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Von Männern belächelt, von Frauen gefordert: Kostenlose Menstruationsartikel. Seit Jahren herrscht eine hitzige Debatte darüber. Schottland hat es vorgemacht, dort werden diese Artikel – wie Klopapier auch – in öffentlichen Toiletten zur Verfügung gestellt. Einzelne Initiativen machen es auch in Deutschland, wie Universitäten oder Krankenhäuser. Nun möchte Kempten ein Vorbild sein. 11 Frauen im Stadtrat haben sich zusammengeschlossen und einen Antrag dafür gestellt. Erna-Kathrein Groll von den Grünen ist eine von ihnen.
Die Bereitstellung von kostenlosen Menstruationsartikeln in städtischen Einrichtungen fordern in Kempten alle Stadträtinnen. Zu diesen 11 Frauen gehören Erna-Kathrein Groll, Barbara Haggenmüller, Franziska Maurer, Gertrud Epple, Katharina Schrader, Ingrid Vornberger, Ilknur Altan, Annette Hauser-Felberbaum, Silvia Schäfer, Hilde John und Sibylle Knott. Diese Frauen gehören den Grünen, der SPD, den Freien Wählern und der CSU an. „Nicht genannte Parteien haben keine Frauen im Stadtrat, das sollte man wissen. Damit unterstützen diesen Antrag alle Frauen, die im Stadtrat vertreten sind“, stellt Erna-Kathrein Groll fest. Die Idee dafür kam von der Gleichstellungsstelle, daraufhin hat die Grüne Stadträtin recherchiert, wie man das umsetzen könnte und wie viel es die Stadt kosten würde. Kempten wäre im Allgäu die erste Kommune, die kostenlose Hygieneartikel in städtischen Einrichtungen auf den Weg bringen würde.
Menstruationsartikel für städtische Einrichtungen
Die Artikel sollen als erstes in öffentlichen Einrichtungen wie den städtischen Schulen, dem Jugendhaus oder auch der Stadtbibliothek liegen. Die Ausstattung der öffentlichen Toiletten wäre ein zweiter Schritt, so Groll weiter.
Für viele junge Frauen und Mädchen ist es unter anderem eine Frage der notwendigen finanziellen Unterstützung, wenn die Menstruationsartikel kostenlos zur Verfügung gestellt werden. „Situationen, wie eine nicht selten unerwartet einsetzende Periode, sind für Mädchen und Frauen belastend, bedeuten eine massive Einschränkung und sind leider immer noch mit Scham für einen natürlichen biologischen Prozess des weiblichen Körpers behaftet“, erklärt die Stadträtin. Die unentgeltliche Ausgabe von Menstruationsartikeln sollte unkompliziert und praktikabel erfolgen, beispielsweise mittels eines in den Toiletten aufgestellten einfachen Spenders.
„Gut angelegtes Geld“ für die Stadt
Dass dieses Thema oft ignoriert und belächelt wird, ist ihr bewusst. „Das ist ein Thema, das ganz normal zum Leben dazu. So normal wie das Toilettenpapier, gehört es eben auch dazu in einer Toilette bereitzustellen.“ Deshalb sieht sie in der Beschaffung keine Probleme. Die Artikel könnten wie Toilettenpapier, Papierhandtücher und Seife über die Beschaffung besorgt und aus städtischen Mitteln finanziert werden. Die Verteilung würde – wie beim Toilettenpapier auch – über das Reinigungspersonal erfolgen. Über die zusätzlichen Kosten für die Stadt ist sich die Grüne Stadträtin bewusst. „Wenn wir professionelle Spender nehmen, dann schnellt die Summe in die Höhe. Da muss man sich nichts vormachen, das kostet Geld. Aber wir sind überzeugt, dass es gut angelegt ist, weil es einfach notwendig für eine gleichberechtigte Teilhabe ist.“
Antrag geht nun in die Stadtverwaltung zur Überprüfung
Der Antrag ist nun gestellt und liegt bei der Stadtverwaltung, wo er nach rechtlichen Kriterien geprüft wird. Dort wird beraten, wie die Organisation ablaufen kann. Anschließend geht der Antrag in den entsprechenden Ausschuss. „Danach gibt es eine Beschlussempfehlung für den Stadtrat. Ich denke nicht, dass es im großen Plenum besprochen werden muss, weil die Summe zu Beginn überschaubar ist. Und dann geht es in die Umsetzung, worauf ich hoffe“, betont Erna-Kathrein Groll.
Geschrieben von: Redaktion