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Die Einschränkungen der Corona-Pandemie haben das Vereinsleben zeitweise komplett lahmgelegt, viele Vereine klagen über Mitgliederschwund und Nachwuchssorgen. Auf manche Vereine kommen nun, nach Wegfall der Maßnahmen, neue Probleme hinzu, hervorgerufen durch die hohen Benzinpreise. AllgäuHIT hat mit Gerd Schneider vom 1. Wangener Oldtimer und Klassik Club e.V. darüber gesprochen, wie der Verein all diese Herausforderungen gemeistert hat.
„Man denkt ungern an diese Zeit zurück“, sagt Gerd Schneider vom 1. Wangener Oldtimer und Klassik Club e.V. über die beiden vergangenen Jahre, die Corona-Pandemie und die Einschränkungen, die damit einhergingen. Der Oldtimerclub hatte im Februar 2020 eine Werksführung geplant, die am Tag der Führung wegen Coronafällen abgesagt wurde, eine Woche später sollte die Jahreshauptversammlung stattfinden – an diesem Tag war der erste Corona-Fall in Wangen aufgetreten; aus Vorsicht war dann auch die Versammlung abgesagt worden. Da das Durchschnittsalter der Vereinsmitglieder über 50 liegt wollten die Verantwortlichen auf Nummer sicher gehen und niemanden gefährden. „Dass Corona aber so lange gehen würde, damit hatten auch wir nicht gerechnet“, sagt Schneider, der im Verein für die Internetpräsenz zuständig ist.
Ziel des Wangener Oldtimer und Klassik Clubs ist es, das gemeinsame Hobby und Kulturgut Automobil zu pflegen – nicht nur Autos, auch Motorräder. Man muss übrigens keinen eigenen Oldtimer besitzen, um Klubmitglied zu werden – es reicht, wenn man sich für die Fahrzeuge interessiert. Gemeinsame Gespräche, Veranstaltungen und Ausfahrten gehören da natürlich zum Vereinsleben. Diese gemeinsamen Aktionen waren in den vergangenen zwei Jahren denn auch rar gesät, wobei der Verein sich alle Mühe gab, soweit möglich Treffen und Veranstaltungen durchzuführen.“Wir haben dann nur das Notwendigste gemacht“, erzählt Schneider, „das waren zwei oder drei kleine Treffs, sobald wieder Veranstaltungen mit 10 Leuten oder so möglich waren. Oder auch kleinere Ausflüge – hier waren wir dann eingeschränkt, was die Gastronomie angeht. Als es wieder möglich war, als die Corona-Zahlen auch niedrig waren, haben wir im Sommer 2020 ein Grillfest durchführen können. So viele Mitglieder vom Klub habe ich noch nie auf einmal zusammen gesehen, man muss ja auch mal das Positive sehen!“, sagt Schneider. Im vergangenen Jahr wurden dann zwei Stammtische organisiert, in diesem Jahr bislang einer. Nach drei Jahren fand vergangene Woche auch wieder eine Jahreshauptversammlung statt.
„So sind wir soweit ganz gut durchgekommen“, sagt das Vorstandsmitglied. Manche Mitglieder hätten zwar darauf gedrungen, dass man ja mehr machen könne, aber von Vereinsseite her wollte man die Mitglieder einfach schützen und sicher agieren. „Der eine sieht Corona etwas lockerer, der andere sehr restriktiv, da ist es immer schwierig, alle unter einen Hut zu bringen“, so Schneider. „Wir haben das denke ich relativ gut gelöst, uns sind die Menschen wichtiger, dass sie gesund bleiben und sich nicht auf irgendeiner Clubveranstaltung anstecken“, fasst er zusammen.
Die nächste Herausforderung – Hohe Spritpreise und drohendes Sonntagsfahrverbot
„Wir wissen alle, dass Energie ein sehr knappes Gut ist und das waren sie auch vorher schon. Die steigenden Benzinpreise gab es ja auch vor dem Ukrainekrieg schon, und jeder macht sich seine Gedanken, was muss unbedingt sein und was kann ich weglassen“, sagt Gerd Schneider auf die Frage, ob es sich überhaupt lohnt, jetzt den Oldtimer aus der Garage zu holen und „aus Spaß“ durch die Gegend zu fahren. Er sieht das Thema breiter: „Wir hatten jetzt 2 Jahre Corona, wo wir nicht durften und jetzt dürften wir wieder aber können es fast nicht. Aber Oldtimer sind ja auch ein Kulturgut.“ Die gestiegenen Benzinpreise, so Schneider, seinen ja nur ein Baustein – in fast allen Bereichen sind die Mieten gestiegen, Lebensmittel, Mieten, usw.
