Listeners:
Top listeners:
AllgäuHIT
AllgäuHIT-Kaffeeklatsch: mit Rebecca Simoneit-Barum vom Zirkus Charles Knie
„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
Nach gut zweieinhalb Jahren Planung und Bauzeit ist das AlpenStadtMuseum in Sonthofen fertiggestellt. Am Wochenende des 28. und 29. September lädt die Stadt die Sonthoferinnen und Sonthofer und natürlich auch alle anderen ein, bei freiem Eintritt die neu konzipierte Ausstellung in den sanierten und erweiterten Gebäuden des ehemaligen Heimathauses zu besichtigen. Bei der feierlichen Eröffnung am Donnerstagabend waren zahlreiche Gäste vor Ort.
Endlich ist es fertig, freute sich am Donnerstagabend nicht nur Sonthofens Bürgermeister Christian Wilhelm. Feierlich wurde an diesem Abend das neue AlpenStadtMuseum in der Kreisstadt eröffnet. Gemeinsam mit den zahlreich erschienenen Gästen, unter anderem Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, Europaabgeordnete Ulrike Müller sowie den beiden Landtagsabgeordneten Eric Beißwenger und Thomas Gehring feierte die Stadt Sonthofen das neue Museum im "KulturViertel" der Stadt. Nach der ökonomischen Segnung des Hauses und Klängen der Alphornbläsergruppe der Stadtkapelle Sonthofen konnten die Gäste auf einem großen Bildschirm vor dem Museum live verfolgen, wie auf Google-Maps der Zustand des Museums auf "geöffnet" geändert wurde. Schließlich, so der Bürgermeister, kommt auch ein Museum heutzutage nicht um die digitale Welt herum.
"Als Bürgermeister hat man nur selten die Chance, ein für die Kulturlandschaft seiner Stadt so wichtiges Projekt zu verwirklichen. Mit dem neuen AlpenStadtMuseum samt Café gewinnt Sonthofen einen neuen Lieblingsort im KulturViertel dazu – einen Ort der lebendigen Geschichte, des interaktive Lernens und der Begegnung von Jung und Alt", sagte Wilhelm später in seiner Ansprache.
Tradition und Moderne in einem Bau vereint
Jung und Alt – das spiegelt sich auch in der Architektur des Museumskomplexes wider. Die Geschichte der Stadt wird auch hier erzählt in einer spannenden Mischung aus alten und neuen, traditionellen und modernen Elementen. Im Kern erhalten ist das historische Bauernhaus, in dem früher das Heimathaus als Vorgänger des Museums untergebracht war, das zu den ältesten Häusern Sonthofens zählt, ebenso ein Teil des ehemaligen "Rappenhauses". Den modernen Teil des Komplexes bilden ein Neubau, der die beiden Gebäude miteinander verbindet, sowie der 1970er-Jahre Anbau des ehemaligen Heimathauses. Die Verkleidung mit dem Holz der heimischen Weißlärche gibt dem Museum unter Berücksichtigung von Kriterien nachhaltigen Bauens und der Ortsbildpflege ein einheitliches, modernes Gewand. Besonders schön: die typische allgäuer Innendeckenkonstruktion im neu gestalteten Gebäude. Der Haupteingang des AlpenStadtMuseums ist nun in Richtung Kirchplatz angelegt. Zwischen dem alten Bauernhaus und der Erweiterung lädt ein geschützter Innenhof künftig zum Verweilen ein.
Ein Ort der Kultur und der Begegnung
Ohne die finanzielle Unterstützung durch den Landkreis, den Freistaat Bayern und der Europäischen Union wäre das 11-Millionen-Euro Projekt für die Stadt nicht finanzierbar gewesen, so Sonthofens Bürgermeister in seiner Ansprache weiter. Umso dankbarer ist die Stadt für die Möglichkeit, das AlpenStadtMuseum erschaffen zu können. Das Museum wertet das KulturViertel – die Stadtbücherei in der Alten Schule, die Stadthaus-Galerie und auch die katholische Pfarrkirche St. Michael – im historischen Kern des Ortes – enorm auf.
Im AlpenStadtMuseum können die Besucher die Geschichte der Kreisstadt hautnah erleben. Ein Ort der Begegnung, wie auch Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek in seiner Rede hervorhob. Er freue sich immer sehr, wenn er in seiner Heimat, dem Allgäu, zu Gast sei. Holetschek hob auch die unzähligen Stunden Arbeit hervor, die in der Umsetzung des Museums stecken, die Diskussionen auch im Stadtrat, die Gespräche um die Konzeption des Museums und betonte, dass dies nur gemeinsam möglich war. Das Gemeinsame betonte wenig späternochmals Bürgermeister Wilhelm, der sich noch bei den federführenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt bedankte, die sehr viel Zeit und Energie in das Museum gesteckt haben und zum Teil in den vergangenen Wochen auch auf ihr Privatleben verzichtet hatten, damit bis zur Eröffnung alles fertig ist.
Die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller hob in ihrer Ansprache nochmals den Begriff "Heimat" hervor und erzählte, dass sie als Vierjährige einmal im Keller des alten Heimathauses war. Dort stand die bekannte Altmummener Krippe, und eine ältere Frau habe, in einem Ohrensessel sitzend, Geschichten erzählt. Für sie ein sehr eindrückliches Erlebnis. Die Altmummener Krippe ist übrigens auch im AlpenStadtMuseum weiterhin zu sehen – in einem eigenen Raum.
