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Was das Wetter angeht ist der Sommer bereits im Allgäu angekommen. Bergsportbegeisterte haben ihre ersten Touren schon hinter sich. In den vergangenen zwei Jahren gab es einen wahren Run auf die Berge. Wie die Natur diese Besuchermassen verträgt und wie man sich in den Bergen richtig verhält, darüber hat AllgäuHIT mit Matthias Keller von der Sektion Allgäu-Kempten des DAV gesprochen.
Herr Keller, wie verträgt die Natur denn die vielen Menschen, die in die Berge strömen?
Matthias Keller: „Das ist natürlich erst mal eine zusätzliche Belastung. Aber auf der anderen Seite ist es ja auch schön, wenn die Leute wieder in die Natur wollen und die Berge erleben. Es geht ja nicht unbedingt um die Menschenmengen an sich, sondern dass man die so verteilt, dass es eben nicht zu einer Hotspot-Bildung kommt. Ich denke es gibt auch mit den Massen, die in die Berge strömen immer noch genügend Ecken, die genauso schön aber eben nicht so überlaufen sind wie die Hotspots. Das ist die Grundherausforderung: die Erholungssuchenden, also die Bergsteiger, so zu verteilen, dass es eben nicht zu einer Bündelung kommt.“
Wie verhalte ich mich denn in den Bergen richtig?
Matthias Keller: „Es gibt bestimmte Regeln die man beachten sollte wenn man sich in der Natur aufhält. Die betont der DAV auch immer in seinen Kursen. Erstmal natürlich möglichst umweltfreundlich anzureisen, also die Öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen oder auch die öffentlichen Parkplätze, also nicht irgendwelche Zufahrtswege zuzuparken. Weiter gilt es, nicht im Wald zu übernachten, nicht zu biwakieren, bestimmte Pflanzen zu schützen bzw. nicht zu pflücken, Wald- und Wildschutzzonen zu beachten, keine Abkürzungen zu nehmen, Müll zu vermeiden und vielleicht sogar mitzunehmen wenn man etwas findet. Wenn es um bestimmte Bergsportarten geht gibt es noch ausführlichere Regeln, für Mountainbiker oder Kletterer beispielsweise.“
Gibt es spezielle Einsteigerkurse von Seiten des DAV?
Matthias Keller: „In der Sektion Allgäu-Kempten gibt es im Sommer und im Winter in den Basiskursen ein Kapitel umweltverträglicher Bergsport, in dem in Seminaren die theoretischen Grundlagen besprochen werden, die dann auf Touren noch vertieft werden. Also umweltfreundliche Anreise zum Beispiel – wie plane ich meine Tour überhaupt im Vorfeld, um Hotspots zu umgehen, wie wähle ich die Tour selbst, um nicht in Schutzzonen zu kommen, wie vermeide ich Abkürzungen, und so weiter. „
Wie kommen Sie an diejenigen heran, die nicht Mitglied im DAV sind?
Matthias Keller: „Es gibt ja auch noch andere Beteiligte im Bereich Umweltbildung und Berge. Im Allgäu sind das beispielsweise das Alpinum oder die Ranger im Naturpark Nagelkette, dort gibt es auch sehr gute Informationskampagnen. Das ist ja das Wichtige, mehr informieren, weniger verbieten. Eine Sensibilisierung der Bergsportler zu erreichen, damit umweltfreundlicher in die Berge gegangen wird. Die Ranger versuchen die Menschen zum Beispiel an besonders frequentierten Parkplätzen oder Orten zu erreichen.“
Was ist in Ihren Augen der beste Ansatz zur Besucherlenkung?
Matthias Keller: „Das ist ein sehr komplexes Thema. Ich glaube, viele die nicht aus der Region kommen und nicht die Alternativen kennen landen auf irgendwelchen Portalen mit Tourenangeboten. Ich denke hier gilt es, ein attraktives Angebot zu stricken, dass auch die Alternativen klar ersichtlich sind: was gibt es sonst noch Schönes in der Region. Dies verbunden mit einem guten Parkraummanagement, damit der Besucher schon früh sieht – dieser oder jener Parkplatz ist jetzt schon voll, da muss ich jetzt nicht auch noch hin – dass der Besucher also schon früh abgefangen wird wäre eine gute Mischung. Aber eben auch mehr Information vorab was es sonst noch gibt an vergleichbaren Touren. Meistens suchen die Leute sich ja raus, was sie an Tag X machen wollen, wie viele Stunden die Tour dauern soll, wo sie einkehren wollen. Wenn man dann sieht wenn man ankommt, dass alles schon voll ist ist es gut, eine Alternative zu haben.
Wenn Tourismusverbände, Alpenvereine, Naturpark und andere gut vernetzt sind und es ein flächendeckendes Besucherlenkungssystem gibt ist das die beste Lösung. Es gibt ja schon verschiedene Konzepte und die Beteiligten sind im Austausch. In den letzten beiden Jahren ist man einfach überrollt worden von den Besuchern, und jetzt geht es darum neu zu denken und Ideen auf den Weg zu bringen.“
Was ist Ihr Tipp?
Matthias Keller: "Warum nicht mal eigene Ziele suchen, abseits der Hotspots? Ich merke das immer wenn ich mal kleine Touren finde, die nicht so überlaufen sind, wenn man sich auch mal auf weniger bekannte Wege begibt ist gleich viel weniger los und es ist auch dort wirklich schön. Das sind für mich die Highlightmomente. Abseits der Hotspots neue Wege entdecken!“
Vielen Dank für das Gespräch!
Geschrieben von: Redaktion