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Die „Domprobst Wenger und Bischof Friedrich II. Graf von Zollern’sche Distriktspitalstiftung Sonthofen“ blickt heuer auf ihr 525-jähriges Bestehen zurück. Im späten Mittelalter gegründet, ist ihr soziales Wirken bis heute für die Menschen in der Kreisstadt und darüber hinaus spürbar. Denn die Stiftung, deren komplizierter Titel gemeinhin auf „Distriktspitalstiftung Sonthofen“ abgekürzt wird, ist eine der Gesellschafterinnen der AllgäuPflege gGmbH mit zahlreichen Altenhilfeeinrichtungen im ganzen Oberallgäu.
Nun wurde das Stiftungsjubiläum in Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste mit einem feierlichen Festakt im Haus Oberallgäu in Sonthofen begangen. „Vor 525 Jahren gab es noch nicht viele Institutionen außer der Kirche“, erinnerte der stellvertretende Oberallgäuer Landrat Roman Haug in seinem Grußwort. „Aber es gab bereits Personen und Persönlichkeiten, die neben ihrem segensreichen Wirken bereit waren, persönliche Mittel einzusetzen, um bedürftige Menschen zu unterstützen.
Hinter der Distriktspitalstiftung stand von Anfang an die Sorge um alte und kranke Menschen und daran hat sich bis heute nichts geändert.“ Ulrich Gräf, seit 1992 Geschäftsführer der Distriktspitalstiftung, nahm die Anwesenden mit auf eine kurzweilige Reise durch deren Geschichte. Ursprünglich, so Gräf, habe Dr. legum und Lizentiat Konrad Wenger, Domherr von Brixen, geplant, ein Armenspital in seiner Heimatstadt Immenstadt zu errichten. Da die Herrn von Montfort diesem Vorhaben jedoch keinerlei Unterstützung zukommen ließen, habe er sich aus Verärgerung entschlossen, seine Pläne stattdessen in Sonthofen umzusetzen.
Er habe diese dem Bischof Friedrich II. Graf von Zollern, Fürstbischof von Augsburg, unterbreitet, gekoppelt mit der Bitte um ein geeignetes Haus in Sonthofen, die Erbauung einer Kapelle, die Anlegung eines Friedhofs sowie die finanzielle Unterstützung des Vorhabens – mit Erfolg: die Gründung der „Domprobst Wenger und Bischof Friedrich II. Graf von Zollern’schen Distriktspitalstiftung Sonthofen“ erfolgte am 30. Januar 1497. „Dia Sunthüifer sottet deana Immerstädter danke, dass se so an oigana Grind hond“ (hochdt.: „Die Sonthofer sollten den Immenstädtern dafür danken, dass diese so eigensinnig sind.“), so Gräf augenzwinkernd.
Zweck der Stiftung sei die Versorgung kranker und armer Menschen ohne Heimstatt gewesen. „In dem kleinen Haus konnten bis zu 29 Pfründner, so nannte man die Bewohner, in unbeheizten, dunklen, feuchten Schlafstätten mit je drei bis vier Betten unterkommen und einfache Mahlzeiten erhalten“, schilderte er die damaligen Verhältnisse. „Das Personal bestand aus einer Magd und einem Spitalmeister. Die seelsorgerische Betreuung der Pfründner durch Spitalbenefiziaten begann erst im 17. Jahrhundert. Arbeitsfähige Pfründner waren verpflichtet, auf den hauseigenen landwirtschaftlichen Flächen mitzuarbeiten.“ (Der Spitalhof wurde Mitte der 1960er Jahre auf die heutige Burgberger Flur verlegt).
Erst seit der Zusammenarbeit mit dem Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern in München habe sich die Qualität der Versorgung deutlich verbessert; die Ordensfrauen unterstützten das Spital ab 1855 bis 1991. Im Lauf der Jahrhunderte ermöglichten Zustiftungen verschiedene Um- und Anbaumaßnahmen. So konnten dank eines großzügigen Vermächtnisses durch Schwester Maria Neria Pongratz im Jahr 1885 ein neues Stockwerk errichtet sowie Arzt-, Operations- und mehrere Krankenzimmer eingerichtet werden, in denen erstmals Kranke gegen Bezahlung behandelt wurden.
„So gesehen war das Spital Sonthofen das erste Krankenhaus, das es in Sonthofen gegeben hat“, so Ulrich Gräf. 1920/21 wurde es mit Eröffnung des Krankenhauses Sonthofen schließlich zum Alten- und Pflegeheim umgewidmet. Am 22. Februar 1945 fiel das Gebäude bei der Bombardierung Sonthofens in Schutt und Asche. Elf Menschen starben, darunter drei Ordensschwestern. In den Jahren danach wurden das Spital und seine Kirche aus alten Bruchsteinen wieder errichtet.
Ab den 1970er Jahren wurden die Kapazität und das Versorgungsspektrum des Spitals sukzessive erweitert. Ein Meilenstein stellt der Neubau und die Sanierung in den Jahren 2007 bis 2010 dar (Kosten ca. 13 Millionen Euro). Im Zuge dessen erfolgte auch die Implementierung eines innovativen Betreuungskonzepts mit Wohngruppen.
Heute unterstehen der „Domprobst Wenger und Bischof Friedrich II. Graf von Zollern’schen Distriktspitalstiftung Sonthofen“ fünf Einrichtungen: neben dem Spital Sonthofen sind dies die Tagespflege Sonthofen, der ambulante Dienst Sonthofen, die Seniorenresidenz Blaichach sowie die Tagespflege Wertach. Die Distriktspitalstiftung ist zusammen mit der gleichermaßen traditionsreichen Kreisspitalstiftung Kempten und der Gräflich Königsegg-Rothenfels'sche Spitalstiftung Immenstadt Gesellschafterin der am 1. Januar 2009 gegründeten gemeinnützigen Betriebsgesellschaft AllgäuPflege gGmbH.
Eine verlässliche Konstante in der Arbeit der Distriktspitalstiftung stellte in den zurückliegenden 25 Jahren Sonthofens Altbürgermeister Hubert Buhl dar. Am 25. Februar 1997 übernahm er als damals neu gewählter 1. Bürgermeister das Amt als Stiftungsvorsitzender und bekleidete dieses ein Vierteljahrhundert lang. Nun übergab er die Position an Sonthofens amtierenden 1. Bürgermeister Christian Wilhelm. Jener würdigte das langjährige unermüdliche Schaffen und den großen Einsatz seines Amtsvorgängers. Hubert Buhl habe die ehrenamtliche Aufgabe als Vorsitzender der Distriktspitalstiftung mit enormem Engagement „mehr als hervorragend“ erfüllt und dabei auch in seinen Zeiten als amtierender Bürgermeister stets ein offenes Ohr für die Belange der Stiftung und einen Blick für das Wohl der Seniorinnen und Senioren im Landkreis gehabt. „Du hinterlässt sehr große Fußstapfen und ein sehr gut bestelltes Haus“, so Wilhelm.
Abgerundet wurde das Festprogramm durch einen Vortrag von Prof. Alexander Schraml zum Thema „Altenhilfe – aktuelle Situation und kommunale Herausforderungen“.
Geschrieben von: Redaktion