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Auch Häuser haben spannende Geschichten zu erzählen. Eines von ihnen ist das heute als St. Michael bekannte Seniorenheim in der Herkomerstraße 10 in Füssen, das vor 70 Jahren seinen Namen erhielt.
„Ein gutes Zimmer, Licht und Heizung, fließend kaltes und warmes Wasser, Terrasse, Garten, Liegewiese, Frühstück mit Tee und Kakao, Mittagessen an kleinen Tischen und abends kalte Platte. Die Pension liegt in ruhiger Lage mit Rundblick auf das Gebirge. Auch für den Winter bietet unser Haus in seiner sonnigen Lage mit dem schönsten Ausblick auf die schneebedeckten Berge einen angenehmen Aufenthalt. Pensionspreis vier bis sechs Reichsmark.“ So warb die Familie Gregg bis in die 1930er Jahre für ihre gleichnamige Pension in der Herkomerstraße in Füssen.
Dann kam der Krieg und an dessen Ende wurden dringend zusätzliche Unterkunftsmöglichkeiten für die aus ihrer sudetendeutschen Heimat Vertriebenen benötigt. Die Unterbringung dieser Menschen, vor allem der Alten und Gebrechlichen, machte sich der damalige Kreisverband Füssen des Roten Kreuzes zur Aufgabe. In einem Artikel des Füssener Blatts vom 16.10.1976 erinnerte BRK Geschäftsführer Rudolf Weith an die Situation, als „nach dem Zweiten Weltkrieg ein Flüchtlingsstrom ins Füssener Land kam und die Heimatvertriebenen zunächst hauptsächlich in Hotels, Gaststätten und Pensionen untergebracht waren.“ So auch in der Pension Gregg.
Bald stellte sich jedoch die Frage nach einer dauerhaften Unterbringung. Auf Initiative von Stadtoberhaupt Dr. Michael Samer und des damaligen Kreisgeschäftsführer Alfons Christa des BRK Kreisverband Füssen wurde 1950 neben dem Neubau des Altenheims St. Martin mit 120 Plätzen der Kauf des Hauses Gregg beschlossen. In diesem Haus mit seinen rund 20 Plätzen bildete sich unter Heimleiterin Maria Scholz eine fast familiäre Gemeinschaft. Scholz, selbst Geflüchtete aus Ottendorf, Kreis Braunau in Böhmen, hatte nach herben persönlichen Verlusten als ‚Mutter des Altenheims Gregg‘ eine neue Lebensaufgabe gefunden.
Maria Scholz und ihr Fahrrad waren in Füssen stadtbekannt. Doch immer noch reichten die Plätze nicht aus und so beschloss das Rote Kreuz 1952 den Bau eines Pensionistenheims für gehobene Ansprüche. Der heutige Ostflügel des Seniorenheims mit 60 Plätzen wurde an die Pension angebaut.
„Am 01. Dezember 1952 erhielt das Heim seinen heutigen Namen St. Michael, nach dem Mitinitiator und Stadtoberhaupt Dr. Michael Samer“, so der heutige Einrichtungsleiter Matthias Stroeher. „Der Ostflügel wurde seit seiner Errichtung bereits dreimal, zuletzt 2001, komplett saniert und hat heute ein besonders hohes Maß an Wohnkomfort zu bieten.“
Mit steigendem Lebensstandard wurden die Wünsche nach Zimmern mit Bad und Dusche, schönen Aufenthaltsräumen und gar einer Cafeteria mit großer Dachterrasse immer lauter. Daher entschloss sich der Kreisverband für einen Neubau, der an den Altbau von St. Michael anschließen sollte. Das alte Gebäude der ehemaligen Pension Gregg musste dabei weichen.
Unter Einrichtungsleitung Schwester Christl Lindenblatt war der neue Flügel 1975 fertiggestellt und bezogen worden. Ihr folgte 1976 Schwester Christina Engelhardt als neue Leitung. „Das Ergebnis ist eine gut durchdachte und geräumige Wohnanlage auf höchstem Niveau, die unseren Bewohnerinnen und Bewohnern auch heute – nach zahlreichen Renovierungen – ein ansprechendes Zuhause bietet“, ist Matthias Stroeher stolz auf die Geschichte seines Hauses.
Anlässlich des 70. Jubiläums hat er zahlreiche historische Dokumente zusammengestellt und eine Ausstellung im Erdgeschoss von St. Michael organisiert. Interessierte können diese nach telefonischer Anmeldung unter 08362/104 besichtigen.
Geschrieben von: Redaktion