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Die Hochschule Kempten plant sich mit zwei neuen Gebäuden, auf dem Seitz-Gelände und auf dem Campus, zu erweitern. Eines von den zwei neuen Bauten soll noch in 2023 fertig gestellt werden. AllgäuHIT hat mit dem Hochschulpräsidenten Prof. Dr. Wolfgang Hauke über die anstehenden Projekte und eventuelle Schwierigkeiten gesprochen.
Herr Hauke, die Hochschule Kempten hat vor sich zu erweitern. Ist denn der Bedarf so groß?
Wolfgang Hauke: "Also der Bedarf ist auf jeden Fall da. Wobei man dazu sagen muss, der große Bau, den wir da vor haben, der sogenannte sechste Bauabschnitt und wahrscheinlich der letzte in nächster Zeit, beinhaltet hauptsächlich Forschungsflächen und geht damit nicht auf Basis von mehr Studierenden. Momentan sind wir in ganz Kempten verteilt mit mehreren Mietobjekten. Wir werden auch weiter anmieten müssen, wahrscheinlich noch zwei Mietobjekte in Kempten, weil der sechste Bauabschnitt mit Sicherheit noch etwas dauern wird. Also es sind hauptsächlich Forschungsflächen, aber auch Seminarräume und insbesondere auch Büroräume geplant, weil wir platzen aus allen Nähten. Wir haben ja doch einige Ressourcen bekommen für die Forschung, aber auch für die Lehre und die müssen wir irgendwo unterbringen."
Dann wird es also ein neues großes Gebäude für die Hochschule geben?
Wolfgang Hauke: "Zwei Gebäude. Erstens der sechste Bauabschnitt, der auf das alte Seitz-Gelände kommen wird. Das Gebäude ist inzwischen auch geräumt, es sind keine weiteren Mieter mehr drin und wir sichern das sozusagen gerade ab. Aber wir haben ja auch die High-Tech-Agenda in Bayern bekommen und damit ist auch einiges an Personal zu uns gekommen. Innerhalb dieser High-Tech-Agenda haben wir auch Mittel bekommen für einen Modulbau. Das ist ein Bau, der aus Modulen besteht, der aber auf Dauer angelegt ist und den haben wir mit Fertigstellung bis November 2023 versprochen bekommen. Da sind wir auch in der konkreten Planung schon relativ weit. Die Ausschreibung war schon, wir haben nächste Woche wieder einen Termin mit dem staatlichen Bauamt, bei dem wir den neuesten Stand erfahren. Die Gelder müssen im Jahr 2023 ausgegeben werden, deswegen sind wir da guter Hoffnung, dass wir den Modulbau hinbekommen.Im ersten Stock werden Büros sein und im Erdgeschoss Seminarräume und ein Labor für Robotik."
Wo wir der Modulbau hin gebaut? Wird der mit auf das Seitz-Gelände geplant oder bekommt er sein eigenes Gelände?
Wolfgang Hauke: "Nein, das ist direkt neben der Mensa. Da ist noch ein Platz, wo ein Teil des Modulbaus drauf passt. Da werden wahrscheinlich auch ein paar Parkplätze umverlegt werden."
Wie viele Fördermittel hat die Hochschule denn erhalten, wenn man fragen darf?
Wolfgang Hauke: "Also für den Modulbau, ich denke, dass kann man sagen, haben wir insgesamt 4,3 Millionen Euro bekommen. Das klingt nach viel, ist es aber nicht. Das ist nicht ausreichend um alle Plätze und alle Stellen unterzubringen in diesem Modulbau. Es muss fundamentiert werden, die Anschlüsse an die übrige Hochschule müssen gemacht werden und die Planung kostet natürlich auch Geld. Aber wir sind froh, dass wir es bekommen. Aber da kann man konkret sagen, da sind wir gedeckelt auf die 4,3 Millionen. Wie das aussieht mit dem sechsten Bauabschnitt, das ist natürlich eine vollkommen andere Größenordnung. Wir sprechen da von über 8.000 Quadratmeter Hauptnutzfläche, das bedeutet wahrscheinlich so 12 bis 13.000 Quadratmeter Nutzfläche mit den ganzen Verkehrsflächen dazu. Da ist gerade der Status, dass da eine neue Kostenschätzung gemacht werden muss für das Finanzministerium. Das machen nicht wir, sondern das staatliche Bauamt und das ist sehr umfangreich. Wir warten jetzt schon einige Zeit drauf und hoffen, dass die bald kommt. Der Raumplan, auf dem die Kostenschätzung beruht, ist aber schon genehmigt vom Wissenschaftsministerium und vom Bauministerium."
Kann es denn durch die aktuelle Weltlage und die steigenden Energiekosten noch zu Verhinderungen kommen?
