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Am Montag kam es in Kempten zu einem Betrug mit einem hohen finanziellen Schaden. Unbekannte Täter gaben sich als vermeintliche Polizeibeamte und Staatsanwälte aus und erlangten so einen fünfstelligen Betrag. Auch am Dienstag versuchten unbekannte Täter eine Geschädigte in Neu-Ulm zur Übergabe eines fünfstelligen Betrags zu bewegen. Das schnelle und zielgerichtete Eingreifen von Polizei und Bank verhinderten einen folgenschweren Vermögensschaden für die Geschädigte.
Im Falle des Kemptener Vorfalls wurde am 21.03.2023, gegen 08:30 Uhr, die Kripo Kempten vom Bruder einer 83-jährigen Geschädigten über einen vollendeten Schockanruf informiert. Die bisherigen Ermittlungen ergaben, dass die Geschädigte am Vortag in der Zeit von 16:00 Uhr bis 19:30 Uhr mehrere Anrufe der unbekannten Täter erhalten hat. Diese gaben sich als Polizeibeamte/Staatsanwalt aus und teilten der Frau mit, dass ihre Tochter einen Verkehrsunfall mit tödlichem Ausgang verursacht habe und in Folge dessen von der Polizei verhaftet wurde. Zur Abwendung einer Untersuchungshaft wurde die Hinterlegung einer Kaution verlangt.
Nachdem die Geschädigte angab, kein Bargeld zu Hause zu haben, wurde sie von der Täterschaft dazu bewegt, ihren Schmuck zu übergeben. Es handelte sich dabei um Goldschmuck in noch nicht feststehender Anzahl und Art. Außerdem wurde eine nicht feststellbare Anzahl von Goldmünzen übergeben. Der Gesamtschaden dürfte sich nach grober Schätzung auf eine mittlere fünfstellige Summe belaufen.
Im Neu-Ulmer Bereich meldete sich am Dienstagnachmittag ein Mann telefonisch bei der Polizei Neu-Ulm und teilte mit, dass er nach Hause kam und einen Zettel seiner Ehefrau in der Wohnung aufgefunden habe. Auf diesem Zettel hatte die Ehefrau vermerkt, dass die Tochter einen Unfall hatte und sie nun knapp 40.000 Euro beim Amtsgericht Ulm übergeben müsse. Weiterhin schrieb die Ehefrau, dass sie unterwegs zur Bank sei, um Geld abzuheben. Der Ehemann erkannte den Betrugsversuch und informierte die Polizei. Die Hausbank des Ehepaars wurde kontaktiert und beim Eintreffen der Ehefrau informierten Mitarbeiter der Bank sie über den Betrugsversuch. Die Frau führte auch Schmuck mit sich, welchen sie ebenfalls an die Täterschaft übergeben sollte. Die Täter meldeten sich anschließend nicht mehr telefonisch beim Opfer und es ist kein Vermögensschaden eingetreten. Die Ermittlungen übernahm das Fachkommissariat der Neu-Ulmer Kriminalpolizei.
Wie hoch sind die Schadenssummen?
Im Jahr 2022 wurden bei den Beamtinnen und Beamten im Polizeipräsidium 779 Taten zur Anzeige gebracht. Von diesen 779 Taten verliefen 29 erfolgreich. Dabei erbeuteten die Täter im vergangenen Jahr 1.868.000 Euro. Der höchste Schaden in einem einzelnen Fall betrug 600.000 Euro.
Wie gehen die Täter vor?
„Ihr Sohn/ihre Tochter hat einen tödlichen Unfall verursacht!“ Bei dieser Abwandlung des Enkeltrick-Anrufes fordert der Anrufer Geld im Namen eines Verwandten, um beispielsweise eine drohende Gefängnisstrafe gegen Kaution abwenden zu können. Auch hier schalten sich falsche Polizisten und Staatsanwälte in die Gespräche ein, um die Glaubwürdigkeit zu erhöhen. Weiter werden den Geschädigten Rufnummern angezeigt, welche ein behördliches Gegenüber suggerieren sollen. Dies ist möglich durch das sogenannte „Caller ID Spoofing“. Bei dieser Methode kann der Betrüger dem kontaktierten Opfer eine seriöse Telefonnummer vortäuschen, damit die wirkliche Nummer nicht mehr nachvollzogen werden kann. Zudem soll der Anschein erweckt werden, dass eine existente Behörde oder Stelle anruft.
Wie können Sie reagieren?
Sollten Sie einen Anruf mit einer Schocknachricht erhalten, in Folge dessen das Gegenüber die Bereitstellung einer Kaution fordert, entgegnen Sie diesem mit Misstrauen. Kommt Ihnen ein Anruf verdächtig vor, informieren Sie unverzüglich die Polizei unter der Nummer 110.
Kontaktieren Sie die betroffenen verwandten Personen, um den Wahrheitsgehalt der Schocknachricht zu überprüfen. Geben Sie keinesfalls telefonische Auskunft über Ihre Vermögenswerte und besprechen Sie Geldforderungen unbedingt vorher mit weiteren Angehörigen. Sollten Sie bereits in der Vergangenheit Opfer eines Schockanrufs geworden sein, so zeigen Sie die Tat unbedingt bei der Polizei an. Nur so kann die Polizei Tatzusammenhänge erkennen und künftige Ermittlungserfolge generieren.
Abschließend bittet die Polizei Sie eindringlich, dieses Phänomen mit Verwandten, Bekannten und Nachbarn zu besprechen
Geschrieben von: Redaktion