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Eine verliebte Ostallgäuerin hat einem Betrüger tausende Euro überwiesen. Sie hatte den angeblichen Arzt aus Amerika im Internet kennengelernt. Nach einer Zeit bat er die Frau immer wieder, ihm in seiner finanziellen Not aus der Patsche zu helfen. Immer wieder erfand der Mann neue Methoden, der 59-Jährigen das Geld aus der Tasche zu ziehen. Erst nachdem die Frau ihre Tochter um weiteres Geld bat, flog der Schwindel auf. Insgesamt hatte sie da schon einen fünfstelligen Betrag an den Heiratsschwindler überwiesen.
Mit dem englischsprachigen Begriff „Romance Scam“ oder auch „Love Scam“ wird eine Form des Internetbetrugs bezeichnet, bei der gefälschte Profile in Singlebörsen dazu benutzt werden, den Opfern Verliebtheit vorzugaukeln mit dem Ziel, eine finanzielle Zuwendung zu erschleichen. Es ist eine moderne Form des Heiratsschwindlers.
Darauf fiel auch eine 59-jährige Frau herein, wie jetzt bei der Buchloer Polizei angezeigt wurde. Im vergangenen Jahr kam die Frau über das Internet in Kontakt mit einer Person, die sich als Arzt aus den USA mit Namen „Andrew“ ausgab, der in Großbritannien lebt und welcher zurzeit in Afghanistan für die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ tätig sei. Nachdem der Täter mit freundschaftlichen Texten ein Vertrauensverhältnis zu der Frau aufgebaut hatte, bat er sie zum ersten Mal um Geld.
Seine Tochter in England hätte einen Sturz gehabt und bräuchte 2.000 Euro für eine Operation, die er aus Afghanistan heraus nicht überweisen könnte, weil er in einer „gesperrten Zone“ sei. Die arglose Frau überwies das Geld auf ein britisches Konto. Das nächste Mal brauchte Andrew 8.000 Euro für eine Knieprothese bei der Tochter. Etwas später dann erzählte er, dass er ihr ein Paket geschickt habe, das aber nun vom Zoll angehalten worden sei. Hier musste sie nun wieder zahlen, aber das Paket blieb aus unbekannten Gründen beschlagnahmt. Mit immer neuen Geschichten gingen die Geldforderungen weiter und gipfelten dann darin, dass die Frau ihm 5.000 Euro für einen Flug überwiesen hatte, mit dem er nach Deutschland kommen und sie besuchen wollte. Höhepunkt war dann, dass dieses Flugzeug in Afghanistan von den Taliban abgeschossen wurde, aber Andrew und ein weiterer Passagier überlebten schwerverletzt. Jetzt meldete sich der behandelnde Arzt und schickt der Frau ein Foto von einer Person auf einer Intensivstation, von der außer Verbänden, Schläuchen und Maschinen nichts zu sehen ist. Um Andrew operieren zu können und damit sein Überleben zu sichern, musste die Frau natürlich immer wieder zahlen.
Insgesamt hatte die Frau über die Monate hinweg ihr gesamtes Vermögen in fünfstelliger Höhe an die unbekannten Täter überwiesen. Aufgekommen ist der ganze Schwindel erst, als sich die Frau weiteres Geld von ihrer Tochter leihen wollte und dieser sofort klar war, dass hier ein Betrug vorliegt. Die 38-jährige Tochter war es auch, die ihre Mutter zur Anzeigenerstattung überredete und zur Polizei begleitete.
Die Masche
Auch wenn man nun denkt „mir kann so etwas nicht passieren“, kommt es noch oft genug vor, das Opfer auf diese Betrugsmasche mit den hanebüchenen Geschichten hereinfallen. Daher möchte die Polizeiinspektion Buchloe die Bevölkerung für diese überaus perfide Betrugsmasche sensibilisieren.
Meist geben sich die Scammer als gutsituierte Personen aus, sind Ärzte, hochrangige Soldaten oder Ingenieure, kommen aus Amerika oder dem europäischen Ausland und halten sich in einem Entwicklungsland oder Krisengebiet auf. Um ihr Profil des perfekten Mannes zu verdeutlichen, schicken die Scammer an die Opfer Bilder von gutaussehenden weißen männlichen Personen. Dabei handelt es sich um gestohlene Bilder aus dem Internet, welche meist „Goerge-Clooney-Typen“ darstellen. Für ihre Chats und Mails benutzen die Scammer sehr gute Übersetzungstools, weshalb sie in fast jeder Sprache korrespondieren können. Allerdings reagiert der Scammer abweisend oder mit Ausreden, wer eine Kommunikation per Videochat oder Sprachnachricht gefordert wird. Hier müsste er ja seine wahre Identität enthüllen, was bei den Frauen sicher für Überraschungen sorgen würde.
Nach romantischen Briefen oder Gedichten dauert es meistens nicht lange, bis die ersten schlechten Nachrichten kommen. Dabei sind die Themen meist dieselben: Krankes Familienmitglied, Schulden, drohendes Gefängnis, Zollschwierigkeiten, Geld für Flug und ähnliches. Die Taktik ist hierbei immer die gleiche: Der Scammer ist unverschuldet in eine Notlage gekommen, in der er Geld braucht – nur wenn er es vom Opfer erhält, kann das ersehnte Treffen stattfinden. Manchmal tritt in dieser Phase auch ein Komplize auf, der sich als Arzt, Vorgesetzter, Freund bzw. Verwandter ausgibt und die Geschichte des Scammers bestätigt.
Die Polizei empfiehlt: Seien Sie misstrauisch
Um nicht auf solch eine Betrugsmasche hereinzufallen, seien Sie misstrauisch, wenn kurz nach der ersten Kontaktaufnahme maßlos übertriebene Liebesverse kommen, wenn Sie Bilder von Männern erhalten welche einem Modekatalog entsprungen sind oder immer Ausreden kommen um ein persönliches Gespräch zu vermeiden. Werden sie sehr skeptisch sobald das Thema Geld aufkommt. Gehen sie auf keinerlei Forderungen ein und blockieren Sie den Kontakt umgehend.
Aber nicht nur Frauen verfallen dieser Betrugsmasche, auch gibt es viele weibliche Scammer welche es auf alleinstehende Männer abgesehen haben.
Falls Sie trotz alledem noch unsicher sind oder es sogar schon zu einer Geldüberweisung gekommen ist, scheuen Sie sich nicht und bitten sie um Rat bei Ihrer nächstgelegenen Polizeidienststelle. (PI Buchloe)
Geschrieben von: Redaktion