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Die B12 wird zwischen Buchloe und Kempten vierspurig ausgebaut – „autobahnähnlich“, also mit einer Richtgeschwindigkeit von 130 km/h, Standstreifen und Leitplanken am Rand wie auch zwischen den Spuren. Diskutiert wurde dies schon lange, Hintergrund sind unter anderem die Masse an Fahrzeugen auf der B12 und auch die hohe Anzahl der Unfälle, die sich hier immer wieder ereignen.
Die Zahl der Gegner ist groß, unter anderem erwägt der Bund Naturschutz eine Klage gegen den Ausbau. Für andere, beispielsweise die CSU, ist der Startschuss zum Ausbau ein großer Erfolg. AllgäuHIT-Redakteurin hat mit der CSU-Bundestagsabgeordneten für Kempten, das Oberallgäu und Lindau, Mechthilde Wittmann über den Ausbau dieser für das Allgäu so wichtigen Verkehrsroute und was er für die Region bedeutet gesprochen.
Frau Wittmann, warum ist die CSU für den Ausbau der B12?
Mechthilde Wittmann: „Ich glaube tatsächlich, dass der B12-Ausbau, der ja schon lange in Planung ist und jetzt langsam beginnt, für unsere Region sehr, sehr wichtig ist. Zum einen leben wir in einer Region, die nicht so einfach zu erreichen ist, nicht mit dem Auto und nicht auf der Schiene. Zum anderen ist unsere Region stark von Logistik geprägt. Deshalb brauchen wir gute Straßenverbindungen, auf die sich der Verkehr konzentrieren kann, die aber auch sicher sind.
Die Sicherheit der B12, das wissen wir alle, ist ein schwieriges Thema. Wir hören von den häufigen Sperrungen, wir hören von den Unfällen, wir sehen sie auch manchmal, ich bin wirklich dankbar, wenn wir jetzt eine solide und auch wirklich sichere Straßenverbindung zu uns ins Allgäu bekommen. Das haben die Menschen verdient, insbesondere auch die, die täglich pendeln müssen. Hier können wir ihnen das Leben etwas leichter machen.
Wenn ein Infrastrukturprojekt wie hier die B12 gebaut wird, gibt es natürlich immer einen Flächenverbrauch. Aber das ist eine einmalige Sache, und danach haben wir eine gute Verkehrsverbindung ins Allgäu.“
Der autobahnähnliche Ausbau der B12 hat ja viele Kritiker. Neben dem von Ihnen bereits angesprochenen Flächenverbrauch kritisieren die „Gegner“ auch eine vermehrte Lärm- und Abgasbelastung. Wie passt eine solche Baumaßnahme mit den aktuell vermehrten Klimaschutzbestrebungen zusammen?
Mechthilde Wittmann: „Eine gute Frage, aber hier sollten wir nach vorne schauen. Zum Thema Lärm: In den letzten Jahren sind die Fahrzeuge mit Verbrennermotoren wesentlich leiser geworden, und bei den Elektrofahrzeugen, die ja immer mehr gefahren werden, haben wir dieses Problem gar nicht mehr. Auch bei den Abgasen sind die Fahrzeuge ja sehr viel sparsamer geworden in den vergangenen Jahren. Deshalb glaube ich, dass das alles gut funktionieren kann.
Zudem hat sich gezeigt, dass fließender Verkehr trotz allem deutlich besser ist in Hinblick auf Lärm, Abgase und auch Stickoxide im Vergleich zur aktuellen Situation mit stockendem Verkehr, Überholmanöver, Beschleunigen, wieder zurücknehmen und so weiter. Ich halte es für richtig, wie der Verkehr auf der B12 künftig geregelt ist. Wir haben bei der B19 gesehen, dass es nicht sinnvoll ist, wenn nur die halbe Strecke ausgebaut wird.
Was mir bei der B12 besonders wichtig ist, dass es auch einen Standstreifen geben wird, das ist eine der Hauptkomponenten des so genannten Vollausbaus.“
Die Kosten für den Ausbau werden mit 365 Millionen Euro veranschlagt. In der aktuellen Situation fragen sich da natürlich viele, muss das sein, könnte man das Geld nicht irgendwo anders ausgeben?
