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Events & Kultur

Allgäuer Freilichtbühne Altusried: Darum ist sie etwas Besonderes

today12. Juli 2023 75

Hintergrund
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Seit Samstag läuft auf der Freilichtbühne in Altusried das Stück "Ronja Räubertochter". Mit dabei sind – wie seit vielen, vielen Jahren, Christian und Birgit Kaps und ihr Sohn Jacob. Sie können jede Menge über die Geschichte der Freilichtbühne, was sie für die Bewohner Altusrieds bedeutet erzählen und auch, wie die ersten beiden Aufführungen in diesem Jahr waren.

Seit beinahe 40 Jahren ist Christian Kaps bei der Freilichtbühne Altusried aktiv dabei, genauer gesagt seit 1986. Seitdem war er bei beinahe allen Aufführungen mit dabei. Im richtigen Leben ist er kaufmännischer Angestellter und Regionalleiter. Auch seine Frau Birgit engagiert sich seit Langem bei der Freilichtbühne, sie ist seit 1999 in den verschiedensten Funktionen dort tätig, in diesem Jahr war sie zum ersten Mal Regieassistentin. Und auch Sohn Jacob ist von klein auf mit dabei. Der 10.-Klässler stand schon 2010 das erste Mal auf der Bühne.

Die Freilichtbühne Altusried ist für Familie Kaps übrigens aus einem ganz bestimmten Grund etwas ganz Besonderes: Bei der Premiere von Wilhelm Tell im Jahr 2002 hat bei Christian und Birgit Kaps sprichwörtlich der Blitz eingeschlagen: "Die Premiere war gut gelaufen, und danach lagen sich alle in den Armen, und man hat sich umarmt, und dann hat es bei mir gefunkt. Und innerhalb kürzester Zeit waren wir dann zusammen!", erzählt Birgit Kaps. 

Eine tolle Premiere

Auch in diesem Jahr gibt es ein Liebe auf der Bühne: Eine Besetzung von Ronja und Birk sind ein im wirklichen Leben ein Liebespaar. Das waren sie schon vor der Premiere des Stückes am vergangenen Samstag. Ronja Räubertochter kam dann endlich in Altusried auf die Bühne – bereits 2020 wurde es einstudiert, ebenso wie 2021, in beiden Jahren funkte aber Corona dazwischen. Eine ganz besondere Premiere also in diesem Jahr – findet auch Familie Kaps: "Ich fand es ziemlich überwältigend, wir waren ja nahezu ausverkauft und auch das Publikum war super", sagt Christian Kaps, "ich glaube, alle Mitwirkenden hatten richtig Lust, endlich loszulegen. Es war eine rundum gelungene Sache!" Und auch seine Frau war überwältigt: "Wir hatten eine richtig dufte Aufführung, nach dieser langen Probezeit war es noch einmal ein richtiger Push, und wir haben, glaub ich, ganz gut gespielt!"

Zwar gab es 2021 bereits ein Audio-Work des Stückes, "aber das ist eben doch nicht das Gleiche, als wenn man auf der Bühne steht. Ich glaube, viele waren auch sehr gerührt am Samstag, nachdem es nun endlich losgegangen war", sagt Birgit Kaps. Ihr Mann ergänzt: "Es war eine lange Anlaufphase, die sich glaube ich aber ausgezahlt hat. So gut und so intensiv geprobt sind wir selten in eine Aufführung gestartet. Wir sind ja mit dem Stück jetzt drei Jahre lang gewachsen und ich glaube, das spiegelt sich auch wieder!"

Für Birgit Kaps war diese Premiere auch von dem her eine ganz Besondere, weil sie erstmals als Regieassistenz tätig war. "Es war anders, weil ich das Stück von Anfang an begleitet habe. Seit wir intensiv mit den Proben angefangen haben, also Ende Februar, konnte ich genau beobachten, wie sich unsere vier jugendlichen Hauptdarsteller entwickelt haben, das war total spannend: Wie sie miteinander umgehen, wie sie das umsetzen – schließlich hat jeder seine ganz spezielle Art, zu spielen. Jeder ist toll, jeder hat seine Stärken in bestimmten Bereichen. Auch wie unser Regisseur Christian Müller das Stück entwickelt hat, was er aus den Leuten rausgeholt, das war für mich ganz besonders faszinierend!"

Warum ist die Freilichtbühne so besonders?

Auch in diesem Jahr sind wieder sehr viele Mitwirkende bei der Allgäuer Freilichtbühne in Altusried am Start: Auf der Bühne zwischen 140 und 150 Leute, darunter sind alleine 40 Kinder und rund 30 Jugendliche. "Das ist natürlich ganz toll, dass so viele junge Leute auch wieder mit dabei sind!", sagt Christian Kaps. Dazu kommen Feuerwehr und Rotes Kreuz, Platzanweiser, Leute die die Schauspieler verpflegen – diese Aufgabe haben in diesem Jahr die Altusrieder Vereine übernommen. 

Hinzu kommen all diejenigen, die sich um das Bühnenbild oder um die Kostüme kümmern, Leute, die Babysitter spielen und solche, die sich um die Betreuung der schauspielernden Kinder kümmern. Nicht zu vergessen die beiden Jugendlichen, die in der Requisite arbeiten. Oder die Tontechniker, "die sich ins Zeug hängen und die ganz nervös werden, wenn irgendwo ein Mikro knackt und dann in alle Winkel springen, um das sofort zu beseitigen", so Birgit Kaps. 

