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„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
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Die Robert Bosch Stiftung führt seit 2019 regelmäßig repräsentative Befragungen zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland durch, die unter dem Namen „Deutsches Schulbarometer“ veröffentlicht werden. Das aktuelle Schulbarometer fasst Ergebnisse einer repräsentativen Befragung unter 1.055 Schulleitungen allgemein und berufsbildender Schulen zusammen, die zwischen dem 31. Oktober und dem 16. November 2022 durchgeführt wurde. Arthur Müller, der Bildungsbeauftragte des Kaufbeurer Stadtrats, beleuchtet die Situation an den Kaufbeurer Schulen.
1. Personalmangel ist die größte Herausforderung
Zwei Drittel (67 Prozent) der Schulleitungen sehen den Personalmangel als größte Herausforderung an ihrer Schule. Ein Fünftel gibt die Digitalisierung und die mangelnde technische Ausstattung (22 Prozent), Bürokratie und Verwaltung (21 Prozent) sowie die eigene Arbeitsbelastung (20 Prozent) an. Die Beschulung von geflüchteten und neu zugewanderten Kindern (11 Prozent) sowie Corona und die Corona-Maßnahmen (9 Prozent) spielen für die Schulleitungen eine untergeordnete Rolle.
„Aus meiner Sicht spiegelt dieses Ergebnis tatsächlich auch die Situation an Kaufbeurer Schulen wieder: Beispielsweise sind Schulleitungen auch in Kaufbeuren oft gezwungen, bei krankheits- oder fortbildungsbedingten Ausfällen von Lehrkräften interne Vertretungslösungen zu finden, da mobile Reserven besonders kurzfristig nicht zur Verfügung stehen. Allein schon die Tatsache, dass an einzelnen Schulen am Schuljahresanfang teilweise noch StudentInnen ohne 1. Staatsexamen Klassenführungen übernehmen müssen zeigt auch den Personalmangel deutlich auf.“
2a. Mehr Personal und weniger Bürokratie als wichtigste Maßnahmen zur spürbaren Entlastung
41 Prozent der Schulleitungen geben an, dass mehr Personal ihren Arbeitsalltag spürbar entlasten würde. Mehr Leitungsstunden und eine geringere Unterrichtsverpflichtung (34 Prozent) sowie die Einstellung von Verwaltungsassistenzen (28 Prozent) bzw. insgesamt weniger Bürokratie (25 Prozent) sehen die Schulleitungen als wichtigste Maßnahmen, damit sich ihr Arbeitsalltag spürbar entspannt.
2b. Keine adäquate Unterstützung beim Lernen und aktuelle Lernrückstände
Mehr als drei Viertel der Schulleitungen (78 Prozent) meinen, dass sie einigen Schülern nicht die adäquate Unterstützung beim Lernen bieten können, die diese benötigen. Durchschnittlich 35 Prozent der Schüler haben aktuell deutliche Lernrückstände. Dies wird an Schulen in sozial schwieriger Lage fast doppelt so hoch eingeschätzt (65 Prozent).
„In Gesprächen gehen die Rückmeldungen der Kaufbeurer Schulleiter in eine ähnliche Richtung: Zu den vielfältigen Aufgaben, die eine Lehrkraft bereits erfüllen muss, kommen jetzt noch hoher Differenzierungsbedarf und zusätzlicher Sprachunterricht für neu zugewanderte und immer wieder während des Schuljahres quereinsteigende Kinder (siehe auch: Ausreichende Förderung…)“
3. Ziel verfehlt; geringe Wirksamkeit der Corona-Aufholprogramme
Eine positive Wirksamkeit der Corona Aufholprogramme sieht nur ein Drittel aller Schulleitungen (32 Prozent). An Gymnasien fällt das Urteil am positivsten aus (42 Prozent). Insbesondere Schulen in sozial schwieriger Lage und solche mit dem höchsten Anteil an Schülern mit Lernrückständen wurden von den Förderprogrammen nicht erreicht (nur 23 Prozent und 25 Prozent sehen eine positive Wirksamkeit). Demzufolge geben 70 Prozent der Schulleitungen an, weitere Fördermittel zu benötigen, um die Lernrückstände zu bewältigen.
