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Der Unterallgäuer Arbeitsmarkt ist auf Erholungskurs, so die positive Bilanz des Jahres 2021 der Agentur für Arbeit Mindelheim und des Jobcenters Unterallgäu. Die Arbeitslosenquote nähert sich den Werten vor der Krise an, es gibt Spitzenwerte im Bereich neuer Arbeitsstellen im Sommer 2021. Allerdings wird für die Unternehmen der Fach- und Arbeitskräftemangel zum Problem.
„Das Unterallgäu hat im zweiten Jahr der Pandemie arbeitsmarktlich eine sehr gute Entwicklung eingeschlagen. Anfänglich waren die Corona-Folgen noch abzulesen an der hohen Zahl von Menschen im Bezug von Kurzarbeitergeld sowie höheren Arbeitslosenwerten. Der Markt hat jedoch von Monat zu Monat Fahrt aufgenommen“, sagt Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Die Vorkrisenwerte wurden bei der Arbeitslosenquote noch nicht ganz erreicht, nähern sich diesen aber stark an, und im Monat Oktober erreichte der Kreis Unterallgäu als erster im Agenturbezirk bei der Arbeitslosenquote eine Eins vor dem Komma“.
Manuel Zeiler, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit Mindelheim zeigt sich ebenso erfreut: „Die Wirtschaft im Unterallgäu und im Geschäftsstellenbezirk der Arbeitsagentur Mindelheim ist nach Lockerung der Beschränkungen im Frühsommer sofort angesprungen und wir haben enorme Arbeitskräftenachfragen von den Unternehmen erhalten.“ Dies stellt die Betriebe allerdings vor neue Herausforderungen: „Fachkräftemangel ist ein Thema bei vielen Firmen“, erklärt Zeiler. „Hier unterstützen wir intensiv mit der Möglichkeit der finanziellen Förderung von beschäftigten Menschen in Unternehmen. Firmen können damit ohne finanzielle Einbußen Mitarbeiter passgenau qualifizieren oder sogar komplett ausbilden – unabhängig von deren Alter. Die Kosten der Qualifizierung bzw. Umschulung tragen wir – bei abschlussorientierten Weiterbildungen sogar zu 100 Prozent. Dabei erhalten die Mitarbeiter weiter ihren Lohn in bisheriger Höhe – gefördert über die Agentur für Arbeit. Anders könnten sie sich eine Ausbildung oft nicht leisten, da das Lehrlingsgehalt nicht ausreichen würde, um sich selbst und ihre Familien zu versorgen.“ Als Beispiel nennt er das Druck- und Verpackungsunternehmen John, das einen zuvor ungelernten Mitarbeiter seit Herbst 2021 mit Hilfe der Arbeitsagentur zum Packmitteltechnologen ausbildet. Eine Win-win-Situation für beide: es ist oftmals nicht leicht, Auszubildende für diesen eher unbekannten Ausbildungsberuf zu finden, und der Mitarbeiter erhält einen Berufsabschluss, mit dem er später gute Zukunftsperspektiven und Aufstiegsmöglichkeiten haben wird.
Für die Personen, die auf Leistungen des Jobcenters angewiesen sind, war die Corona-Phase eine besondere Herausforderung. „Corona hat unsere Klientel noch stärker beeinträchtigt als andere Personengruppen,“ erklärt Alfred Falger, Geschäftsführer des Jobcenters Unterallgäu. „Unsere KundInnen haben oft mit vielfältigen persönlichen und wirtschaftlichen Problemlagen zu kämpfen, die sich durch Corona noch verschärft haben. Oft benötigen sie engmaschige, persönliche Beratung – dies war während der Lockdowns nicht immer vollumfänglich möglich. Nichtsdestotrotz stellen wir fest, dass sich auch für Kunden des Jobcenters immer wieder Chancen ergeben, Arbeit zu finden. Je länger der Abstand zur vormaligen Berufstätigkeit dauert, desto so mühsamer ist es allerdings für viele, wieder beruflich Fuß zu fassen. Unsere langzeitarbeitslosen KundInnen, die teilweise seit vielen Jahren ohne Arbeitsplatz sind, sind in einer solchen Situation. Wir betreuen sie deshalb sehr intensiv und unterstützen Unternehmen finanziell besonders, die diese Personen einstellen.“ Beispielhaft nennt er die Unterallgäuer Werkstätten, die über diesen Weg Detlev Keller als Mitarbeiter übernommen haben. Bereits seit Mitte 2019 arbeitet der zuvor mehrere Jahre arbeitslose Mann nun dort in der Elektromontage und konnte so wieder in den ersten Arbeitsmarkt integriert werden – eine Erfolgsgeschichte.
