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Zu wenig Nachwuchs, überlastete Pflegekräfte und dazu die Corona-Pandemie: Die Pflegebranche hat derzeit keine einfache Aufgabe. Ähnlich wie in der Medizin geben die Menschen in der Pflege alles, um ältere Mitmenschen oder Menschen mit Beeinträchtigungen jeden Tag zu versorgen. Dass die Pflege eine Berufung ist, die Freude bereitet, weiß Axel Deisting. Er ist der Leiter der Alloheim Senioren-Residenz in Wolfertschwenden im Landkreis Unterallgäu. Seine Mitarbeiter kommen gerne zur Arbeit, die Bewohner freuen sich über viele Angebote und zahlreiche Bewerbungen kommender Azubis liegen bei ihm auf den Tisch. Wie geht das? Darüber hat er im AllgäuHIT SonnTalk mit Ingrid Reitenbach gesprochen.
Die Pflege ist eine harte Arbeit, die häufig mit sehr vielen Überstunden verbunden ist und die wenig Wertschätzung bekommt. Diese Schlagzeilen beherrschen seit Jahren die Nachrichten. „Das Thema des Fachkräftemangels beschäftigt uns alle“, sagt Leiter Axel Deisting. „Jede Einrichtung muss für sich einen eigenen Weg finden diesem Thema zu begegnen und weiterhin die Bewohner gut zu versorgen.“ In der Alloheim Seniorenresidenz leben aktuell 68 Bewohner, um sie herum arbeiten 80 Köpfe im Personal oder auch in der hauseigenen Wäscherei. „Es ist wichtig, dass das Personal zufrieden mit der Arbeit ist – auch nach Stresssituationen. Das ist unser Credo.“ Die Corona-Pandemie hat für einige Stressfaktoren gesorgt, mit denen die Mitarbeiter gelernt haben umzugehen. „Niemand wusste zu Beginn, wie damit umzugehen ist. Alloheim hat ein Notfallhandbuch entwickelt und mit der Zeit haben wir mit den Erfahrungen gelernt.“ Neben dem Umgang mit der Pandemie war und ist die Impfung ein Thema, das öffentlich gemacht wird. „Ich kann für niemanden entscheiden, deshalb haben wir in unserer Einrichtung genug Raum für Aufklärung mithilfe von Ärzten geschaffen. So haben wir das Glück, dass wenn die Impfpflicht kommt – wenn sie denn so kommt – wir keine Probleme haben werden die Bewohner weiterhin zu versorgen.“
Credo: Pflege mit Respekt und Wertschätzung
Der Leiter der Seniorenresidenz hat nicht so große Probleme Mitarbeiterstellen zu besetzen wie andere seiner Kollegen. Warum? „Wir sitzen alle in einem Boot. Meine Intention ist es, die Einrichtung mit Respekt und Wertschätzung zu leiten. Das ist der Grundgedanke bei uns. Dass Mitarbeiter wissen, dass wir offene Türen für sie haben. Wir versuchen miteinander offen umzugehen und das hat sich offenbar herumgesprochen.“ Mittlerweile hat die Einrichtung auch einen Social Media Account und geht mit ihrer Arbeit an die Öffentlichkeit. „Auch haben unsere Mitarbeiter viele in ihrem Umkreis angesteckt sich bei uns ebenfalls zu bewerben. Auch unsere Azubis sind zufrieden und erzählen das weiter. Jeder trägt bei uns dazu bei, dass die Bewohner an Lebensqualität gewinnen, und das schätzen wir. Wir leben mit unseren Bewohnern zusammen, sagen wir deshalb häufig.“ Es geht also in Wolfertschwenden nicht nur um das Gehalt, sondern auch um den Umgang miteinander. Wer sich weiterentwickeln möchte, der kann das auch tun. „Wir sagen, wenn du etwas brauchst, dann bekommst du auch unsere Unterstützung. Dazu gehören Weiterbildungen, die unsere Mitarbeiter machen wollen und können.“
Wenn ein Mitarbeiter die Einrichtung verlässt, versucht Deisting das als Chance zu nehmen. „Es ist natürlich schade, aber wir versuchen dadurch neue Reize von außen zu bekommen. Denn ein Verlust lässt sich nicht vermeiden.“ Ein Umzug, gesundheitliche Probleme oder auch neue Wege bewegen seine Mitarbeiter häufig dazu einen anderen Weg einzuschlagen. „Es wäre vermessen in der heutigen Zeit zu sagen, dass diese eine Stelle nun für 40 Jahre besetzt ist“, betont der Seniorenresidenz Leiter.
