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Am finalen Tag der Para Ski nordisch-WM in Östersund holt die offene deutsche Staffel den Sieg über 4 x 2,5 Kilometer. Die Mixed-Staffel gewinnt zwei Stunden später Bronze. Damit liegt die Mannschaft von Bundestrainer Ralf Rombach auch im Medaillenspiegel ganz vorne.
[WEERBUNG]
Gefragt nach seiner Gefühlslage, brachte es Nico Messinger auf den Punkt: „Wir sind Weltmeister. Mehr muss man dazu glaube ich nicht sagen.“ Die offene deutsche Langlauf-Staffel mit Sebastian Marburger, Linn Kazmaier (plus Guide Florian Baumann), Nico Messinger (mit Guide Robin Wunderle) und Marco Maier gewann am Sonntagvormittag in Schweden das Rennen über 4 x 2,5 Kilometer – trotz eines Sturzes von Linn Kazmaier und dank einer eindrucksvollen Teamleistung.
An deren Anfang stand Sebastian Marburger vom SK Wunderthausen (Kreis Siegen-Wittgenstein). Der 25-Jährige war so etwas wie die deutsche Geheimwaffe. Bis zur U23 als Langläufer im Deutschlandpokal aktiv, musste Marburger 2020 nach einem Unfall das rechte Bein amputiert werden. Ende Oktober 2022 holte Marburger den Titel als internationaler deutscher Meister im Klassik-Langlauf über sechs Kilometer, einen Monat später feierte er im finnischen Vuokatti sein Debüt bei einem Para Weltcup. Er ist einer von wenigen aktiven Athletinnen und Athleten, die mit einer Prothese in der stehenden Klasse unterwegs sind. „Ich bin schon lange keinen Massenstart gelaufen und musste mich am Anfang etwas reinfinden“, berichtete er.
Das gelang schnell. Marburger orientierte sich am starken Franzosen Benjamin Daviet, setzte sich dann an die Spitze des Feldes und übergab als Dritter eine Sekunde hinter Norwegen und der Ukraine an Linn Kazmaier (SZ Römerstein). Die 16-jährige Dreifach-Weltmeisterin von Östersund im Einzel lief ein starkes Rennen, obwohl sie einen Sturz verdauen musste. „Ich war heute sehr aufgeregt. Der Sturz hat mich kurz geärgert, aber ich habe mir gedacht: Komm jetzt, du musst weiterkämpfen.“ Kazmaier übergab als Fünfte an Nico Messinger (Ring der Körperbehinderten Freiburg), 42,2 Sekunden hinter Platz eins. Und Messinger, der sich in Schweden bislang zweimal Silber und einmal Bronze erkämpft hatte, verringerte mit kräftigen Doppelstockschüben den Rückstand kontinuierlich. „Ich wusste, dass ich ranlaufen kann. Wir haben am Berg schon alle vor uns gesehen und dann einen nach dem anderen überholt“, sagte er.
Marco Maier (SV Kirchzarten), dem Sprint-Doppelweltmeister 2023, blieb die Aufgabe des Schlussläufers vorbehalten – mit den Kontrahenten aus Frankreich und Norwegen direkt im Nacken. „Ich wollte gleich eine Lücke reißen und habe das auch geschafft. Gegen Ende wurde es ganz schön zäh, aber ich bin einfach glücklich, dass es gereicht hat zum Sieg.“ Da war er naturgemäß nicht allein. Gold als Team zum Abschluss – „dass wir das zusammen gewonnen haben, das ist einfach schön“, sagte Linn Kazmaier.
Im Windschatten zu Bronze
Eineinhalb Stunden nach der Gold-Staffel ging im dichten Schneetreiben auch im Mixed ein deutsches Team ins Rennen. Anja Wicker, Steffen Lehmker, Alexander Ehler und Leonie Walter (mit Guide Pirmin Strecker) gewannen überraschend Bronze hinter den USA und der Ukraine. Auf der finalen Runde lieferte sich Schlussläuferin Leonie Walter einen packenden Zweikampf mit der Kanadierin Natalie Wilkie, dreifache Goldmedaillen-Gewinnerin bei den Frauen stehend während dieser WM. „Ich war beim Wechsel kurz vor ihr. Dann kam sie von hinten rangerollt. Pirmin und ich sind dann oben am Berg im Windschatten geblieben, um mehr Schwung für die Abfahrt zu bekommen und vorbeizuziehen“, berichtete die 19-Jährige. Im Ziel betrug ihr Vorsprung auf Wilkie 6,2 Sekunden.
Damit reihten sich Lehmker und Ehler in den Kreis der deutschen Medaillengewinner ein. Dass das Duo bislang noch leer ausgegangen war, sei eine Extramotivation gewesen, sich heute noch mal zu quälen, berichtete Anja Wicker. „Laufen war hart, zuschauen war noch härter.“ Lehmker, der am Samstag auf einen Start im Zehn-Kilometer-Langlauf verzichtet hatte, um sich für die Staffel zu schonen, sprach von „einem Megarennen von allen“. Der 53-jährige Ehler, der im Einzel mehrfach knapp am Podium vorbeigeschrammt war, sagte: „Ich bin müde, aber begeistert.“
Für den Bundestrainer Ralf Rombach bildeten die Staffel-Medaillen zum Abschluss „den perfekten Rahmen“ für die gesamte Woche. „Heute hat alles zusammengepasst: die Form war spitze, das Material super und der Wettergott war auch auf unserer Seite“, fasste er zusammen. Rombach hatte auf Schnee zu Beginn des Mixed-Rennens spekuliert und gehofft, dass die Startläuferin Anja Wicker bei diesen Bedingungen den Abstand nach vorne im Rahmen halten könnte. Das Pokerspiel ging auf. Dank der Staffel-Erfolge hat Deutschland im Medaillenspiegel die Nase vorn: achtmal Gold, zwölfmal Silber und achtmal Bronze bedeuten Platz eins vor den USA (8/5/2) und Kanada (7/6/3).
Geschrieben von: Redaktion