Auf Entdeckertour im AlpenStadtMuseum
Die Dauerausstellung im neuen AlpenStadtMuseum zeigt ein breites Bild der Geschichte Sonthofens und der Region. Die Besucherinnen und Besucher können sich auf Entdeckertour begeben: Sie lassen sich mit den ersten Siedlern in der Gegend um Sonthofen nieder, tauchen ein in die Lebenswelt einer Bauernfamilie des ausgehenden 19. Jahrhunderts und machen sich mithilfe von sechs unterschiedlichen Perspektiven ein eigenes Bild von der Geschichte der ehemaligen NS-Ordensburg. Außerdem erforschen sie die Sonthofer Stadtgeschichte und begleiten einen Älpler durch seinen Alltag auf einer Sennalpe. Bei ihrem Rundgang begegnen sie unter anderem nörgelnden Kurgästen – bereits in den 1920er Jahren erhielt der damalige Bürgermeister eine Beschwerde eines Kurgastes über zu laute Kuhschellen. Seine Antwort fiel sehr spröde aus – das sei auf dem Land nun mal so! Ebenfalls vorgestellt werden typische "Mächlar" und wagemutige Fotopioniere.
Herzstück der Ausstellung sind liebevoll ausgewählte Exponate, die mithilfe von Texttafeln ihre spannende und zum Teil auch sehr kuriose Geschichte erzählen. Aber auch zahlreiche Mitmach- und Medienstationen warten dareuf, genutzt zu werden – unter anderem eine rasante Rodelfahrt an der interaktiven Rodelstation!
Die moderne Ausstellung ist eine Entdeckungsreise für alle Sinne: Ein in seiner Art einzigartiges, originalgetreues Alpwiesenmodell entführt in die Pflanzenwelt der Oberallgäuer Berge. An verschiedenen Taststationen gilt es, unter anderem ein Grüntenpanorama oder eine Bärbelemaske zu ertasten. Die Jüngeren führt ein Experte mit seiner ganz eigenen Perspektive durch die Ausstellung: Die Stubenfliege Friedl, das Maskottchen der Kinderspur, bietet einen altersgerechten Zugang zu den Themen. So können die Kinder unter anderem eine Zither spielen oder als "Mächlar" eigene Erfindungen zeichnen und präsentieren.
Das Ausstellungskonzept
Jeder Kulturraum im Museum erzählt eine eigene Geschichte – geprägt von geografischen Gegebenheiten, wechselnden Einflüssen verschiedener Herrscher und wirtschaftlichen Entwicklungen. Mit dem Allgäu verbinden sich auf den ersten Blick die alpine Lage, Vieh- und Weidewirtschaft sowie Ski- und Wandertourismus. Darüber hinaus gibt es aber auch noch viel mehr zu entdecken. Dieses Facettenreichtum der Region erzählt das neue AlpenStadtMuseum in einer modernen Ausstellung auf verschiedenen Ebenen. Anhand zahlreicher Objekte, die neu in Szene gesetzt sind, beim Rundgang durch das historische Bauernhaus, an Medien- und Mitmachstationen sowie in kindgerechter Form mit der eigens konzipierten Kinderspur.
Heimatgeschichten
Was macht Sonthofen aus – geschichtlich, kulturell und wirtschaftlich? Dazu geben an sechs Themeninseln zahlreiche Objekte und Dokumente Auskunft. Sie erzählen von den "Allgäuer Schönheiten" (gemeint ist natürlich das Braunvieh), von Alpensehnsucht, Lohn und Brot, Erfindergeist, Notzeiten und Sonthofen als Heimat. So hat zum Beispiel die Erfindung des Skistocks mit Schneeteller durch Fritz Heimhuber senior den Skisport revolutioniert. Ein Fahrrad mit Reifen aus metallenen Federn statt Gummireifen zeugt vom Rohstoffmangel im frühen 20. Jahrhundert. Einblicke in Allgäuer und Sonthofer Brauchtum wie Eggaspiel, Bärbele- und Klausentreiben runden die Ausstellung ab.
Die NS-Ordensburg
Einen eigenen Themenkomplex bildet die Geschichte der NS-Ordensburg. Mithilfe zahlreicher Dokumente, Objekte sowie Bild- und Tonmaterial eröffnet der multiperspektivische Ansatz die vertiefte Auseinandersetzung mit diesem speziellen Ort der Erinnerungskultur.
Eine Reise in die Vergangenheit
Der Geschichtsraum zeigt eine große Zeitspanne: von vielen Millionen Jahre alten Fossilien bis hin zu aktuellen Entwicklungen und Themen einer modernen Kommune gibt es hier viel zu entdecken: farbenprächtige Grabbeigaben aus der alemannischen Siedlung des 6. bis 8. Jahrhunderts v.Chr., ein Faksimile der ersten urkundlichen Erwähnung von "Sunthoven", zahlreiche Dokumente und Bilder zum "Sonthofer Tag" im 16. Jahrhundert, der Anbindung an das Telefon- und Eisenbahnnetz und auch der Ereignisse der beiden Weltkriege in Sonthofen.
Das alte Heimathaus
Herzstück des Museums ist weiter das alte Bauernhaus mit historischem Kern aus dem Jahr 1555. Hier kann man eintauchen in den Alltag einer Bauernfamilie des ausgehenden 19. Jahrhunderts inmitten historischer Möbel und Gebrauchsgegenstände.
Geschrieben von: Redaktion