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Bulgarien plant, die Glücksspielsteuer deutlich zu erhöhen, um ein wachsendes Haushaltsloch zu stopfen. Das trifft einen dynamischen Markt und wirft die Frage auf, ob ein solcher Schritt auch in Deutschland denkbar ist.

Ein Staat greift zu einer Branche, die ihm schnelle Einnahmen verspricht. So ließe sich der Moment beschreiben, in dem Bulgarien die Glücksspielsteuer erhöht, um ein Defizit zu verkleinern, das sich hartnäckig durch den Haushalt frisst. Die Maßnahme wirkt pragmatisch. Doch dahinter steckt ein Experiment, das Europas Finanzpolitik in Zeiten knapper Kassen offenlegt. Das sorgt in Deutschland für Aufmerksamkeit, denn auch in der Bundesrepublik wachsen die fiskalischen und wirtschaftlichen Herausforderungen.
Die Regierung in Sofia sucht nach einer Einnahmequelle, die sich nicht erst durch langwierige Reformen realisieren lässt. Der Glücksspielsektor bietet sich an, weil er stark gewachsen ist und mittlerweile auch einen robusten Online-Anteil hat. Marktanalysen weisen auf ein stabiles Volumen hin, getragen von Wettangeboten, digitalen Casinospielen, Lotterie-Formaten. Die Steuererhöhung trifft auf fruchtbaren Boden, denn auch in Krisenzeiten blieb der Konsum in diesem Bereich erstaunlich konstant.
Der Staat spekuliert darauf, dass die Anbieter die höhere Steuer akzeptieren, ohne abzuwandern. Ein riskantes Unterfangen, denn das Glücksspielgewerbe ist sensibel. Einigen Unternehmen verlagern ihre Geschäfte bereits jetzt in andere EU-Länder, in denen sie besser wegkommen. Dabei entsteht ein Zwiespalt: Mit der Steuer will der Staat zwar mehr einnehmen, zugleich gerät aber die Basis, von der aus die Steuer erhoben wird, unter Druck.
Bulgarien rechnet mit höheren Einnahmen, obwohl Experten bezweifeln, dass dies so eintrifft, wie von der Politik erhofft. Zu klein ist der Markt, um ein Milliardenloch zu stopfen, wofür die Margen der Anbieter ohnehin zu klein ausfallen.
Den Mechanismus, wonach sich der Staat auf diese Weise auch in harten Zeiten auf stabile Einnahmen verlassen kann, bezweifelt jedoch niemand. Zwar steigen die Steuersätze, die Nachfrage auf dem regulierten Markt könnte aber geringer werden. Steigen die Abgaben, weichen viele Nutzer in besser regulierte oder schlicht attraktivere Märkte aus. Besonders Pokerfans orientieren sich oft an hochwertigen Online Poker Plattformen, weil dort Turnierstrukturen und Rake Modelle stabil bleiben, selbst wenn nationale Regeln härter werden (Quelle: https://www.pokerfirma.com/online-casinos).
Die Steuererhöhung fiel nicht auf sanften Boden. In Sofia wuchs der Widerstand schnell, getragen von Verbänden, Unternehmen und Teilen der Bevölkerung. Der Konflikt entzündet sich an mehreren Punkten. Gegner sehen eine reine fiskalische Notoperation ohne Strategie. Befürworter argumentieren, dass eine Branche, die über starke Umsätze verfügt, mehr zum Gemeinwesen beitragen sollte.
Diese Debatte trifft auf eine politische Lage, die ohnehin angespannt ist. Die Regierung versucht, Vertrauen in ihre Haushaltsführung zurückzugewinnen. Doch jeder Schritt erzeugt neue Reibungspunkte. Die Steuer auf Glücksspiel wird so zu einem Symbol für die Frage, wie weit ein Staat gehen darf, wenn die finanzielle Realität zwingt. Und wie viel wirtschaftliche Freiheit er bereit ist zu riskieren.
Bulgarien steht mit seinem Schritt nicht allein. In Rumänien, den Niederlanden und Großbritannien wurden Abgaben auf Online Glücksspiel zuletzt spürbar erhöht. Die Logik ähnelt sich. Ein wachsender digitaler Markt erscheint als einfache Einnahmequelle, deren Regulierung politisch weniger explosiv wirkt als klassische Steuererhöhungen.
Dieser Gleichklang erzeugt jedoch neue Abhängigkeiten. Je stärker die Belastung, desto mehr weicht die Nachfrage in unregulierte Räume aus. In mehreren EU Ländern hat sich der Schwarzmarkt sichtbar erweitert. Manche Regierungen reagieren mit strengeren Kontrollen, andere mit weiteren Aufschlägen. Es entsteht ein Wettlauf, der kaum Gewinner kennt. Denn während die fiskalische Seite kurzfristige Vorteile sieht, verliert der legale Markt langfristig an Stabilität.
Deutschland verfolgt eine andere Konstruktion, erreicht jedoch ähnliche Belastungswerte. Die Steuer auf Einsätze wirkt wie ein Filter, der große Teile des Marktes begrenzt. Anbieter kalkulieren mit hohen Kosten und passen Produktstrukturen entsprechend an. Viele Spieler orientieren sich an ausländischen Plattformen, weil dort höhere Auszahlungsquoten und mehr Spieltiefe möglich sind.
Diese Entwicklung bleibt nicht folgenlos. Die offiziellen Einnahmen stagnieren, obwohl der Online Markt europaweit wächst. Der legale Kanal verliert Vertrauen, das eigentlich durch Regulierung gewonnen werden sollte. So entsteht ein Widerspruch. Ein strenges Modell schützt den Markt weniger, als es verspricht. Und es schwächt zugleich die fiskalische Wirkung, für die es ursprünglich entworfen wurde.
Hohe Steuern verändern das Verhalten schneller, als Regulierer oft erwarten. Spieler suchen Alternativen, wenn Bedingungen unattraktiv werden. Anbieter rationalisieren ihr Angebot. Innovationen verschieben sich in andere Länder. Selbst der Werbemarkt verliert Dynamik, weil Budget und Reichweite geschrumpft sind.
Hier trifft ökonomische Realität auf politische Erwartung. Ein überlasteter Markt baut kaum die Steuerbasis auf, die sich Regierungen wünschen. Stattdessen entstehen Parallelstrukturen, die weder kontrolliert noch besteuert werden. Für eine Branche, die schon ohne Druck eng kalkuliert, kann ein solcher Trend die Stabilität dauerhaft beschädigen.
In Deutschland wächst der Druck auf die Haushalte. Die Versuchung, neue Einnahmen über die Glücksspielbranche zu suchen, liegt nahe. Doch die Erfahrungen anderer Länder deuten darauf hin, dass steigende Steuern selten eine verlässliche Lösung darstellen. Der Markt reagiert empfindlich, die Nachfrage verteilt sich neu, und der Staat erzielt nicht die erhofften Mittel.
Eine höhere Abgabe könnte zwar kurzfristig ein Signal setzen. Doch die strukturellen Probleme blieben bestehen. Die Steuerbasis würde weiter erodieren. Der legale Markt würde schwächer. Und der graue Markt würde sich verfestigen. Die Frage, ob Deutschland von Bulgarien lernen sollte, führt deshalb zu einer nüchternen Antwort: Der Preis wäre hoch, der Gewinn ungewiss.
Geschrieben von: Redaktion