„Aber muss man sich immer einschränken? Nein, ein bisschen Freude ist auch wichtig, und ein kulturelles Leben soll auch noch stattfinden“, sagt Gerd Schneider. Er verweist auf die Musik und wie wichtig Musik und auch Musikveranstaltungen für die Lebensfreude sind. Er selber habe es gemerkt, als er nach langer Zeit wieder von weitem eine Musikveranstaltung gehört habe. „Was bedeutet Musik? Wenn man in die Ukraine schaut und sieht, wie Menschen dort in der U-Bahn Musik machen, da hören alle so gebannt zu, da könnte man eine Stecknadel fallen hören. Hier merkt man wie wichtig Musik ist. Und wie wichtig Kultur!“, so Schneider. Auch Oldtimer sind ein Teil der Kultur, sagt er, „vielleicht nicht der wichtigste, aber sie gehören dazu!“
In Anbetracht der Rohstoffabhängigkeit von Russland wird aktuell auch über mögliche Sonntagsfahrverbote nachgedacht. Über den Sinn und ob dadurch wirklich Benzin eingespart werden kann ist sich Gerd Schneider nicht sicher. Er verweist auf das Jahr 1973. Damals galten an drei Sonntagen Fahrverbote, an einem vierten galt noch ein eingeschränktes Fahrverbot. Der Hauptgrund damals sei jedoch nicht gewesen, sondern vielmehr ein Bewusstsein zu schaffen, dass man sparen sollte, so Schneider. Man müsse aktuell auf jeden Fall über Energie und deren Nutzung nachdenken. „Ich persönlich hätte nichts gegen ein paar Sonntagsfahrverbote, aber da kann man geteilter Meinung sein. Wenn es wirklich nur für ein paar Sonntage wäre, wäre das für mich in Ordnung. Werden es aber mehr steht wieder der Verbots-Gedanke im Vordergrund und nicht das Einsparen“, so seine Meinung.
Die Suche nach Alternativen
Grundsätzlich, so Schneider, stelle sich die Frage nach Alternativen. „Jemand hat mir mal gesagt neue Autos sind effizienter“, sagt der Oldtimer-Freund. Für ihn eine nicht ganz richtige Aussage. Sein alter Golf beispielsweise hätte etwa 900 Kilogramm gewogen – neue Autos wiegen mehr als eine Tonne. „Die Autos werden also immer schwerer, dadurch braucht der Motor auch mehr Sprit!“ Im Endeffekt bliebe so beim Benzinverbrauch kaum ein Unterschied. Auch sei ein altes Auto wesentlich einfacher zu reparieren, solange es noch Ersatzteile gibt, und diese seien für viele Modelle noch zu bekommen.
Hinzu kommt für ihn, dass man wesentlich weniger Ressourcen verbrauche, je länger man ein Auto fährt. Auch wenn dieses Auto dann nicht so umweltschonend fahre, spare man Ressourcen. In Hinblick auf Ressourcen sieht Schneider auch das Thema Elektrofahrzeuge kritisch. Man müsse sich überlegen, wieviele Ressourcen man für ein Elektrofahrzeug brauche, vor allem in Hinblick auf die Batterien. Ganz zu schweigen von der problematischen Entsorgung von Batterien. „Wenn jeder ein E-Auto fährt haben wir auch wieder ein Problem. Die Elektrotechnik ist sicherlich eine richtige, aber man sollte auch weiter denken.“ Er persönlich hoffe nicht, dass das komplette Aus für Verbrennungsmotoren kommt – schließlich gebe es auch Alternativen zum Benzin wie beispielsweise Wasserstoff. Man dürfe nicht immer stur auf nur eine Technik setzen.
Das regelmäßig stattfindende Oldtimertreffen Wangen findet leider auch in diesem Jahr nicht statt – Grund ist allerdings eine Großbaustelle in Wangen.
Written by: Redaktion