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Nachhaltigkeit spielt eine immer wichtigere Rolle bei vielen Unternehmen, auch hier im Allgäu. Ein großer Vorreiter in diesem Thema ist die Firma Elobau aus Leutkirch. Patrick Löw, Nachhaltigkeitsmanager von Elobau, war mit Ingrid Reitenbach im SonnTalk im Gespräch und berichtet von Elobaus Weg zur Nachhaltigkeit.
Elobau ist ein Elektronik und Sensortechnologie Unternehmen im Allgäu in Leutkirch und produziert Sensortechnik und Bedienelemente für Off Highway oder auch für Industriebereiche. Laut Patrick Löw geht es da los bei "Winkel- und Neigungssensoren, die zum Beispiel beim Mähdrescher vorne am Mähwerk angebracht sind, geht dann weiter bis zu Joysticks und Steuereinheiten für Flurförderfahrzeuge oder für Landmaschinen und schließlich bis hin zu einer kompletten Bedienarmlehne, wo dann verschiedene Funktionen kombiniert und eingebracht werden"
Prozessoptimierung
Elobau entwickelt aktuell, gemeinsam mit dem Einkauf eine Lieferantenbewertungsplattform, um in Zukunft ökologische und soziale Nachhaltigkeitskriterien einzustufen und auch Mindeststandards festzulegen, die die Lieferanten erfüllen müssen. Auch in der Produktentwicklung versucht die Firma, Stück für Stück nachhaltigere Materialien einzusetzen. Bislang sei das bei einer Armlehne gelungen, die bis zu 70 Prozent aus biobasierten Kunststoffen, also aus nachwachsenden Rohstoffen, besteht. Zukünftig soll auch das Thema recycelte Materialien mehr betrachtet werden. Das Ganze umfasst dann weiter die verschiedenen Prozesse im Unternehmen. "Wir haben sieben PV-Anlagen, einen PV-Freipark um eben regenerativ Strom zu erzeugen, haben bilanziell eine Stromquote von 120 Prozent, bedeutet wir erzeugen mehr Strom mit grünen, regenerativen Anlagen, also selbstverbrauchend. Wir beziehen statt Erdgas Biogas aus regionalen Schlacht- und Gastroabfällen, um dort auch den Footprint so gering wie möglich zu halten und setzen bei unseren Technologien auf regenerative Möglichkeiten, also zum Beispiel Blockheizkraftwerke, um dort auch die Bestände zu optimieren und einzubringen", berichtet Patrick Löw.
Die Idee Biogas hat 2009 begonnen, mit dem damaligen Geschäftsführer Hetzer, der sich Gedanken gemacht hat, wie man als Unternehmen dem Klimawandel entgegenwirken kann und sich dann entschieden hat, im Betrieb klimaneutral zu produzieren. Auf die Frage, welche Möglichkeiten gegeben sind, war die Antwort Grünstromproduktion selbst und Biogasbezug, um dort auch den CO2 Fußabdruck gleich null zu halten. Elobau hat eine regionale Lösung gefunden und bezieht das Biogas aus Kißlegg.
Vertretung weltweit
Generell ist Elobau hauptsächlich in Deutschland vertreten und produziert auch ausschließlich in Deutschland. Vertreten ist die Firma jedoch insgesamt weltweit in 48 Ländern durch Salestöchter, Gesellschaften, die den internationalen Kundenstamm betreuen. Insgesamt sind über 1000 Mitarbeiter angestellt. In den anderen Ländern, in denen das Unternehmen vertreten ist, arbeiten sie mit Distributoren um dort auch ihr Produktportfolio an den Kunden zu bringen.
"2021 hatten wir einen Jahresumsatz von circa 140 Millionen Euro. Wir zeichnen uns durch kundenspezifische Lösungen aus und haben eine sehr hohe Flexibilität durch unsere Fertigungstiefe, legen einen starken Fokus auf Ökologie, sind Stiftungsunternehmen und sind darüber hinaus noch Gemeinwohlökonomie zertifiziert" behauptet Patrick Löw stolz. Generell bekomme das Unternehmen sehr viel Feedback, dass die Tätigkeit im Bereich Nachhaltigkeit sehr geschätzt werde. Nach wie vor sei eher der Preis ausschlaggebend bei der Entscheidung am Ende des Tages, wobei der Fokus der Kunden auch mittlerweile immer mehr auf das Thema Nachhaltigkeit abziele.
Bei Ländern außerhalb Europas sieht dieser Fokus ein wenig anders aus. "Zum einen beim US-Markt, wo die Energiepreise einfach deutlich niedriger sind als in Europa, dementsprechend sind Energieeffizienzmaßnahmen weniger rentabel. Die EU Taxonomie bezieht sich ja auch auf das Thema Europa, wo das Thema Nachhaltigkeit gerade erst vorangetrieben wird. Bis das Ganze dann eben auch von der EU ausgerollt wird, wird es wahrscheinlich noch ein bisschen dauern", sagt Löw.
