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Polizei

Nackt in der Öffentlichkeit: Nur Männer zählen als Exhibitionisten

today12. Juli 2022 13

Hintergrund
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Die Sommersaison ist geprägt von vielen Elementen für die Allgäuer Polizei: Es kommt zu vielen Motorrad- und Fahrradunfällen auf der Straße, weil viele Menschen ihre Freizeit draußen verbringen. Die warmen Temperaturen bringen währenddessen auch viele Exhibitionisten hervor. Warum nur Männer als Exhibitionisten gelten und wie die aktuelle Lage in der Region ist, beantwortet der Allgäuer Polizeipressesprecher Holger Stabik.

AllgäuHIT: Die Frauen verbinden mit dem sogenannten "Exhibitionisten" einen meist nackten Mann in der Öffentlichkeit. Die Männer denken bei diesem Begriff auch an einen nackten Mann – keine nackte Frau also. Wie kommt das? Was hat es mit dem Begriff und den Geschlechtszuweisungen auf sich?

Holger Stabik: Ja, genau richtig. Das ist eine der interessanten Besonderheiten im Strafgesetzbuch. Dort ist festgelegt, was ein Exhibitionist ist bzw. was dort unter Strafe fällt. Das sind die exhibitionistischen Handlungen und diese kann nur ein Mann begehen. Also eine Frau könnte nicht wegen exhibitionistischen Handlungen bestraft werden.

AllgäuHIT: Aber wegen "Erregung öffentlichen Ärgernisses"?

Holger Stabik: Genau, die Erregung öffentlichen Ärgernisses gleicht es sozusagen ein bisschen aus. Die betrifft beide Geschlechter und dort heißt es, dass der- oder diejenige bestraft wird, der oder die öffentliche, sexuelle Handlungen vornimmt und dadurch absichtlich oder wissentlich ein Ärgernis erregt. Da fällt mir ein Fall aus Memmingen ein, da kam es vor Kurzem zu einem öffentlichen Geschlechtsverkehr zwischen zwei Männern und einer Frau, wo sich ein Vierter dadurch gestört gefühlt hat und Anzeige erstattet hat.

AllgäuHIT: Also wäre eine rein nackte Frau in der Öffentlichkeit kein Verbrechen?

Holger Stabik: Ja, so könnte man es zusammenfassen. Eine Frau, die nackt durch die Innenstadt läuft, wäre strafrechtlich nicht zu belangen. Es gibt noch den ein oder anderen Ordnungswidrigkeiten Tatbestand, der entsprechend zur Geltung kommen könnte. Allerdings kann der Frau strafrechtlich kein Vorwurf gemacht werden. Anders sieht es beim Mann aus, wenn er nackt in der Fußgängerzone auftreten würde.

AllgäuHIT: Der Letzte hat sich erst am Wochenende in Wertachtal vor einem Mädchen entblößt. Er sprang nackt aus einem Busch und manipulierte an seinem Glied. Gerade wenn die Männer an sich selbst sexuelle Handlungen vollführen – und das gerade vor Kindern -, wird es ein ernster Tatbestand.

Holger Stabik: Ja genau, das ist tatsächlich die überwiegende Art und Weise, wie solche Delikte bei uns auftreten. Da sind wir in einem Bereich, wo wir definitiv sagen, da hört der Spaß auf. Wir nehmen solche Anzeigen ernst. Wenn uns solche Mitteilungen gemacht werden, dann machen sich die Kolleginnen und Kollegen auf den Weg, fahnden nach dem Tatverdächtigen und wenn sie ihn finden, dann wird er ganz konsequent zur Anzeige gebracht.

AllgäuHIT: Wie hoch ist denn Ihre Trefferquote?

Holger Stabik: Das ist natürlich immer davon abhängig, wie zeitnah eine solche Meldung erfolgt und wie groß das Gebiet ist, in dem sich der Tatverdächtige vielleicht verstecken kann. Aber sie liegt durchaus nicht so gering. Aus dem Bauch heraus gesprochen, würde ich sagen, dass in Rund der Hälfte der Fälle ein Tatverdächtiger ermittelt werden kann.

AllgäuHIT: Vor allem, weil viele mehrmals auftreten und die Chance sich damit erhöht den Täter zu schnappen. Was droht dem Exhibitionisten, wenn er geschnappt wird?

Holger Stabik: Wenn jemand erwischt wird, dann droht ihm eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr. Da macht der Gesetzgeber noch einmal deutlich, dass es sich nicht um eine Belustigung handelt, sondern eine veritable Straftat dahintersteckt.

AllgäuHIT: Vom Alter her ist ja alles dabei, oder? Jüngere und auch ältere Exhibitionisten?

Holger Stabik: Tatsächlich kann man das Alter relativ schlecht eingrenzen. Es sind alle Altersgruppierungen vertreten. Es fängt beim Heranwachsenden an und geht ins hohe Lebensalter. Auch was die Nationalitäten angeht oder den Status der Personen, da erkennen wir komplett unterschiedliche Typen. Man kann nicht sagen, dass eine bestimmte Gruppe hervorstechen würde.

AllgäuHIT: Alle mit einem unterschiedlichen Motiv?

Holger Stabik: Das Motiv ist immer eine Frage. Was erhoffe ich mir davon? Warum muss ich meinen Sexualtrieb in der Öffentlichkeit ausleben? Bei einigen ist sicherlich Unwissenheit dahinter, die nicht wissen, dass es strafrechtlich relevant ist. Oder das Unverständnis darüber, dass sich dadurch jemand gestört fühlen könnte. Oder dass, speziell bei Fragen, dass sie es als übergriffig empfinden. Das mag in bestimmten Situationen sicher dazu beitragen, dass solche Männer keine Scham haben mit entsprechenden Taten an die Öffentlichkeiten zu gehen. Bei anderen könnte es ein Reiz sein erwischt zu werden. Wir können nur mutmaßen, weil die Tatverdächtigen oft keine Angaben machen, was ihre konkrete Motivation war.

AllgäuHIT: Letzte Frage Herr Stabik, steigen aktuell die Zahlen wegen den warmen Temperaturen?

Holger Stabik: Tatsächlich schaut das Jahr 2022 bislang noch relativ unauffällig aus. Wir stehen in diesem Jahr bisher bei 26 gemeldeten Taten. Der Vergleich zu den anderen Jahren ist folgender: 2019 hatten wir 68 gemeldete Fälle, 2020 sogar 95 und im letzten Jahr sind die Zahlen auf 78 zurückgegangen. Dennoch haben Sie Recht. Der Juni ist mit 10 gemeldeten Taten durchaus der Monat, der bislang in diesem Jahr die höchsten Zahlen produziert hat.

 

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Geschrieben von: Redaktion

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