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In der Kaufbeurer Innenstadt wird heute das neue Bezirksarchiv Schwaben eröffnet. Das historische Archiv ist das Gedächtnis der Bezirks Schwaben. Es bewahrt die Geschichte des Bezirks und seiner Einrichtung auf. Ab heute ist das Archiv auch für die Öffentlichkeit zugänglich und soll allen Bürgern zu Forschung offenstehen. In den neuen Räumen in der Kaufbeurer Schmidgasse können Interessierte heut Nachmittag auch einen Blick hinter die Kulissen werden. Dr. Petra Schweizer-Martinschek, Leiterin des Bezirksarchiv Schwaben:
Offiziell gibt es das Bezirksarchiv seit 2013, es war bis jetzt in Räumlichkeiten des Bezirkskrankenhauses in Kaufbeuren untergebracht. Dort gab es Umbaumaßnahmen und somit wurde der Entschluss getroffen, dass wir in ein eigenes Gebäude ziehen. Wir befinden uns jetzt in der Kaufbeurer Innenstadt, also Mitte der Fußgängerzone. Dort haben wir ein eigenes Gebäude für die Archivalien des Bezirk Schwabens. Das sind die Akten der Hauptverwaltung, aber genauso die Akten der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalten Kaufbeuren und Günzburg.
Wie kann man sich das vorstellen? Wie umfangreich ist dieses Archiv und was beinhaltet es?
Also wir sprechen von Regalmetern, also wie viel auf ein Meter Regal passt. Wir haben über 1000 Regalmeter bei uns im Bezirksarchiv. Wir haben Dokumente aus der 75-jährigen Geschichte des Bezirk Schwabens, aber eben auch seiner Vorläufer, darunter auch vor allem die Akten der Psychiatrien.
Dass man sich das mal vorstellen kann: Alles, was da drinnen ist, sind einmalige Originale, quasi Dokumente, welche noch erhalten sind. Wie weit gehen diese Dokumente zurück?
Also, es geht zurück bis fast 200 Jahre. Die erste Heil- und Pflegeanstalt hieß früher noch Kreis-Irrenanstalt und ist 1849 in Irsee gegründet worden. Also wir haben dieses Jahr auch 75 Jahre Psychiatrie in Schwaben gefeiert. Die ältesten Dokumente sind über 175 Jahre alt.
Was kann man alles sehen, wenn man Sie heute am Tag der offenen Tür besucht?
Generell kann jeder das Bezirksarchiv besuchen und ich kann jedem das Archiv zeigen. Dennoch ist es aus Datenschutzgründen nicht möglich, dass jeder jede Akte einsehen kann. Aber zum Beispiel Verwaltungsakten können zu jeder Zeit den Besuchern gezeigt werden. Wo es aus Datenschutzgründen nicht geht, sind Personal- und Patientenakten.
Das heißt, wenn ich Ahnenforschung meiner eigenen Familie machen will, wäre ich bei Ihnen richtig?
Im Grunde genommen kann jeder bei uns nachfragen, wenn er Auskunft haben möchte über einen Angehörigen, der Opfer der NS-„Euthanasie“ oder der generell Patient in der Psychiatrie war. Wir haben die Krankenakten hier von 1949 bis 1956, also diese Zeit betreffend kann ich Auskunft geben. Wir haben auch vor allem Verwaltungsakten, aber die sind eher für Wissenschaftler von Interesse.
Was passiert heute am Tag der offenen Tür genau?
Heute kann von 14–17 Uhr jeder, der sich interessiert, der etwas über die Geschichte des Bezirkes Schwaben wissen möchte oder vor allem auch über die Psychiatriegeschichte, kann bei uns vorbeikommen. Ich zeige das Archiv, ich zeige die Bestände und komme gerne mit jedem ins Gespräch.
Von Patientenakten schwäbischer NS-„Euthanasie“-Opfer wie Ernst Lossa über die Neugründung des Bezirkstags von Schwaben bis hin zum „Großen Schwäbischen Trachtenstreit“ – im Archiv des Bezirks finden sich dunkle, helle und auch amüsante Kapitel aus fast 200 Jahren regionaler Geschichte. Interessierte können sie heute beim Tag der offenen Tür des Archivs in Kaufbeuren entdecken.
Geschrieben von: pk
Allgäu Archiv Bezirkskrankenhaus Kaufbeuren