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Panorama

Ukrainische Psychologin arbeitet in Memminger KiTa

today22. Dezember 2022 16

Hintergrund
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Thomas Geyer, Fachberater für Kindertageseinrichtungen bei der Stadt Memmingen, nennt es eine Win-win-Situation: seit dem 1. Oktober arbeitet Yevheniia Kelhankina, die im März mit ihrer Tochter aus der Ukraine in das Allgäu geflüchtet ist, als pädagogische Hilfskraft im Memminger Fröbel-Kindergarten. Zustande gekommen ist dieses Arbeitsverhältnis durch eine Kooperation des Jobcenters Memmingen mit der Stadt Memmingen.

Als sich im Juni diesen Jahres alle in Memmingen untergekommenen, ukrainischen Geflüchteten beim örtlichen Jobcenter arbeitslos melden mussten, war für Norbert Schreff, Geschäftsführer des Memminger Jobcenters, und Ramona Haase, Teamleiterin der dortigen Arbeitsvermittlung, schnell klar: unter den ukrainischen Geflüchteten befinden sich im pädagogischen Bereich sehr gut qualifizierte Menschen, die in Memminger Kindertageseinrichtungen gerade dringend als Arbeitskräfte gesucht sind. „Hier wollten wir schnell tätig werden und diese Chance sowohl für die Geflüchteten, wie auch für die Kindereinrichtungen nutzen“, berichten Norbert Schreff und Ramona Haase.

Zügig war der Kontakt zur Stadt Memmingen hergestellt und es fand im Sommer eine gemeinsame Veranstaltung statt, zu der ca. 20 ukrainische Geflüchtete – überwiegend Frauen – mit pädagogischer Vorbildung eingeladen waren. Bernhard Hölzle, der Leiter des Amts für Kindertagesstätten, stellte zusammen mit Ramona Haase und Dolmetschern den Eingeladenen die Einstellungsmöglichkeiten bei der Stadt Memmingen vor. Da für viele Teilnehmerinnen die deutsche Sprachhürde noch zu groß war, kam es letztlich zu zwei Einstellungen von Ukrainerinnen in Memminger Kindertageseinrichtungen.

Eine der beiden Frauen ist Yevheniia Kelhankina. Die 38-Jährige, die im März mit ihrer achtjährigen Tochter aus ihrer von der russischen Armee besetzten Heimatstadt nach Deutschland geflüchtet war, bringt eine breite Vorbildung mit: nachdem sie in der Ukraine ursprünglich eine Ausbildung als Musiklehrerin absolviert hatte, sattelte sie nach einigen Jahren Berufserfahrung ein Musikpädagogik- sowie ein Psychologiestudium auf. Zuletzt arbeitete sie in der Ukraine in einem Kindergarten, in dem auch Kinder mit besonderem Förderbedarf, u.a. autistische Kinder, untergebracht waren. Berufsbegleitend absolvierte sie dabei noch Zusatzqualifikationen zur Kunsttherapeutin und im Bereich Neurologie – und ist damit ein sehr gutes Beispiel für die hohe berufliche Qualifikation vieler ukrainischer Geflüchteter. „Wir profitieren sehr von Frau Kelhankinas Wissen“, freut sich Julia Wagner, stellvertretende Leiterin des Fröbel-Kindergartens. „Da wir ein integrativer Kindergarten sind, sind wir äußerst froh, mit Frau Kelhankina jemanden zu haben, der spezielles Fachwissen auf diesem Gebiet mitbringt.“ Im Kindergarten ist auch ein Kind aus der Ukraine untergekommen – hier kann die ukrainische Psychologin ebenfalls bestens bei dessen Eingewöhnung helfen.

Eine Hürde ist noch die deutsche Sprache – aber hier können sowohl Julia Wagner, die selbst Russisch zumindest versteht, als auch Erzieherin Elena Bergen, die als Kind mit ihrer Familie aus Kasachstan nach Deutschland gekommen ist und fließend Russisch spricht, gut unterstützen. Schließlich spricht Yevheniia Kelhankina neben ukrainisch auch diese Sprache. Um Deutsch zu lernen besucht Yevheniia Kelhankina jeden Vormittag einen Integrationskurs. „Ich bin sehr froh, hier arbeiten zu können“, erzählt sie.“ Die Arbeit macht viel Freude und gibt Sinn – und lenkt mich gleichzeitig von Gedanken an meine Familie und das, was gerade in der Ukraine passiert, ab. Dazu lerne ich jeden Tag besser Deutsch – viel mehr, als wenn ich nur den Deutschkurs besuchen würde.“

Die Kindertageseinrichtungen in Memmingen leiden unter dem aktuellen Fachkräftemangel. „Eine Vollzeitstelle im Fröbelkindergarten können wir seit Monaten nicht besetzen“, berichtet Thomas Geyer. „Wenn wir berücksichtigen, dass in sehr vielen Einrichtungen Personal fehlt, dann betrachte ich es als Glücksfall, dass wir diese beiden Ukrainerinnen einstellen konnten“, sagt Oberbürgermeister Manfred Schilder. Da ihre in der Ukraine erworbene berufliche Aus- und Vorbildung in Deutschland momentan nicht anerkannt ist, musste Yevheniia Kelhankina von der Stadt zunächst als pädagogische Hilfskraft eingestellt werden. Erreicht sie das Sprachlevel B2 in Deutsch, steht für sie ein Wechsel zur Pädagogischen Fachkraft möglich, die der Eingruppierung einer/es Erzieher/in entspricht.

Wie es langfristig für Yevheniia Kelhankina weitergeht, ist noch offen – derzeit kann niemand sagen, ob und wann eine Rückkehr für sie und ihre Tochter in die Ukraine möglich sein könnte. Aber das ist momentan für niemanden im Kindergarten und bei der Stadt Memmingen ein Problem: „Wir freuen uns, dass Frau Kelhankina bei uns ist. Es profitieren beide Seiten sehr davon – unabhängig davon, wie lange sie letztlich in Deutschland bleiben wird“, bestätigen Julia Wagner und Thomas Geyer einstimmig. Und die Ukrainerin ergänzt: „Ich fühle mich sehr wohl hier. Ich bin überall in Deutschland mit so viel Wärme empfangen worden – es ist schön, mich hier im Kindergarten mit meinem Wissen einbringen zu können.“

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Geschrieben von: Redaktion

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