Mechthilde Wittmann: „Ich denke, dass man das durchaus auch so betrachten kann, schließlich ist das wirklich viel Geld. Aber 365 Millionen Euro müssen erwirtschaftet und verdient werden. Jetzt ist die Frage wohin geht das Geld, und da denke ich, dass es gut ausgegeben wird für eine so konstruktive Verbindung, die die Wirtschaft bei uns gut voranbringt. Denn alles Geld, das hier gut verdient werden kann, kann dann auch dauerhaft immer und immer wieder ausgegeben werden. So gesehen ist die einmalige Ausgabe auch gut für die Zukunft.
Deshalb halte ich es auch für richtig, aber ich weiß, für die Menschen ist es eine erschreckend hohe Summe, und vor allem wenn wir wissen, dass das Geld an bestimmten Ecken fehlt, dann wünscht man sich natürlich diese Summe auch dort. Ich glaube dennoch, in Bayern dürfen wir uns nicht beschweren, denn bisher haben wir hier sehr gut gewirtschaftet und konnten die Bedürfnisse damit auch gut abdecken.“
Stichwort Overtourism
Manche befürchten, dass mit einer ausgebauten B12 noch mehr Touristen ins Allgäu kommen, vor allem Tagestouristen. Hier stellt sich natürlich die Frage: Wie viel Tourismus verträgt das Allgäu?
Mechthilde Wittmann: „Das ist eine herausfordernde Frage, die je nach Blickwinkel etwas anders betrachtet werden muss. Zum einen sind wir uns einig, dass die vielen Tagestouristen ein bisschen schwierig sind für uns. Das merken wir auf den Straßen, wo sehr viel los ist, aber auch in den Zügen, die zum Teil sehr voll sind. Die Züge und Zugverbindungen reichen einfach nicht aus. Auch in der Natur sind viele Menschen unterwegs, wodurch die Natur belastet wird. Gleichzeitig habe ich aber auch Verständnis für die Menschen, die in Ballungsgebieten leben und nach draußen wollen und das genießen wollen, was wir hier jeden Tag vor der Haustüre haben. Wir sind wirklich gesegnet, dass wir hier leben können.
Es ist in der Tat ein schwieriges Thema. Denn natürlich muss man auch sehen, dass der Tourismus für das Allgäu mit das stärkste Standbein ist. Deshalb floriert das Allgäu, deshalb haben wir so gute Zahlen hier im Allgäu, und ehrlicherweise geht es den Menschen, die hier im Allgäu leben und arbeiten, schon recht gut. Der Tourismus bringt jede Menge Arbeitsplätze im Allgäu, fast schon zu viele im Moment, es können ja gar nicht alle Stellen besetzt werden. Und der Tourismus bietet Arbeitsstellen in allen Ausbildungsstufen: Sie können schon als Student anfangen, sie können ungelernt arbeiten aber auch in hoch qualifizierten Positionen. Der Tourismus ist einfach eine erheblich wichtige Komponente, es liegt an uns, ihn so zu gestalten und zu lenken, damit er dem Allgäu auch weiterhin gut tut.“
Sie sprechen hier von der Besucherlenkung. Wann wird es ein einheitliches Besucherlenksystem geben, am besten in ganz Bayern? Aktuell kochen ja viele Gemeinden ihr eigenes Süppchen.
Mechthilde Wittmann: „Mit der Besucherlenkung ist es wie mit dem ÖPNV. So wie man sich immer fragt, warum nicht ein Ticket reicht, um überall Zug oder Bus zu fahren – was man in Südtirol übrigens geschafft hat, vielleicht könnten wir uns dort mal informieren, wie das funktioniert – so ist es auch bei der Besucherlenkung. Ich denke, wir müssen die Besucherlenkung insgesamt vereinheitlichen, auch deswegen weil es am Ende um dieselben Ströme geht, die gelenkt werden sollen. Ich weiß, dass sich die Bürgermeister hier schon zusammen gesetzt haben mit den Landräten. Das dauert natürlich seine Zeit. Vielen, mir auch, dauert so etwas immer viel zu lange. Aber ich denke, dass wir hier auf einem guten Weg sind.“
Vielen Dank für das Gespräch Frau Wittmann!
Geschrieben von: Redaktion