Die Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben stellt sich auf einen raueren internationalen Handel ein, während der Machtwechsel in den USA bevorsteht. Am 20. Januar wird Donald Trump offiziell als US-Präsident vereidigt. Schon jetzt laufen in den Unternehmen der Region Vorbereitungen, um auf die Auswirkungen von Trumps Wirtschaftspolitik, insbesondere seinem protektionistischen Kurs, zu reagieren.
„Das Klima im internationalen Handel wird unter dem neuen US-Präsidenten noch rauer werden. Darauf müssen sich die Unternehmen in der Region einstellen“, sagt Reinhold Braun, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Schwaben. Trumps angekündigte protektionistische Maßnahmen dürften unmittelbare Auswirkungen auf das US-Geschäft heimischer Unternehmen haben. „Viele Firmen sind bereits aktiv geworden und haben entsprechende Maßnahmen ergriffen“, berichtet Braun.
US-Markt von großer Bedeutung für Bayerisch-Schwaben
Der US-amerikanische Markt hat für Bayerisch-Schwaben eine große Bedeutung. Rund 600 Unternehmen aus der Region pflegen aktive Geschäftsbeziehungen zu den USA, 160 von ihnen sind sogar mit eigenen Niederlassungen oder Produktionen vor Ort vertreten. Bayernweit sind die USA nach China der zweitwichtigste Handelspartner. In keinem anderen Land exportieren bayerische Unternehmen mehr Waren als in die USA. „Insbesondere die stark exportorientierte Wirtschaft in Bayerisch-Schwaben ist auf enge Beziehungen zu den USA angewiesen“, betont Braun.
Pessimismus unter den Unternehmen
Trotz der weiterhin guten Beziehungen zum US-Markt haben sich die Erwartungen der Unternehmen in den letzten Monaten geändert. Noch im Herbst waren die USA-aktiven Unternehmen in Bayerisch-Schwaben optimistischer auf das Auslandsgeschäft geblickt als Unternehmen, die auf andere Exportmärkte angewiesen sind. Doch nach dem Sieg von Trump bei der US-Wahl rechnen fast 50 Prozent der befragten Unternehmen mit schlechteren Geschäftsaussichten. Dies zeigt das Ergebnis einer Blitzumfrage der IHK Schwaben, die vor der Wahl durchgeführt wurde.
Vorbeugende Maßnahmen: Firmen füllen US-Lager
Viele Unternehmen haben auf die Unsicherheiten reagiert, indem sie ihre Lieferungen in die USA vorgezogen oder Lagerbestände an US-Standorten aufgefüllt haben, um sich vor möglichen Importzöllen zu schützen. „Die Erfahrungen aus der ersten Amtszeit Trumps haben die Unternehmen sensibilisiert“, erklärt Braun. Die größten Risiken sehen die Unternehmen in höheren Zöllen, Handelshemmnissen, US-Sanktionen und instabileren Finanzmärkten. Die plakativen Ankündigungen und Drohungen der US-Regierung führen bereits jetzt zu Verunsicherungen bei den Unternehmen.
Erste Maßnahmen unter Trump erwartet
Die IHK Schwaben geht davon aus, dass Donald Trump seine „America first“-Politik zügig in wirtschaftspolitische Entscheidungen umsetzen wird. Bereits im Frühjahr könnten erste Maßnahmen wie Zölle auf bestimmte Produktgruppen in Kraft treten. Während seiner ersten Amtszeit hatten sich aufgrund einer zunehmenden Zahl bilateraler Abkommen der USA mit anderen Staaten viele Unternehmen mit der IHK beraten müssen. In Zukunft erwartet die IHK Schwaben einen weiteren Anstieg des Beratungsbedarfs, insbesondere in Fragen zu Zoll- und Handelsrecht.
Langfristig bleibt der US-Markt attraktiv
Trotz der kurzfristigen Unsicherheiten wird der US-Markt langfristig gesehen weiterhin ein attraktiver Markt für die bayerisch-schwäbische Wirtschaft bleiben. „Die angekündigte Senkung der Körperschaftssteuer ist ein positiver Impuls für die US-Wirtschaft und könnte auch für deutsche Unternehmen neue Aufträge bedeuten“, sagt Braun. Auch die zunehmenden Local-Content-Vorschriften, die bereits unter der Biden-Administration verstärkt wurden, könnten den Druck auf heimische Unternehmen erhöhen, in den USA zu produzieren.
Forderung nach besseren Rahmenbedingungen in Deutschland und Europa
Braun fordert zudem, dass die Politik in Deutschland dringend die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen verbessern muss, um den heimischen Standort wettbewerbsfähig zu halten. „Auch Europa muss zusammenstehen, den Binnenmarkt weiter vertiefen und durch den Abschluss von Handelsabkommen wie Mercosur zusätzliche Märkte erschließen“, so Braun weiter.
Bayerisch-Schwaben bleibt ein aktiver Akteur im internationalen Handel, doch der neue Kurs der US-Politik unter Donald Trump wird die Unternehmen der Region vor neue Herausforderungen stellen. In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wie tiefgreifend diese Maßnahmen sein werden und wie erfolgreich die Vorbereitungen der bayerischen Firmen auf die neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ausfallen.