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Beim Landkreis Lindau sowie bei seinen Städten, Märkten und Gemeinden ist heute eine Online-Petition „Schaffen Sie ein medizinisches Versorgungszentrum in Lindenberg“ eingegangen. Die Unterschriftenaktion, an der etwas mehr als 2.000 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet teilgenommen haben, wird in der kommenden Sitzung des Kreistags Ende März behandelt werden – steht doch dort das wichtige Thema bereits auf der Tagesordnung.
Denn in der vergangenen Woche hatte der Haushaltsausschuss dem Kreistag bereits einstimmig empfohlen, 300.000 Euro für eine Anschubfinanzierung eines MVZs im Haushalt 2025 aufzunehmen und zusätzlich zu den 2,3 Millionen Euro, die der Landkreis als Krankenhausumlage an den Freistaat Bayern bezahlt, weitere 100.000 Euro für eine strategische Entwicklung der stationären Versorgung in den Haushalt einzustellen. Auch die Stadt Lindenberg und weitere Gemeinden hatten bereits angekündigt, Gelder für die Anschubfinanzierung eines MVZs zur Verfügung zu stellen. Diese gemeinsame Anstrengung zeigt, dass die Kommunen im Landkreis Lindau bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam Lösungen zu schaffen.
Der Krankenhaus-Beirat hat sich Anfang Februar bereits intensiv mit dem Thema MVZ und mit Unterstützungsmöglichkeiten durch den Landkreis auseinandergesetzt. Damals hatten auch Experten von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) und vom Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit teilgenommen, die den Teilnehmern beratend zur Seite standen. Ein MVZ ist eine Einrichtung, in der mehrere Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach zusammenarbeiten. Dadurch können Patienten umfassend und wohnortnah versorgt werden. MVZs sind eine wichtige Ergänzung zu den bestehenden Strukturen im Gesundheitswesen, insbesondere in ländlichen Regionen, in denen die medizinische Versorgung oft schwieriger zu gewährleisten ist.
Letztendlich entscheidet allerdings der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung über die Vergabe von Arztsitzen, die Grundlage für ein MVZ sind. Aktuell ist jedoch noch unklar, welche Arztsitze überhaupt in Lindenberg zur Verfügung stehen. Laut Aussage der Schwesternschaft des Bayerischen Roten Kreuzes gibt es nach wie vor einen chirurgischen Sitz, der nach der Insolvenz des MVZs an der Rotkreuzklinik wieder nachbesetzt werden könnte. Einen Antrag auf Nachbesetzung muss die Schwesternschaft stellen. Der chirurgische Arztsitz ist für ein zukünftiges MVZ notwendig, um dort auch beispielsweise Arbeitsunfälle adäquat behandeln und damit einen wichtigen Mehrwert bieten zu können. Dafür muss der Chirurg zusätzlich über eine entsprechende Zulassung durch die Berufsgenossenschaft verfügen.
Bei der Bereitstellung von finanziellen Mitteln durch den Landkreis handelt es sich um freiwillige Leistungen, denn eigentlich wird das System in erster Linie über die Krankenkassenbeiträge und mit Mitteln des Bundes finanziert. Die Kommunen, die aktuell gezwungen sind, Gelder für die medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen, sehen sich mit einem systemischen Problem konfrontiert: Denn eigentlich sind andere Strukturen dafür geschaffen worden, in denen bereits viel Geld steckt, die aber aktuell nicht gut funktionieren.
Die medizinische Versorgung in Deutschland steht vor großen Herausforderungen und ist im Umbruch. Sie bewegt viele Menschen, was auch an der Unterschriftenliste der Petition abgelesen werden kann. Es ist daher wichtig, neue Wege zu gehen, um die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. MVZs können eine wichtige Rolle bei der Lösung dieser Probleme spielen. „Es ist dringend geboten, dass auf Bundes- und Landesebene endlich Maßnahmen getroffen werden mit dem Ziel, für die Menschen, die medizinische Hilfe brauchen, weiterhin eine gute Versorgung bieten zu können. Ich setze meine Hoffnung auf die kommende Bundesregierung, denn dass dringender Handlungsbedarf besteht, ist unbestritten“, meint Landrat Elmar Stegmann.
In den letzten Jahren sind allein in der Region neben der Rotkreuzklinik in Lindenberg viele weitere kleinere Krankenhäuser geschlossen worden, zum Beispiel in Isny, Leutkirch und erst jüngst in Bad Waldsee. „Angesichts der großen Summen, die der Landkreis bereits jetzt und mit seit Jahren steigender Tendenz im sozialen Bereich ausgibt, ist uns eine wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Gesundheitsversorgung wichtig. Dies bestätigt auch das einstimmige Votum des Haushaltsausschusses, mit dem die Unterstützung des Landkreises für ein MVZ auf den Weg gebracht wurde“, so Stegmann weiter. „Kurzfristiger Aktionismus hilft uns nicht weiter – sondern enttäuscht am Ende nur und schadet dem Vertrauen in die Politik.“
Die Sozialausgaben des Landkreises sollen nach dem aktuellen Haushaltsentwurf 42 Millionen Euro betragen. Dies sind 34 % des Haushaltsvolumens. Die Summe beinhaltet neben der an den Bezirk Schwaben abzuführenden Bezirksumlage, die überwiegend sozialen Zwecken dient, die Ausgaben in den Bereichen Jugendhilfe, Sozialleistungen und Krankenhauswesen. (pm)
Geschrieben von: Christoph Fiebig
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