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Vor 50 Jahren wurden Gemeinden und Landkreise in Bayern zusammengelegt, um leistungsstarke Zentren zu schaffen. Mit der Gebietsreform hat sich die Landkarte verändert, im Allgäu entstanden die Landkreise Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie der Landkreis Lindau mit den dazugehörigen Kreisstädten. So eine Reform könnte sich der Oberallgäuer Altlandrat Gebhard Kaiser noch einmal vorstellen, sagte er im AllgäuHIT SonnTalk.
Die Bayerische Gebietsreform hat vor 50 Jahren neue Landkreise und Gemeinden auf den Weg gebracht, fast die Hälfte ist zusammengelegt worden. „Es wäre fast wieder an der Zeit eine neue Gebietsreform auf den Weg zu bringen“, sagt der Oberallgäuer Altlandrat Gebhard Kaiser. „Es wäre weiter notwendig die Verantwortung vor Ort weiter nach unten zu verlagern. Ich bin der Meinung, dass Landkreise wie Augsburg mit 230.000 Einwohnern die richtige Größe wären.“ Vor 50 Jahren sind die damaligen 148 Landkreise auf 71 verringert worden, um leistungsfähigere Regionen zu schaffen. „In Franken liegen die Landkreise bei ungefähr 80.000 Einwohnern. Aus 9 könnte man nur 5 Landkreise schaffen, im Allgäu könnte man Oberallgäu mit dem Landkreis Lindau zusammenlegen.“
Diesen erneuten radikalen Schritt sieht Kaiser in einer besseren Verantwortlichkeit begründet, die er vor allem in Landkreisen verortet sieht. „Wenn wir enger kooperieren, können wir gemeinsam Wachsen. Seit der Gebietsreform sind dadurch viele Zweckverbände entstanden. Diese Art der Politik führt dazu, dass Entscheidungen vor Ort getroffen werden“, so Kaiser weiter. „Deshalb ist es wichtig sich nach 50 Jahren zu fragen, was haben wir damals gemacht und wie können wir jetzt die Kommunalpolitik weiter stärken?“
Das Allgäu wächst zusammen
Nach der Gebietsreform hat sich auch die Allgäuer Landkarte verändert. Es sind die Landkreise Ober-, Ost- und Unterallgäu sowie der Landkreis Lindau mit den dazugehörigen Kreisstädten entstanden. Die Stadt Kempten ist mit den Gemeinden St. Mang und St. Lorenz zur größten Stadt im Allgäu geworden. Um grenzüberschreitend zu arbeiten, haben sich Zweckverbände gegründet, wie der Berufsschulzweckverband oder der Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten. „Egal, ob es der Zusammenschluss des Vermessungsamtes oder der Sparkasse war, wirtschaftlich und touristisch haben wir im Allgäu davon profitiert“, betont Gebhard Kaiser. „Allein, wenn ich jetzt an die Allgäu GmbH denke.“
Im Oberallgäu ist die Gebietsreform stärker ausgefallen, als in den anderen Allgäuer Landkreisen. „Wir haben hier noch 28 Gemeinden. Im Unterallgäu sind es noch 52, im Ostallgäu etwas über 40.“ Die Gebietsreform war nicht unumstritten als sie 1972 durchgesetzt wurde. Die Fusion der Gemeinden Wiggensbach und Heiligkreuz kam beispielsweise nicht zustande. „Darüber spricht jetzt aber keiner mehr, weil Wiggensbach mit 5200 Einwohnern zu den steuerstärksten Gemeinden im Oberallgäu gehört. Da muss keine Reform mehr gemacht werden“, stellt Kaiser fest. „Altusried aber besteht heute aus fünf Ortsteilen.“
50 Jahre feiert auch der Zweckverband für Abfallwirtschaft
Gebhard Kaiser feiert neben der Gebietsreform dieses Jahr auch 50 Jahre Zweckverband für Abfallwirtschaft Kempten. Als Aufsichtsratvorsitzender hat er den Weg bis zum heutigen ZAK als Rundumdienstleiter mitbegleitet. „Es war etwas Großes, als dieser Zweckverband zur Müllvermeidung entstand. Denn wir müssen uns zurückerinnern, damals hatte jede Gemeinde eine Mülldeponie und war selbst für sie zuständig“, erzählt Gebhard Kaiser. „Der ZAK hat alle Deponien aufgelöst und hat zwei neue Müllöfen errichtet, um Müll zu verbrennen. Es lief nicht alles glatt, es gab Müllchaos und so wurde in den 90er Jahren der ZAK weiterentwickelt. Der Landkreis Lindau hat sich dem Verband angeschlossen, der sich neu aufgestellt hat.“ Ein neu errichteter Müllofen, der auf dem technisch modernsten Stand war, hat die ersten gebauten abgelöst. Zwei große Kompostwerke wurden in Kempten und Immenstadt errichtet, außerdem entstanden 38 Wertstoffhöfe in der Region. Damit ist die Leistung für Kaiser zweigeteilt: „Die Pionierleistung in den 70ern und die gemeinsame Entscheidung den Weg in den 90ern weiterzugehen. Heute setzt sich der ZAK außerdem dafür ein Müll zu vermeiden und/oder einer sinnvollen Verwendung zuzuführen.“
Neben der Müllentsorgung steht der ZAK 50 Jahre später auch für den Ausbau der Fernwärme. „Mit Ende des Jahres wird Kempten über 51 Kilometer Fernwärme verfügen. Damit können 40 Millionen Liter Heizöl eingespart werden. Das bekommt wegen der aktuellen Situation in Europa eine noch größere Bedeutung“, betont Gebhard Kaiser. Denn der Krieg in der Ukraine hat die Energiepreise steigen lassen und vor allem die Gasabhängigkeit von Russland offensichtlich gemacht. „Dass es so aktuell wird, haben wir vor zwei Monaten noch nicht gedacht. Es ist notwendig, dass wir weiterdenken. Wie können wir noch mehr Wohnungen und Einrichtungen mit Fernwärme versorgen? Im 51. Jahr wird es also um den Ausbau unserer Werke gehen. In diesem Jahr werden wir 2.000 Wohnungen der Sozialbau mit Fernwärme beliefern, wo geht das noch?“ In den nächsten Jahren wird neben dem Ausbau auch die Erzeugung von Strom eine Rolle spielen, um weiter autark zu werden.
Written by: Redaktion