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Special Interest

Kommentar zum Aus von RSA Radio: Lokale Radiosender – Zwischen finanziellen Hürden und ungewisser Zukunft

today28. Juni 2024

Hintergrund
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Seit Jahren kämpfen lokale Radiosender in Deutschland mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten. Steigende Betriebskosten, regulatorische Anforderungen durch die Landesmedienanstalten und rückläufige Werbeeinnahmen stellen eine tägliche Herausforderung dar. Nun kam die Hiobsbotschaft, dass der Kemptener Sender RSA Radio zum Ende dieses Jahres den Sendebetrieb einstellt. Der Allgäuer Zeitungsverlag, als Hauptgesellschafter, zog die Reißleine. Die bereits lange bestehende wirtschaftliche Misere machte diesen Schritt offenbar unumgänglich. Ein Kommentar von Norbert Kolz aus der AllgäuHIT-Bodenseeredaktion.

Auch in der Vergangenheit waren privat-lokale Radiostationen von Schließungen betroffen. Hier seien beispielhaft Radio Lindau und Welle Bodensee genannt, die beide von RSA Radio übernommen wurden. Das bevorstehende Ende eines durchaus erfolgreichen Radiosenders löst jedoch gemischte Gefühle aus. Der geneigte Hörer könnte meinen, ein unliebsamer Konkurrent sei damit aus der Medienlandschaft im Allgäu und am Bodensee verschwunden. Doch diese Sichtweise wird der Situation nicht gerecht. Konkurrenz belebt das Geschäft einerseits, verteilt andererseits aber auch den wirtschaftlichen Werbekuchen auf mehrere Mitbewerber. Vorsicht ist geboten: Was hier geschieht, schwebt wie ein Damoklesschwert über allen privaten Radiostationen.

Der Erfolg privater Medien basiert nicht nur auf der Musikauswahl, sondern wesentlich auch auf der lokalen Berichterstattung. Diese gehört zum Kern des Programms. Das Geschehen vor Ort und der intensive Kontakt zu den Hörern und ihren Anliegen sind entscheidend für die Erfolgsstrategie. Aus diesem Grund wurde Anfang der 80er Jahre das Privatradio erlaubt, um einen Gegenpol zu den öffentlich-rechtlichen Sendern zu schaffen. Beispiele sind die Lokalpolitik, der Kontakt zu Rathäusern, Stadt- und Gemeinderäten sowie zur heimischen Wirtschaft und zu sozialen Einrichtungen und Vereinen. Der Hörer vor Ort möchte wissen, was vor seiner Haustür passiert.

An dieser Stelle möchte ich mir kein Urteil darüber anmaßen, ob dies bei anderen Stationen ebenfalls Teil der Programmphilosophie war. Manchmal hatte ich jedoch beim Hören fremder Sender das Gefühl, dass sich die Informationen zu weit vom örtlichen Geschehen entfernten. Das aktuelle System krankt jedoch auch im Allgäu an mangelnder Chancengleichheit. Ein Beispiel: RSA Radio sendet noch bis zur Abschaltung Ende dieses Jahres auf UKW und DAB+, also dem digitalen Radio. Zwei Sende- und Empfangsmöglichkeiten. Radio AllgäuHIT hingegen sendet seit über 10 Jahren nur auf DAB+, ohne UKW-Frequenzen, und konnte sich dennoch erfolgreich auf dem hart umkämpften Markt für Radio- und Werbesekunden behaupten.

Diese Ungleichbehandlung wurde stets damit gerechtfertigt, dass UKW bald abgeschaltet würde und die Zweigleisigkeit nur kurz andauern sollte, bevor die Chancen für alle gleich wären. Doch das war ein Trugschluss: Bis heute hat es die bayerische Medienpolitik nicht geschafft, klare Verhältnisse zu schaffen. Die Abschaltung von UKW lässt weiter auf sich warten, neue UKW-Frequenzen werden nicht mehr vergeben. Dies war auch der Grund, warum Anton Blessing sich von RSA Radio trennte und den Sender an die Allgäuer Zeitung verkaufte. Seine Begründung damals: Die Umstellung von UKW auf DAB sei teuer und finanziell nicht zu stemmen. Rückblickend war dies eine Fehleinschätzung, die allerdings nicht Blessing anzulasten ist, sondern den nicht eingehaltenen Versprechen der bayerischen Medienpolitik, die UKW-Abschaltung zeitnah umzusetzen. Bis heute ist das nicht geschehen.

Wie es besser geht, zeigen Norwegen und die Schweiz. Im skandinavischen Norden ist UKW nur noch ein Begriff aus der Vergangenheit. Lediglich winzige Lokalsender im weitläufigen Hinterland Norwegens dürfen noch für begrenzte Zeit auf UKW senden. Auch in der Schweiz ist der Zug in Richtung DAB längst abgefahren. Dort ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis alle Sender ausschließlich digital senden.

Für die Medienlandschaft im Allgäu und am Bodensee bleibt zu hoffen, dass sich die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) in München bewusst ist, dass nur ein Sender in der Region wirtschaftlich und redaktionell erfolgreich sein kann, wenn er täglich vor Ort recherchiert und berichtet. Eine reine Zulieferung mit einem Mantelprogramm und gelegentlichen lokalen Informationen kann und sollte keine Lösung sein.

Am Freitag gab es einen AllgäuHIT-Kaffeeklatsch mit legendären RSA-Moderatoren. HIER könnt ihr die Sendung nachhören.

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Geschrieben von: Redaktion

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