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„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
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Der Kreisausschuss des Landkreises Lindau hat in seiner jüngsten Sitzung mit 7 zu 5 Stimmen eine wichtige Weichenstellung getroffen: Er empfiehlt dem Kreistag, den Neubau des Beruflichen Schulzentrums in Lindau auf den Weg zu bringen. Damit soll die Grundlage für eine zukunftsorientierte und moderne Bildungseinrichtung geschaffen werden, die sowohl den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler als auch der regionalen Wirtschaft gerecht wird.
Im Zentrum der Beratungen standen unter anderem die Einbindung eines Generalunternehmers, verschiedene Heizungsvarianten, die Rolle der bestehenden Turnhalle im Genehmigungsverfahren sowie die finanzielle Belastung der Gemeinden. Geplant ist, das neue Schulgebäude zunächst ohne Turnhalle zu errichten. Die Turnhalle bleibt jedoch Teil des Genehmigungsverfahrens, um sie bei künftigem Bedarf später realisieren zu können.
Landrat Elmar Stegmann zeigt sich zuversichtlich: „Ich bin froh über das Ergebnis und hoffe, dass der Kreistag am 24. Juli dieser Empfehlung folgen wird. Diese Entscheidung ist ein wichtiger Schritt für unsere Jugend und unsere Wirtschaft.“ Wirtschaftsvertreter hatten bereits mehrfach die Bedeutung eines modernen Beruflichen Schulzentrums betont, das neben der wohnortnahen Beschulung vor allem für die Sicherung des Fachkräftebestands in der Region zentral ist.
Hintergrund zum Neubau
Der Neubau ist notwendig, da das bestehende Schulgebäude in einem maroden Zustand ist und weder technisch noch wirtschaftlich saniert werden kann. Bereits 2019 hatte eine Machbarkeitsstudie den Komplettneubau als langfristig sinnvollste Lösung empfohlen. Trotz pandemiebedingter Verzögerungen sind bis 2025 alle Planungen abgeschlossen, und Fördermittel beim Freistaat Bayern wurden beantragt. Die Planungsphase kostete bislang rund 3,9 Millionen Euro.
Die Bruttokosten für den Neubau ohne Turnhalle betragen insgesamt 87,19 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte der Kosten wird durch Fördermittel des Freistaats gedeckt. Der Landkreis trägt rund 40 Millionen Euro, die über 40 Jahre finanziert werden sollen. Die jährliche Belastung für den Landkreis liegt bei durchschnittlich 1,7 Millionen Euro.
Finanzielle Entlastung durch Gastschulbeiträge
Dem Landkreis stehen Einnahmen von geschätzten rund 2,2 Millionen Euro pro Jahr aus Gastschulbeiträgen gegenüber – Gelder, die von anderen Landkreisen für die Beschulung ihrer Schüler am Beruflichen Schulzentrum Lindau gezahlt werden. Ohne eigenes Berufliches Schulzentrum müsste Lindau selbst etwa 3,8 Millionen Euro jährlich an andere Schulstandorte zahlen. Über 40 Jahre gerechnet, wären das mehr als 150 Millionen Euro – ein deutlicher Kostenfaktor für den Landkreis.
Schülerzahlen und Ausbildungsbetrieb
Aktuell besuchen 1.758 Schülerinnen und Schüler das Berufliche Schulzentrum, davon 895 aus dem Landkreis Lindau. Neben der Berufsschule sind auch die Fachoberschule (FOS), Berufsoberschule (BOS) und die im Herbst 2024 eröffnete Technikerschule im Neubau vorgesehen. Ausbildungsbetriebe aus der Region haben in den vergangenen Monaten mehrfach ihre Bedenken geäußert, dass eine Beschulung außerhalb des Landkreises die Gewinnung von Auszubildenden erschweren würde.
Einsparungen und geplante Baumaßnahmen
Bereits in der Planungsphase wurden Einsparungen von rund 24 Millionen Euro durch Flächenkürzungen und Detailanpassungen erzielt. Eine kürzlich gebildete Arbeitsgruppe aus Kreistagsmitgliedern, Verwaltung und Fachplanern konnte weitere 110.000 Euro einsparen. Die geplante Turnhalle, die mit etwa 10 Millionen Euro zu Buche schlagen würde, wird zunächst nicht gebaut.
Keine Umstellung auf Generalunternehmer
Ein Wechsel zu einem Generalunternehmer-Modell wurde mit 7 zu 5 Stimmen abgelehnt. Nach Berechnungen der Planer würden dadurch Mehrkosten von rund 14 Millionen Euro entstehen, und der Bau würde sich um mindestens zwei Jahre verzögern. Zudem hatte die Regierung von Schwaben bereits 2018 Bedenken gegen eine Generalübernehmer-Vergabe geäußert, da die Grundstückssituation und städtebaulichen Bedingungen keinen echten Wettbewerb zuließen. Die Vergabe von Einzelgewerken bietet zudem regionalen Firmen bessere Chancen, wie der kürzlich fertiggestellte Bau der Antonio-Huber-Schule mit etwa 70 Prozent regionaler Beteiligung zeigt.
Ausblick
Landrat Stegmann fasst zusammen: „Mit dem Neubau setzen wir ein starkes Signal für eine zukunftsfähige Ausbildung im Landkreis. Die erhöhte Förderquote von 58 Prozent entlastet den Kreishaushalt erheblich. Die in der Öffentlichkeit kursierende Summe von 100 Millionen Euro ist nicht der Betrag, den der Landkreis zahlen muss. Nach Abzug der Förderungen beläuft sich der Anteil auf rund 40 Millionen Euro, die über 40 Jahre abfinanziert werden – das ist eine leistbare und nachhaltige Lösung.“
Der Kreistag wird voraussichtlich im Juli 2025 über den Baubeschluss entscheiden. Danach folgen die Einholung weiterer Genehmigungen und die Vorbereitung der Ausschreibungen. Der Baubeginn ist für das vierte Quartal 2025 geplant.
Geschrieben von: Bernd Krause
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