„Auch wenn die einzelnen Schulen die Möglichkeit hatten Drittkräfte einzustellen, die auch in Kaufbeuren diese Aufholprogramme tragen sollten, waren die Stunden begrenzt. Darüber hinaus mussten teilweise Schulleitungen selbst versuchen geeignetes, meist noch nicht für diese Aufgabe qualifiziertes Personal zu finden.“
4. Psychosoziale Versorgung von Schülern weiterhin unzureichend
Durchschnittlich gibt es an 69 Prozent der Schulen Angebote der Schulsozialarbeit. 35 Prozent der Schulen bestätigen, Unterstützung durch Schulpsychologen zu erhalten. Jedoch sagt die Hälfte der Schulleitungen, die ein jeweiliges Angebot an ihrer Schule haben, dass dennoch der Bedarf nicht ausreichend gedeckt wird.
„Durch bereits umsichtige Planungen und Aufstockungen ist an den meisten Kaufbeurer Schulen Schulsozialarbeit (Jugendsozialarbeit an Schulen) fest verankert. Hier konnten auch einige corona-bedingten Anstiege in der psychosozialen Versorgung abgeschwächt werden. Leider ist aber die Situation angespannt, wenn es darum geht Dienste eines Kinder – und Jugendpsychiaters in Anspruch zu nehmen. Hier ist Kaufbeuren unterversorgt. Kinder und Eltern müssen entweder lange Wartezeiten bei einem einzigen Kinder- und Jugendpsychiater in Kauf nehmen oder nach Kempten oder Memmingen ausweichen.“
5. Hoher Fortbildungsbedarf zum Umgang mit psychosozial belasteten Kindern und Jugendlichen
57 Prozent der Schulleitungen sehen Bedarf an Fortbildungen zum Umgang mit psychosozial belasteten Kindern. Fast die Hälfte (45 Prozent) wünscht sich zu diesem Thema eine Supervision bzw. ein Coaching. Fortbildungen zum Umgang mit Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung erachten 39 Prozent aller Schulleitungen als notwendig. In allen Bereichen ist der Fortbildungsbedarf an Schulen in sozial benachteiligter Lage überdurchschnittlich höher.
„Bereits in einigen Kindergärten und Grundschulklassen in Kaufbeuren treten häufig Fälle und Verhaltensweisen zu Tage, die auf eine besondere psychosoziale Belastung hinweisen. ErzieherInnen und LehrerInnen sind meist nicht genügend ausgebildet professionell damit umzugehen. Es bedarf auch in Kaufbeuren und dem Ostallgäu regelmäßige Fortbildungsund Nachqualifizierungsmaßnahmen.“
6a. Beschulung von neu zugewanderten Schülern häufiger in Schulen in sozial schwieriger Lage
Seit März 2022 wurden an den Schulen fast genauso viele neu zugewanderte Schüler aus anderen Ländern beschult wie ukrainische Schüler (Anteil an der Gesamtschüleranzahl für beide Zuwanderungsgruppen: 2,7 Prozent). Ukrainische und insbesondere neu zugewanderte Schüler aus anderen Ländern als der Ukraine werden häufiger in Schulen in sozial schwieriger Lage beschult (3,7 Prozent und 5,3 Prozent). Der Anteil von Neuzugewanderten aus anderen Ländern ist im Vergleich zu ukrainischen Schüler an Förderschulen höher (3,2 Prozent zu 0,8 Prozent).
6b. Ausreichende Förderung in Deutsch für Neuzugewanderte kann häufig nicht gewährleistet werden
Mehr als die Hälfte der Schulleitungen (59 Prozent) geht nicht davon aus, dass eine ausreichende Förderung in Deutsch für Neuzugewanderte an ihrer Schule gewährleistet werden kann. Insbesondere an Grundschulen ist die Lage dramatisch: Drei Viertel der Grundschulen (71 Prozent) können keine ausreichende Förderung zusichern.
„Einige Schulen auch in Kaufbeuren stoßen hier ebenfalls an Grenzen des Machbaren. Besonders schwierig ist die Aufnahme von neuzugewanderten Kindern an Schulen, die bereits eh schon einen Migrationshintergrundanteil von über 50 Prozent haben. Beispielsweise nahm die Konradin-Grundschule im zweiten Halbjahr des Schuljahres 2021/2022 über 25 Kinder (davon 14 ukrainische, 6 afghanische und 5 syrische Kinder) mit so gut wie keinen Deutschkenntnissen auf. Selbst in diesem Jahr kamen im Lauf des neuen Schuljahres 12 weitere Schüler in den einzelnen Jahrgangsstufen dazu. Zur ausreichenden Förderung wurden zwar wieder durch Drittkräfte entsprechende Förderstunden eingerichtet, die aber aufgrund der geringen Anzahl keinen effektiven und strukturiert aufgebauten Sprachlehrgang zulassen.“
Geschrieben von: Redaktion