Bei Ronja Räubertochter sind auch Pferde und Ziegen in die Aufführung involviert – deren Besitzer stellen die Tiere zur Verfügung, begleiten sie, trainieren sie auch teilweise. 

"Es ist tatsächlich etwas ganz Besonderes", sagt Christian Kaps, "Man kann das auch ganz schwer beschreiben, man muss es erlebt haben, es bringt einfach Alt und Jung, Mann und Frau, Hell und Dunkel, Menschen jeglicher Ausrichtung zusammen. "Man spielt dort gemeinsam Theater, oft ganze Familien. Ich bin auch familiär geprägt, mein Vater hat schon vor vielen Jahren mitgespielt!" Und der Vater brachte den Spaß am Spiel in die Familie: Bei manchen Aufführungen hat die gesamte Familie mitgespielt, Christian Kaps, seine drei Brüder und seine Eltern, und die dazugehörigen Schwiegertöchter. Auch in diesem Jahr ist die gesamte Familie mit dabei. "Man erlebt im Freilichtspiel so eine riesige integrative Kraft, durch die Menschen, die zu ihrem Hobby kommen, die zusammen kommen und es ist egal, wer was für einen Hintergrund hat!" Für Kaps ist es etwas ganz Besonderes: "Und ich glaube, wer im Dorf neu ist und Leute kennenlernen will und mitmacht, der findet sofort in die Dorfgemeinschaft und knü+ft ganz viele neue Kontakte!"

Das kann auch Birgit Kaps bestätigen. Sie ist keine gebürtige Allgäuerin und kam Anfang der 1990er Jahre aus Niedersachsen nach Altusried. Bei der Freilichtbühne hat sie 1990 als Inspizientin begonnen, "ich hatte dann so ein bisschen Bammel, dachte, die Allgäuer oder die Altusrieder wollen sich von mir nichts sagen lassen, wann sie auftreten müssen oder ähnliches. Aber das war für mich so eine Initialzündung, so richtig, wirklich im Dorf eine Heimat zu finden, das war sehr schön! Man kannte dann alle Leute, man grüßt sich beim Einkaufen, man hat viel zusammen gelacht hinter den Kulissen und viel erlebt. Und ich glaube, das ist uns dieses Jahr auch wieder sehr, sehr gut gelungen, weil viele neue Mitwirkende dabei sind, ganze Familien! Für die ist das ja ganz neu und ich hoffe, dass viele auch den Spaß daran behalten und auch weiterhin mitmachen." Ganz besonders, so Birgit Kaps, ist auch, dass viele verschiedene Berufsgruppen vertreten sind, die vielleicht sonst im normalen Leben gar nicht viel miteinander zu tun hätten. "Und das Spannende ist, dass alle gleich sind hinter den Kulissen, das macht riesig viel Spaß!"

Auch Sohn Jacob wirkt gerne bei der Freilichtbühne mit. Natürlich, weil er gerne Theater spielt, aber auch, weil er dort viele Freunde und Bekannte trifft und mit ihnen auch abseits der Bühne viel Zeit verbringen kann. 

Die Anfänge der Freilichtbühne

Seit wann es die Freilichtbühne in Altusried gibt, darüber gibt es verschiedene Geschichten, sagt Christian Kaps. Das erste belegbare Theaterstück unter freiem Himmel war 1879 der Bayerische Hiasl, erzählt er. Gespielt wurde in unregelmäßigen Abständen, "da waren auch mal 7, 8 Jahre dazwischen, bis wieder ein neues Spiel aufgeführt wurde, und während des Zweiten Weltkriegs war auch eine Pause." Seit den 1950er Jahren wurde dann wieder Theater gespielt in Altusried, erst unregelmäßig, dann alle 5 Jahre.

Als Zäsur kann man das Jahr 1982 bezeichnen, als Regisseur Hanns Schuschnig sich nach seiner Anstellung als Intendant am Theater in Hermannstadt in Altusried niedergelassen hat. "Wir hatten richtig Glück, dass er zu uns nach Altusried kam. Er hat dann 1982 ein neues Zeitalter eingeläutet mit dem Wilhelm Tell und hat dann über viele Jahre das Freilichtspiel begleitet, er war in Personalunion Regisseur, Bühnenbildner und hat auch die Kostüme gemacht", so Kaps. Schuschnig war bis 1999, als auch die Tribüne neu gebaut wurde, der Regisseur in Altusried. Seit 2002 spielen die Altusrieder nun mit wechselnden Regisseuren, im dreijährigen Rhythmus das große Freilichtspielen und in den Zwischenjahren ein Familienstück oder Märchen, so wie jetzt eben Ronja Räubertochter.

Freiheit und Gerechtigkeit

Wilhelm Tell, Andreas Hofer, Robin Hood, Don Quixote, Götz von Berlichingen, Ronja Räubertochter – das ist nur eine kleine Auswahl der Stücke, die bereits auf der Allgäuer Freilichtbühne in Altusried aufgeführt wurden. Geht es also um (Volks)helden? Nein, sagt Christian Kaps. "Es geht, denke ich, immer auch um das große Thema Freiheit, das begleitet uns durch fast alle Stücke! Freiheit. Und Gerechtigkeit!"

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Geschrieben von: Redaktion

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