Wolfgang Hauke: "Da gibt es eine Finanzierung, die eigentlich jetzt in einem Rahmen schon genehmigt ist. Aus meiner Sicht kann es jetzt eigentlich keine Verhinderung mehr geben für diesen Bauabschnitt. Wir wüssten auch nicht, wie wir sonst die Leute und die Forschungsflächen unterbringen. Und die Mietobjekte verstreut auf Kempten machen wenig Sinn an der Stelle, das ist nicht effizient, weil die Studierenden zu diesen Forschungsflächen natürlich auch hin müssen. Sie haben viele Wege, das heißt wieder Energie. Da muss man dann mal in den sauren Apfel beißen und muss die heutigen Baukosten auch akzeptieren. Aber ich bin da guter Hoffnung, dass wir das hin bekommen."
In welchen Bereichen wird denn an der Hochschule Kempten geforscht?
Wolfgang Hauke: "Das ist natürlich vielfältig welcher Forschung wir da nach gehen. Unser Kerngeschäft ist die Lehre mit unseren 5.500 – 6.000 Studierenden, je nachdem zu welchem Zeitpunkt sie gerade messen. Aber eine gute Lehre lebt auch davon, dass es Forschungsbereiche gibt und die Studierenden während ihres Studiums auch in Forschungsprojekten an der einen oder anderen Stelle involviert werden. Dadurch sind sie einfach praxisbezogen und up to date in dem jeweiligen Bereich der Lehre. Wir haben vier Forschungsbereiche an der Hochschule recht global benannt: Energie, Mobilität, Produktion, und soziale Innovation. Wir decken eigentlich alle technischen Gebiete ab, die wir auch in der Lehre abdecken und haben dort Forschungsprojekte. Aber auch in den sozialen Innovationen, das heißt auch im Bereich soziale Gesundheit machen wir relativ viel. Da haben wir den Vorteil, dass wir das Bayrische Zentrum Pflege Digital an der Hochschule haben. Wir werden uns an der Hochschule noch mehr auf unsere forschungsstarken Bereiche comitten, da sind wir gerade in der Findungsphase in welchen Bereichen wir besonders forschungsstark sind. Das müssen wir intern noch abklären. Das hängt jetzt wieder mit dem Hochschul-Innovationsgesetz zusammen, weil wir für die forschungsstarken Bereiche das Promotionsrecht bekommen. Das ist natürlich ein Anreiz für die jungen Menschen nach dem Studium als wissenschaftliche Mitarbeiter in solche Forschungsprojekte rein zu gehen, weil einfach die persönliche Weiterqualifikation mit der Promotion dann gegeben ist. Ein Bereich ist aber ganz klar. Das ist der Bereich der Fahrerassistenzsysteme und vernetzten Mobilität, wo wir in Benningen eben diesen Standort haben neben der Teststrecke. Also da sind wir auf jeden Fall mit dabei. Wie weit man das Themengebiet dann fassen will, das müssen wir dann anschauen."
Wie viele Gebäude hat dann die Hochschule aktuell angemietet?
Wolfgang Hauke: "Also ich muss gerade selber nach zählen. Das bayrische Zentrum ist an der alten Bleiche unten, dann haben wir hier im Haubenschloss und im Fischerösch jeweils ein Mietgebäude und wir sind gerade dabei ein weiteres Mietgebäude anzumieten für den Bachelorstudiengang Pflege. Das ist noch nicht unterschriftsreif, deshalb kann ich da noch nichts genaueres zu sagen. Wir sind natürlich in Benningen, aber der Standort wird auch bleiben, weil wir da mit der Teststrecke verbunden sind. Eigentlich sind wir sogar mit dem Tourismus in einem Mietgebäude drin, das ist aber am Campus, das würde ich jetzt da nicht mit zählen. Dann haben wir das KLEVERTEC, das ist bei der Allgäuer Zeitung gegenüber. Das Problem der Mietobjekte besteht natürlich unter anderem darin, dass die nie explizit ideal für diese Forschungsbereiche sind. Wenn sie eine 5-Achs-Fräsmaschine irgendwo hin stellen, dann brauchen sie auch ein Fundament dafür und eine Umgebung dazu. Das ist in einem bestehenden Gebäude immer schwierig nach zu rüsten, kostet viel Geld und ist doch zeitlich beschränkt. Insofern sind wir froh, wenn wir da jetzt den Schritt mit der Kosteneinschätzung weiter kommen und für den sechsten Bauabschnitt zumindest mal ein Spatenstich statt finden kann oder das alte Gebäude abgerissen wird. Wir sind schon sehr froh, dass wir eine der wenigen Hochschulen sind, die eine derartige Erweiterung noch auf dem Campus machen können und der Campus trotzdem ja stadtnah ist."
Geschrieben von: Redaktion