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Hagel, Starkregen, Stürme oder Trockenheit: Aufgrund des Klimawandels bedrohen Wetterextreme mittlerweile regelmäßig die Ernten der bayerischen Landwirte. Immer mehr Landwirte in Bayern versichern sich deshalb gegen Extremwetter. Aber wie sieht es im Allgäu aus?
Immer mehr Landwirte versichern sich gegen Extremwetter, wie das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten mitgeteilt hat. Trockenheit, Starkregen, Stürme, Hagel: Mit dem Klimawandel bedrohen Wetterextreme mittlerweile regelmäßig die Ernten der bayerischen Landwirtsfamilien. Allein die Ertragsschäden, die solche Unwetter in diesem Jahr in weiten Teilen des Freistaats auf den Feldern und Fluren verursacht haben, werden von Experten auf mehr als 100 Millionen Euro geschätzt.
Aus diesem Grund unterstützt der Freistaat seit diesem Jahr als erstes Bundesland die Absicherung landwirtschaftlicher Betriebe gegen solche Schäden durch eine Mehrgefahrenversicherung. Aber wie sieht es hier im Allgäu aus? Sind die Ernten der Landwirte auch zunehmend durch Extremwetter bedroht? Michael Gabler ist ein Landwirt aus Oy Mittelberg und stellvertretender Kreisobmann beim Bayerischen Bauernverband.
AllgäuHIT: Herr Gabler, wie nehmen die regionalen Landwirte den Klimawandel wahr?
Michael Gabler: Ich denke, dass es selbst in der kleinen Region Allgäu bereits Unterschiede gibt. Das haben wir diesen Sommer während der Trockenphase gut gesehen: Direkt an den Bergen gab es in der Staulage ausreichend Niederschlag, während die Situation auf einer Schotterebene in Memmingen bereits eine andere sein konnte. Die Landwirtschaftsfläche im Oberallgäu besteht zu 98 % nur aus Grünland, während im Unterallgäu bereits große Ackerbauflächen existieren. Aufgrund dieser Unterschiede gibt es natürlich große Unterschiede in der Vorsorge und in anderen Aspekten. Eine definitive Antwort ist daher nicht möglich.
AllgäuHIT: Aber macht sich das Extremwetter auch im Allgäu bemerkbar?
Michael Gabler: Wir spüren natürlich, dass extreme Wetterlagen häufiger auftreten, aber im südlichen Landkreis, im Oberallgäu, würde ich sogar sagen, dass wir bis jetzt eher von diesen Veränderungen profitieren. Wir haben längere Vegetationsphasen; beispielsweise beginnen der Weideaustrieb im Frühjahr und das Mähen mindestens 14 Tage früher als noch vor 25 Jahren. Vor allem dieses Jahr ist der erste Frost viel später eingetreten. In meiner Kindheit hatten wir normalerweise Anfang September den ersten Frost, woraufhin das Graswachstum endete. Jetzt haben wir Mitte Oktober, und bisher hatten wir noch keinen Frost. So etwas gab es früher nicht.
AllgäuHIT: Also gibt es hier im Allgäu mittlerweile sogar höhere Erträge als früher. Dennoch ist bayernweit eine Vorsorge gegen Extremwetter wichtig, oder?
Michael Gabler: Ja, definitiv. Gerade in den Ackerbau-Gegenden ist das von großer Bedeutung. Man sollte bedenken, dass in diesen Regionen in der Regel nur eine oder zwei Ernten pro Jahr eingebracht werden. Wenn dann ein Hagelsturm auftritt und die Kultur zerstört, bedeutet das für das betroffene Jahr einen finanziellen Totalausfall. Dieses Problem ist im Grünlandbereich etwas geringer ausgeprägt, da wir hier in der Regel 4-6 Schnitte durchführen, je nach Bedarf. Wenn beispielsweise ein Schnitt im Grünland durch Hagel oder Dürre beeinträchtigt wird, ist das nicht so schwerwiegend wie im Ackerbau, wo die Existenz schnell auf dem Spiel steht.
AllgäuHIT: Abgesehen vom Klimawandel hat sich in der Landwirtschaft in den letzten Jahrzehnten einiges geändert. Welche Themen haben an Relevanz gewonnen?
Michael Gabler: Stichwörter wie Massentierhaltung oder Überdüngung sind negative Schlagworte, die heute in der Landwirtschaft relevant sind. Dabei muss ehrlicherweise gesagt werden, dass wir in der heutigen Zeit besser aufgestellt sind als je zuvor. Ein Teil unseres Wissens stammt vielleicht noch aus vergangenen Zeiten, aber wir düngen präziser und mit geringeren Mengen, und es wird weniger Pflanzenschutzmittel verwendet. Früher dachten wir kaum an Erosionsschutz, doch in den letzten 20 Jahren hat sich hier viel getan.
AllgäuHIT: Mit Blick auf die Zukunft, haben Sie einen Wunsch für die Landwirtschaft?
Michael Gabler: Mein Wunsch wäre, dass die Viehhaltung, insbesondere hinsichtlich des Tierwohls, mehr Planungssicherheit erhält. In diesem Zusammenhang ist es bedauerlich, dass die Tierwohlkommission oder die Borchert-Kommission ihre Arbeit eingestellt hat. Hier hatte man endlich alle Interessenverbände an einen Tisch gebracht, was mir Hoffnung gab. Bei der Planung eines Stalls bindet man sich mindestens 20 Jahre, und da ist die nötige Planungssicherheit unerlässlich. Leider wurde dies von der Politik nicht umgesetzt, und ich wünschte, dass mehr Mut aufgebracht wird, um solche Konzepte zu verwirklichen, damit die Landwirtschaft in Deutschland weiterhin eine Chance hat.
Geschrieben von: Redaktion