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In den Allgäuer Alpen hat sich ein kleines, aber geschütztes Geheimnis lüften lassen: Die Haselmaus, ein goldgelbes, nachtaktives Bilch, fühlt sich auch in dieser Region heimisch. Boris Mittermeier, Förster an der Fachstelle Waldnaturschutz der Bayerischen Forstverwaltung, führt derzeit die diesjährige Herbstzählung im Rahmen des Haselmaus-Monitorings durch. Der Erfolg ist bereits sichtbar: Auf einer Fläche von über zehn Hektar findet er Spuren und Nester der kleinen Nager, die in der Region bisher weitgehend unbekannt waren.
Mittermeier öffnet vorsichtig einen der 50 Nistkästen, die er zur Beobachtung der Haselmaus aufgestellt hat. Darin schläft die Haselmaus, eingerollt in ihrem Nest aus Gräsern, Blättern und Moos, die Pfoten eng an den goldgelben Körper gezogen. Sie befindet sich in einer „Hungerstarre“, einer Anpassung an Schlechtwetterphasen. Diese Schlafphase sorgt dafür, dass die Haselmaus ihren Energieverbrauch reduziert und ungestört verharren kann. Mittermeier ist begeistert von dem Fund – ein Direktnachweis einer ausgewachsenen Haselmaus, der in seine Zählung aufgenommen wird.
Das Monitoring, das seit 2023 auch im Bayerischen Alpenraum durchgeführt wird, soll mehr über die Haselmaus-Population in den Allgäuer Alpen herausfinden. Das Tier ist über die europäische Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH-Richtlinie) besonders geschützt und steht in der nationalen Roten Liste auf der Vorwarnstufe. Bislang war jedoch unklar, wie viele Haselmäuse in den Alpen leben, da die Region bisher nicht Teil des flächendeckenden Monitorings war.
Haselmäuse sind in der Regel nur schwer zu beobachten, da sie sehr scheu sind und die meiste Zeit des Tages in ihren Nesten verbringen. Diese kunstvoll gebauten Nester verstecken sie in Sträuchern oder Baumhöhlen, um dann in der Nacht auf Nahrungssuche zu gehen. Ihre Ernährung besteht aus Früchten, Samen und Nüssen. Für den Winterschlaf ziehen sie sich in ein gut isoliertes Nest zurück, das meist gut versteckt am Boden angelegt wird.
Die Kontrolle der Nistkästen, die Mittermeier zusammen mit Praktikanten und Freiwilligen aufgestellt hat, ist eine anstrengende Arbeit. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 100 Kästen auf zwei Monitoringflächen in Oberstdorf und Gunzesried verteilt. Diese Kästen sollen den kleinen Bilchen ein Zuhause bieten und sie zu den Standorten locken. „Es war eine schweißtreibende Arbeit, die Kästen aufzustellen“, erinnert sich Mittermeier. Doch die Mühen lohnten sich: In der ersten Kontrolle bei Gunzesried entdeckte er Nester und Tiere, während die Kästen in Oberstdorf zunächst leer blieben.
In diesem Jahr erbrachten die Herbstkontrollen insgesamt 29 Nester. Mittermeier stellt fest, dass die Haselmaus-Population in den Allgäuer Alpen größer zu sein scheint, als zuvor angenommen. Obwohl die Tiere aufgrund des frühen Kälteeinbruchs bereits im Winterschlaf sind, zeigen die Nester, dass sich die Haselmaus auch hier wohlfühlt. In Gebieten, in denen Waldbesitzer Hecken und Sträucher wie Hasel, Vogelbeere oder Weißdorn pflegen, hat die Haselmaus ideale Lebensbedingungen.
Das Haselmaus-Monitoring trägt somit nicht nur zum Schutz und zur Dokumentation der Tiere bei, sondern bietet auch wichtige Erkenntnisse für die langfristige Erhaltung ihrer Lebensräume. Die Haselmaus, die in ihrer goldgelben Farbe und ihrem heimlichen Leben in den Wäldern der Allgäuer Alpen eine kleine Sensation darstellt, zeigt, wie wichtig naturnahe Pflege von Wäldern und Hecken für den Erhalt dieser geschützten Art ist.
Geschrieben von: Bernd Krause
Allgäuer Alpen Haselmäuse Nistkästen Winterschlaf