Stadtrundgang zum Nationalsozialismus in Kempten

Anlässlich des 78. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau finden am 28. und 29. April 2023 wieder Stadtführungen zum Thema „Nationalsozialismus in Kempten“ statt.

Am Freitag, 28. April und am Samstag, 29. April wird jeweils um 14.00 Uhr und um 14.30 Uhr die neue Stadtführung „Es geschah genau hier – Stadtrundgang zum Nationalsozialismus in Kempten“ angeboten. Sie führt an Orte in Kempten, die unmittelbar mit der NS-Geschichte Kemptens verbunden sind. Auch in Kempten mussten vom September 1943 bis April 1945 rund 500 bis 700 KZ-Häftlinge, die aus dem Stammlager KZ Dachau überstellt wurden, Zwangsarbeit leisten. Zunächst waren die Häftlinge aus Dachau in der Shedhalle der Spinnerei und Weberei untergebracht. Ab 1944 wurde dann die Tierzuchthalle, heute als Allgäuhalle bekannt, als KZ-Außenlager genutzt. Auch in Kottern-Weidach waren zeitweise über 1.000 KZ-Häftlinge untergebracht, die für die Messerschmitt AG arbeiten mussten.

Die Stadtführung ist Teil der Erinnerungskultur in Kempten und gehört zur aktiven Auseinandersetzung der Stadt mit ihrer jüngsten Vergangenheit. Die Teilnehmenden der Stadtführung begeben sich auf die Spuren der Vergangenheit durch die heutige Stadt und lernen neben den Orten auch verschiedene Opfer- und Tätergruppen kennen. Neben jüdischen Opfergruppen werden auch Kemptenerinnen und Kemptener vorgestellt, die aus anderen als rassischen Gründen verfolgt wurden, aber auch Täterinnen und Täter sowie Orte des NS-Verwaltungsapparates und des Militärs. Durch das Aufzeigen dieser verschiedenen Perspektiven entsteht in der etwa zweistündigen Stadtführung ein realistisches Bild der damaligen Stadtbevölkerung. So werden die Geschehnisse von damals mit Orten und Plätzen in Kempten von heute in Verbindung gesetzt.

Stationen der Stadtführung zum Nationalsozialismus in Kempten

Besucht werden u.a. der August-Fischer-Platz (ehemaliger Bahnhofsplatz und Ort der Deportation von Kemptener Jüdinnen und Juden und anderer Opfergruppen sowie KZ-Häftlingen, Ort des Truppentransportes aus dem Allgäu an die Front), die Bahnhofstraße 10 (Wohnhaus der jüdischen Familie Löw), die Allgäuhalle (Außenlager des KZ Dachau, Ort der Reden Adolf Hitlers in Kempten), die Shedhalle der Spinnerei und Weberei (Außenlager des KZ Dachau, Werksgebäude der Rüstungsindustrie), die St.-Mang-Brücke und St.-Mang-Kirche (Orte des offenen Widerstandes gegen die NS-Diktatur), das Rathaus (Sitz der NS-Verwaltung), der Residenzplatz 23 (Stolperstein für Max Schwer, Euthanasieopfer), die Residenz/Gericht (Ort für NS-Gerichtsverfahren) und das Kempten-Museum (Ausstellung von KZ-Zeichnungen).

Die Führungen finden am Freitag, 28. April 2023, um 14.00 und 14.30 Uhr sowie am Samstag, 29. April 2023, um 14.00 und 14.30 Uhr statt. Treffpunkt ist am Brunnen auf dem August-Fischer-Platz (beim Forum), die Führung dauert etwa 120 Minuten. Empfohlen ist die Führung für Erwachsene und Jugendliche ab 14 Jahren. Die Teilnahme ist kostenlos, Anmeldung bitte unter Telefon 0831/2525 7777 oder museen@kempten.de

Konzipiert wurde der Stadtrundgang zum Nationalsozialismus in Kempten vom Kulturamt der Stadt und von Kempten Tourismus in Zusammenarbeit mit Anja Schuller-Müller M.A. (Freie Mitarbeiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau, Expertin für NS-Geschichte und Holocaust Education) und Karin Lucke-Huss M.A. (Stadtführerin, Reiseleiterin, Buchautorin). Gefördert durch den Rotary Club Kempten.