„Es soll Leben in der Einrichtung stattfinden“
Die Wertschätzung der Mitarbeiter wird in der Einrichtung großgeschrieben, daher gibt es immer wieder kleine Gesten der Dankbarkeit. „Mitarbeiterzufriedenheit lässt sich nicht immer zu 100 Prozent umsetzen, aber wir können vieles dafür tun. Aktionen, wie Massagen, Mitarbeiterfrühstück oder eine Eistruhe für den Sommer gehören bei uns dazu. Es sind Kleinigkeiten, die zeigen, wir wissen, was du geleistet hast und danken dir dafür.“ Die Zufriedenheit der Mitarbeiter wirkt sich auf die Bewohner und auch auf die Angehörigen aus, so kann jeder auf einen „guten Tag“ zurückblicken. Deisting betont aber auch: „Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Arbeit anstrengend ist und auch viele Nerven kostet. Deshalb gehen wir in regelmäßige Gespräche und fragen unsere Kollegen, was fehlt euch?“
Angebote gibt es aber auch für Bewohner, die sich regelmäßig abwechseln. „Wir wollen den Senioren auch mal die Möglichkeit bieten zu feiern und etwas Neues auszuprobieren. Nicht jeder möchte kneippen, spazieren gehen oder singen. Wir stellen für die Bewohner individuelle Wochenprogramme zusammen. Wir haben zwei Hunde, die mit uns leben. Es kommt auch regelmäßig ein Pony vorbei, da wir tiergestützte Therapien anbieten.“ Neben der sozialen Betreuung sollen die Senioren auch selbstständig Aktivitäten unternehmen. „Jeder darf bei uns in die Verwaltung kommen, sein Geld abheben und zum Dorfladen oder zum Frisör gehen. Auch Rahmenbedingungen erlauben, dass wir gemeinsam Ausflüge unternehmen.“
Entsteht dadurch ein höherer Beitrag für die Bewohner? Nein, sagt der Residenzleiter. „Jeder Bewohner mit einem Pflegegrad zahlt ein Heimentgelt. Die Pflegekasse zahlt ihren Teil dazu. Unser Engagement muss aber nicht extra bezahlt werden. Wir machen das gerne und bieten das an, was wir können.“ Vor Projekten oder Mitarbeiteraktionen fragt Deisting bei der Gemeinde und bei Partnern an, dass Netzwerken hält er für eine sehr wichtige Aufgabe einer Einrichtung. „Wir wollen mit dem Umfeld direkt ins Gespräch kommen. So unterstützen uns Firmen mit Hotelgutscheinen, die unsere Mitarbeiter in einem Teamwettbewerb gewinnen können oder ähnliches.“
Genug Bewerbungen für das nächste Ausbildungsjahr sind da
Ab September beginnt das neue Ausbildungsjahr, Axel Deisting liegen bereits einige Bewerbungen vor. „Aktuell haben wir 10 Azubis, die Zahl wollen wir auf 15 oder 16 hochstecken. Viele sagen mir, was machst du, wenn drei Azubis auf einmal fertig sind? Nun ja, dann geht wieder eine in Rente oder ein anderer verlässt seine Stelle wegen einem Umzug. Das gleicht sich immer wieder aus.“
Das zweite Standbein neben den Auszubildenden sind Fachkräfte aus dem Ausland. „Meine stellvertretende Heimleitung ist für diesen Bereich zuständen und kümmert sich um die Anerkennung der Mitarbeiter, die zu uns kommen. Wir unterstützen sie und integrieren sie.“ Auf diese Standbeine möchte der Leiter der Alloheim Senioren-Residenz in Wolfertschwenden auch weiterhin bauen.
Geschrieben von: Redaktion