei. Ich glaube wir alle sollten unsere Einstellung dahingehend ändern, als dass wir uns jedes Mal freuen, wenn wir ein Stück Müll aus der Natur herausnehmen können.

 

Müll hat Auswirkungen auf Gesundheit

AllgäuHIT: Eine Krankenkasse sorgt sich nicht nur um kranke Menschen, sondern möchte vor allem dafür sorgen, dass sie gar nicht krank werden. Stichwort Prävention. Müll zu vermeiden, hilft unserer Umwelt und unserer Gesundheit, sagen Experten. Klär uns mal auf Thomas. Drehen wir das Ganze mal um: Wie kann Müll uns denn krankmachen?

Thomas Mayinger: Gerade Plastikmüll wollen wir nicht in unserem Körper haben, jedoch ist Plastik überall drin, in Kosmetik und auch in vielen anderen Bereichen. So gelangt Plastik dann auch in unseren Körper. Wir wissen, dass ein Mensch bis zu 2,5 Gramm Mikroplastik aufnimmt pro Woche, das ist ungefähr eine Scheckkartengröße reines Plastik. Das hat dann natürlich einen Zusammenhang mit unserer Gesundheit. Deshalb sollten wir in jedem Bereich unseres Lebens darauf achten, wie wir Plastik-Nutzung vermindern oder vermeiden könnten.

AllgäuHIT: Vom Plastikmüll kommen wir zu Mikroplastik. Die kleinen Plastikteilchen wurden erstmals auch in uns Menschen nachgewiesen. Ist damit Plastik überall?

Thomas Mayinger: Leider muss ich das bestätigen, man kann Mikroplastik ja sogar schon in Gletschern nachweisen. Plastik kann ja nicht verrotten, sondern nur zu Mikroplastik werden, jedenfalls sind mir noch keine Organismen in der Natur bekannt, die Plastik wirklich zersetzen könnten. Das heißt wir können diese Tatsache nur ändern, indem wir das Plastik aus der Natur heraushalten und herausholen. Mikroplastik allein wollen wir schon nicht in unserem Körper. Es hat aber auch noch eine ungünstige Begleiterscheinung, denn es bindet sehr gerne Schadstoffe und Schwermetalle an sich, die dann durch die Aufnahme auch in unseren Körper kommen. Auch wenn unser Körper viel aushält und sich durch die Zellerneuerung regeneriert, sollte man dennoch drauf achten, dass man so wenig wie möglich davon aufnimmt.

 

Mit kleinen Schritten täglich etwas für die Gesundheit tun

AllgäuHIT: Dein Rezept lautet ja regelmäßig kleine Dinge für die Gesundheit tun. Vielen fällt es aber ziemlich schwer, sich regelmäßig zum Sport zu überwinden. Was kann man dagegen tun?

Thomas Mayinger: Das ist unser berühmter Schweinehund, wegen dem das Thema Rituale für uns Menschen sehr wichtig wird. Unser Gehirn mag das, was wir jeden Tag aus Gewohnheit machen, sehr gerne und will das dann auch machen. Es denkt nicht darüber nach, ob bestimmte Dinge aus dem bewegungs- oder physiologischen Aspekt Sinn machen. Deswegen sind es die kleinen Handlungen, die da entscheidend sind. Man muss also nicht direkt mit dem Joggen anfangen, sondern kann zunächst einmal mit einem 10-minütigen Spaziergang beginnen. Wenn man klein anfängt, kann man sich Schritt für Schritt steigern und daraus dann ein regelmäßiges Ritual machen. Dann fällt das Sportmachen irgendwann auch gar nicht mehr schwer.

AllgäuHIT: Es gibt aber ja auch physiologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Wie wirkt sich das aus in Bezug auf die Gesundheit?

Thomas Mayinger: Es ist wichtig zu verstehen, dass wir zwar die gleichen Sinneszellen und -organe haben. Frauen haben aber zum Beispiel mehr Kapazität im Gehirn für Informationsaufnahme. Wenn man entsprechende Statistiken ansieht, sind Frauen folglich von Spannungskopfschmerzen viel häufiger betroffen. Deshalb gibt es für Männer und Frauen unterschiedliche Ansätze, wie man Gesundheit wahrnehmen kann. So reicht bei Männern häufig allein Bewegung, um zu entspannen, Frauen brauchen meistens noch eine Entspannungstechnik dazu.

AllgäuHIT: Ist Bewegung die ehrlichste Antwort? Wie hat eine Kommilitonin von mir immer gesagt, Bewegung würde man nie bereuen.

Thomas Mayinger: Das unterschreibe ich so. Wir haben ja schließlich einen Bewegungsapparat, keinen Liegeapparat.

Die Allgäuer Müllchallenge findet vom 24. September bis zum 9. Oktober statt.

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Written by: Redaktion

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