Während die Zahl der arbeitslos gemeldeten Menschen im Kreis Unterallgäu 2021 im Durchschnitt noch leicht über dem des Vorkrisenjahres 2019 lag, hat die Zahl der durchschnittlich von den Unternehmen der Arbeitsagentur gemeldeten Arbeitsstellen im Vergleich zu 2019 zugenommen:
Waren 2019 durchschnittlich 1.490 BürgerInnen im Monat arbeitslos gemeldet, stieg diese Zahl 2020 auf 2.049 Personen an und lag 2021 bei 1.895: 405 Personen mehr als 2019. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote betrug im Unterallgäu 2019 1,8 Prozent, 2020 2,4 Prozent und 2021 2,2 Prozent: die Annäherung im Jahr 2021 an die Vorkrisenzeit zeigt sich.
Rekordwerte gab es 2021 bei den von den Unternehmen der Arbeitsagentur gemeldeten vakanten Arbeitsstellen im Unterallgäu: waren es 2019 durchschnittlich 1.188 und im Krisenjahr 2020 966 gemeldete Stellen, stieg diese Zahl 2021 – trotz Coronabeschränkungen in den ersten Monaten des Jahres – auf 1.371 Stellen: durchschnittlich 183 Stellen mehr als 2019.
Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung:
Sehr erfreulich ist, dass im Kreis Unterallgäu die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung seit Jahren zunimmt und zum Stichtag 30. Juni 2021 einen Höchststand von 53.722 Beschäftigungsverhältnissen erreichte.
Bezogen auf die verschiedenen Wirtschaftsbereiche zeigte sich in 2021 eine besondere Dynamik beim Aufwuchs an sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung bei den Bereichen Zeitarbeit, Baugewerbe, Handel incl. Kfz-Instandhaltung/Reparatur und in der Metall-, Elektro- und Stahlindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe.
Kurzarbeit:
Auch 2021 blieb das Kurzarbeitergeld das wichtigste Instrument, um den Unternehmen zu ermöglichen, ihre Mitarbeiter zu halten und im Frühsommer den Betrieb sofort wieder hochfahren zu können. Bezogen im April 2021 im Kreis Unterallgäu 554 Firmen für 4.082 MitarbeiterInnen Kurzarbeitergeld, waren es im Juli nur noch 200 Betriebe für insgesamt 1.168 MitarbeiterInnen. Besonders Materiallieferschwierigkeiten machten manchen Firmen noch zu schaffen.
Da Betriebe drei Monate Zeit für die Antragsstellung haben, sind für spätere Monate des Jahres 2021 noch keine validen Zahlen vorhanden. Im Herbst/Winter haben die Anzeigen für Kurzarbeitergeld wieder zugenommen, allerdings ist noch offen, wie viele tatsächliche Antragsstellungen sich daraus ergeben werden.
Ausbildungsmarkt:
Der Ausbildungsmarkt im Berichtsjahr 2020/21 (1. Oktober 2020 bis 30. September 2021) zeigte sich für Ausbildungssuchende äußerst positiv: im Schnitt kamen auf eine/n BewerberIn um einen Ausbildungsplatz 1,91 Ausbildungsstellen. 591 Jugendlichen, die auf Ausbildungssuche waren und sich bei der Arbeitsagentur Mindelheim gemeldet hatten, standen im Verlauf des Jahres 1.129 duale Ausbildungsstellen offen. Die Firmen zeigten damit weiterhin eine sehr hohe Ausbildungsbereitschaft – konnten allerdings viele Ausbildungsstellen nicht besetzen. Am 30. September standen 20 noch auf Ausbildungssuche befindlichen Jugendlichen 129 offene Ausbildungsstellen gegenüber. Aufgrund vieler coronabedingt ausgefallener Praktika fiel vielen SchülerInnen in diesem Jahr die Berufswahl schwerer und es entschieden sich noch mehr als üblich für den Besuch weiterführender Schulen. Dieser Trend macht den Betrieben zu schaffen – die BerufsberaterInnen der Arbeitsagentur unterstützen hier mit intensiver Beratung an den Schulen, in der Arbeitsagentur und online, um den Jugendlichen ihre vielfältigen Chancen auf dem Ausbildungsmarkt zu zeigen.
Situation am Ende des Jahres 2021 – Ausgangspunkt für 2022
Im Dezember waren 1.680 Personen im Unterallgäu arbeitslos, 89 mehr als im November 2021, aber 352 weniger als im Dezember des Vorjahres.
Die Zahl der offenen Stellen für das Unterallgäu lag im Dezember bei 1.561 und damit um über 500 Stellen höher als im Dezember des Vorjahrs. Im Dezember 2021 suchten die Unternehmen im Unterallgäu am häufigsten Mitarbeiter in den Bereichen Arbeitnehmerüberlassung (534 Stellen), Verarbeitendes Gewerbe (270 Stellen) und Baugewerbe (154 Stellen) sowie im Handel incl. Kfz-Instandhaltung und -reparatur (123 Stellen).
Vergleicht man die Arbeitslosenquoten der kommunalen Gebietskörperschaften im Bezirk der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen im Dezember 2021 untereinander, schneidet der Landkreis Unterallgäu mit 2,0 Prozent am besten ab: die stark von Industrie und verarbeitendem Gewerbe geprägte Wirtschaft sorgt hier für einen besonders robusten und aufnahmefähigen Arbeitsmarkt.
Geschrieben von: Redaktion