Memmingens OB Schilder schreibt an Konzernleitung von Galeria Kaufhof

Die Warenhauskette Galeria Kaufhof steckt in der Krise. Die Konzernleitung hat die Schließung mehrere Filialen angekündigt. Welche Filialen dies sein werden soll erst im Januar bekannt gegeben werden. Die Angestellen der beiden Allgäuer Filialen in Kempten und Memmingen müssen also zittern. Nun hat sich der Memminger Oberbürgermeister Manfred Schilder in einem Offenen Brief an die Konzernleitung gewandt.

Handel und Wirtschaft hätten gehofft, so Schilder in seinem Brief, dass nach Ende der Auswirkungen der Corona-Pandemie der nötige Aufschwung käme. Der Handel sehe sich jetzt jedoch von den vielfältigen negativen Auswirkungen, die durch den Ukraine-Krieg hervorgerufen wurden, konfrontiert – stark gestiegene Energiepreise, gestörte Lieferketten, zurückhaltende Konsumlaune. Zur Unternehmenssanierung habe auch die Warenhauskette Galeria Kaufhof ein Schutzschirmverfahren einleiten müssen, weswegen umfangreiche Filialschließungen im Raum stünden.

In Memmingen, so Schilder weiter, bestehe die Filiale seit bald 50 Jahren und er hoffe, dieses Jubiläum auch feiern zu können. Die Gemeinde blicke mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen des Konzerns und die Auswirkungen auf Memmingen. Für Memmingen sei die Galeria Kaufhof-Filiale von großer Bedeutung, da sie aus einem weiten Umkreis Kunden anziehe. Ein Blick auf die Verkaufsfläche verdeutliche die Bedeutung der Filiale für Memmingen: Der Anteil des Warenhauses betrage knapp ein Viertel der gesamtinnerstädtischen Verkaufsfläche. Daher drohe bei einer Schließung ein enormer Attraktivitätsverlust Memmingen als Einkaufsstadt. Außerdem würden viele Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Schilder hat sich bereits im Jahr 2020 an die Konzernleitung gewandt. Bereits damals habe er die umfangreichen Maßnahmen Memmingens zur Stärkung des Ainzelhandels und zur Attraktivierung der Innenstadt geschildert: Historische Plätze seien neu gestaltet worden, neue Quartiere geschaffen und die gesamte Fußgängerzone grundlegend saniert. Aktuell werde mit der Instandsetzung der historischen Stadtmauer ein neu erlebbarer Anziehungspunkt geschaffen. Dies habe in Folge zu weiteren Investitionen im privaten Sektor in Millionenhöhe geführt. Heute präsentiere sich Memmingen für Besucher und Kunden als moderne Einkaufsstadt mit Flair.

Die Zahlen unterstrichen diese Entwicklung: Ein positiver Pendlersaldo von über 12.000 Personen, ein Bevölkerungswachstum in den vergangenen zehn Jahren von 8,5 Prozent, ein großer einzelhandelsspezifischer Verflechtungsbereich von über 200.000 Persohnen sowie eine überdurchschnittliche Kaufkraftkennziffer vonb 102,4 Punkten. Weiter hebt Schilder die guten infrastrukturellen Voraussetzungemn durch die Autobahnen A7 und A96, den Allgäu Airport Memmingen sowie die elektrifizierte Bahnlinie nach München und Zürich hervor.

Memmingen setzt weiter auf Attraktivität

Derzeit bereite sich Memmingen auf das Jubiläumsjahr 2025 vor, in dem die Verabschiedung der 12 Bauernartikel – eine der frühesten Erklärungen der Freiheitsrechte im Jahr 1525 – gefeiert wird. Dazu werde der zentrale Weinmarkt neugestaltet, welcher sich lediglich 250 Meter von Galeria entfernt befindet. Weitere Anziehungspunkte sollen durch das Lichtkonzept sowie durch die Aufwertung des Wallgrabens geschaffen werden.

Ein weiterer Ansatz sei eine gezielte Verkehrslenkung, um die Kunden direkt zu den freien Parkplätzen zu führen. Hier könne auch das Galeria-Parkhaus eingebunden werden. Parallel dazu werde das Rosenviertel, eine rund 7.000 Quadratmeter große Fläche direkt am Bahnhof gelegen, komplett neu überplant und bebaut.

"Der Stadt Memmingen liegt der Einzelhandel sehr am Herzen. Dazu zählt insbesondere auch Ihr Warenhaus, welches aus der örtlichen Einzelhandelslandschaft nicht wegzudenken ist. Trotz der aktuell herrschenden Herausforderungen bin ich der Überzeugung, dass das Erfolgsmodell Warenhaus in Memmingen eine Zukunft hat. Dies zeigt auch das von Buero.de bekundete Interesse an der Übernahme der örtlichen Galeria-Filiale. Vor diesem Hintergrund bitte ich Sie, den Standort Memmingen langfristig weiterzubetreiben. Nach Aussage der jeweiligen Hausgeschäftsführer war der Betrieb des Warenhauses in Memmingen – vor der Corona-Pandemie – zu keiner Zeit ein Verlustgeschäft. So bin ich der Überzeugung, dass Galeria Memmingen auch die aktuell herrschende Krise erfolgreich meistern kann!", schreibt Schilder abschließend.