50 Jahre Elobau
Elobau feiert dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum und in dieser Zeit haben sich viele Aspekte des Unternehmens verändert. "Angefangen hat das ganze mit RFID-Technologien, das ist eine kontaktlose Signalübertragung und die wird nach wie vor in verschiedenen Produkten eingesetzt, ist aber mittlerweile eben auf Basistechnologien, wie Ultraschall, R-fit und MEMS weiterentwickelt. Unsere Sparten haben sich ebenfalls erweitert, wir sind mittlerweile in vier Sparten tätig: Bedienelemente, Sensortechnologie, Maschinensicherheit und Füllstandsmessung", erklärt Patrick Löw.
Das Nachhaltigkeitsbild habe sich auch gewandelt, mittlerweile sei die Ökologie die Basis des Ganzen, weil laut Löw ohne eine ökologische Grundlage eine sozial intakte Gesellschaft nicht möglich sei und ohne eine sozial intakte Gesellschaft wiederum ökonomisches Wirtschaften nicht möglich wäre.
Die grundsätzliche Vision Elobaus sei eine nachhaltige Welt mit nachhaltigen Produkten und innovativen Lösungen. Die Erstellung einer Klimabilanz sei 2009 der "Kick-off" gewesen. "Man hat eben versucht zu betrachten, wo bei unserer Wertschöpfungskette Emissionen entstehen. Wir haben dort nicht Halt gemacht nach den Scope eins und zwei Emissionen, also was direkt am Standort entsteht, sondern gehen auch in Scope drei, also alles was vorgelagert ist", berichtet Patrick Löw. Zu Scope 3 gehört ebenso die Logistik dazu, also die Emissionen der Transporter über See, Luft oder die Straße. Auch die Anfahrt und Pendelemissionen der Mitarbeiter werden mit einberechnet. "2019 war die letzte Evaluation, da hatten wir insgesamt 1,3 Millionen Kilometer, das entspricht einer Strecke von circa 30 mal um die Erde, was wir mit Fahrrädern oder auch Pkws zurücklegen", erzählt Patrick Löw.
Stiftungsmodelle
Die Vision spiegelt sich auch in der Stiftung der Firma. Aus steuerrechtlichen Gründen handelt es sich hierbei um ein Doppelstiftungsmodell. Auf der einen Seite gebe es die Elobaustiftung mit fast 100 Prozent der Eigentumsanteile, aber ohne Stimmrecht. Sie sei auch offiziell von operativen Tätigkeiten entkoppelt und kümmert sich nur mit den festen Teilen des Gewinns um die Förderung und Umsetzung von gemeinnützigen Projekten. Die zweite Stiftung ist die Hetzer-Familienstiftung inklusive Beirat, die fast das gesamte Stimmrecht aber nur ein Prozent des Eigentumanteils besitze. Dort werden die Leitplanken des Unternehmens vorgegeben um die nachhaltige Ausrichtung auch vollziehen zu können. Unter diesen beiden Stiftungen befindet sich die Holding und darunter die verschiedenen Bereiche, wie die Elobau und die Töchter.
Erfolge teilen
Elobau kann auf viele Erfolge zurückblicken. Die Scope 3 Emissionen zu berücksichtigen sei 2009 schon ein Meilenstein gewesen. Auch das Thema Grünstromproduktion ist nennenswert, wo die Firma mehr Strom produziert als sie selbst verbrauchen. Zu guter letzt arbeiten sie daran diejenigen Emissionen, die sie selber noch nicht reduzieren oder vermeiden können, zu kompensieren, indem sie in Aufforstungsprojekte in Costa Rica investieren.
Unternehmen, die noch nicht so weit in der Sache sind, rät Löw: "Generell ist es ganz klar wie bei jeder Herangehensweise, dass man sich ein Bild zum aktuellen Stand machen muss, also die Ist-Finanzierung, und dann anhand dessen die Maßnahmen ableitet. Zu Beginn steht man da vor einem Riesenpaket, dass man gar nicht öffnen möchte, aber wenn man sich die einzelnen Stücke rauspickt, dann geht es eigentlich relativ leicht. Natürlich muss man erstmal loslegen, denn ohne den ersten Schritt ist noch nichts getan"
Wie sehen die Zukunftspläne aus?
Ein großes Ziel von Elobau ist es, von einem ökoeffizienten zu einem ökoeffektiven Geschäftsmodell zu wechseln und somit ihre Produkte auch auf Märkten zu verkaufen, die der nachhaltigen Landwirtschaft zu Gute tragen.
Als Antwort auf vermehrte Nachfragen bietet Elobau anderen Unternehmen auch eine Form der Nachhaltigkeitsbegleitung an. "Das Gute an der Geschichte ist, wir können aus unseren Erfahrungen berichten, also wie das Ganze bei uns stattgefunden hat, welche Hürden sich ergaben und dann auch jeweilige Lösungen und können das denjenigen weitergeben, dass man nicht die gleichen Fehler zweimal begeht. Wenn wir ein oder zwei Unternehmen auf den Weg bringen haben wir mehr erreicht als wenn wir bei uns die letzten Nadelstiche ansetzen", berichtet Löw.
Als Wunsch für unsere Region nennt Löw: "Wir haben den Anspruch unser ökoeffizientes Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und ich würde mir wünschen dass wir im Allgäu mehr auf nachhaltige regenerative Landwirtschaft setzen um da das bestmögliche Bodenwohl und das bestmögliche Pflanzenwohl anzustreben"
Geschrieben von: Redaktion