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„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
Mit dem Projekt Klärwerk 2040 soll in den nächsten Jahren die Trinkwasserqualität in Lindau verbessert werden. Geplant sind innovative neue Reinigungsstufen, damit nur noch vollständig sauberes, keimfreies Wasser in den Bodensee gelangt. Selbst Mikroplastik wird dann aus dem Wasser gefiltert.
Die gute Nachricht, der Bodensee hat auch jetzt eine hervorragende Wasserqualität. Im Hinblick auf die Belastung durch Mikroplastik sieht Dr. Heike Burghard, Abteilungsleiterin GT-Abwasser in Lindau, im Moment keine Problematik. Dennoch muss man auf die Zukunft gerichtet feststellen, dass die Stoffe, die ins Abwasser gelangen, immer komplexer werden und die Toxizität dieser Stoffe nicht abschließend bekannt sind. Zudem sind die Wege dieser Substanzen in die Nahrungskette zum Teil derzeit noch unklar. Im Moment geht es darum präventiv tätig zu sein und die problematischen Stoffe aus dem Trinkwasserkreislauf raus zu halten und damit für eine sichere Trinkwasserqualität zu sorgen.
Industrie nicht alleiniger Verursacher
Auch wenn die Industrie insgesamt mitverantwortlich ist für die problematischen Substanzen, weist Dr. Burghard darauf hin, dass dies in Lindau kein Problem darstellt, da der Industriebereich hier eine untergeordnete Rolle spielt. Mit den vorhandenen Industriebetrieben ist die Biologin in einem guten Austausch.
Die veränderte Lebensweise der Menschen mit den unzähligen Putz- und Reinigungsmitteln ist sicher aktuell ein Thema. „Hier müssen wir uns alle an die eigene Nase fassen und nicht immer gleich auf die Industrie zeigen“, so Dr. Burghard.
Membranen werden seit Jahren erfolgreich eigesetzt
Wer glaubt, dass das Membranbelebungsverfahren (siehe am Ende dieses Berichts „Zum Thema“) jetzt eine komplett neue Errungenschaft sei der irrt, denn Membranen gibt es schon seit Jahren und dieses Verfahren ist anerkannt ausgereift.
Rund um den Bodensee wird in allen Anrainerstaaten an der Wasserqualität gearbeitet. Weit vorangeschritten ist hier in der Schweiz. Dort kommt bereits eine vierte Reinigungsstufe zum Einsatz, in die massiv investiert wurde. In Lindau ist es so, dass das Klärwerk aktuell teilweise noch bautechnisch mit den Komponenten veraltet ist und dementsprechend muss geschaut werden, wie am günstigsten eine gute Qualität des Trinkwassers erreicht wird. Hier kommt das Membranbelebungsverfahren zum Einsatz, denn hier kann auf engem Raum eine sehr gute Wasserqualität produziert werden.
Weniger ist mehr
Ungeachtet dessen, appelliert die Abwasserbiologin an die Verbraucher, möglichst sparsam mit den diversen Putz- und Reinigungsmitteln umzugehen, denn was im Wasser nicht drin ist, muss auch nicht herausgefiltert werden. Essig und Zitrone reichen oft aus. Auch im Bereich der Kleidung empfiehlt sie mehr Naturfaser und weniger Kunstfaser, z.B. in Outdoorkleidung.
Diese künstlichen Stoffe bleiben als Klärschlamm zurück und werden verbrannt. Gleichzeitig wird bei diesem Prozess das übrig gebliebene Phosphor gewonnen und damit diese Ressource geschont.
Zur Person
Dr. Heike Burghard, Jahrgang 1967; Studium der Biologie an der TU München 1987-1992; Promotion der Naturwissenschaften 1996-1999; Sprachen: Englisch, Spanisch, Französisch, Italienisch, Kroatisch; Auslandserfahrung in Polen, Marokko, Rumänien, Kroatien, Türkei; seit 2019 Abteilungsleiterin GT-Abwasser bei der GTL in Lindau
Zum Thema
Membranbelebungsverfahren: Bei diesem Verfahren werden sämtliche Schadstoffe aus dem Wasser gefiltert. Dabei wird das biologisch gereinigte Abwasser durch eine Membran gefiltert. „Dadurch können alle Feststoffe, Viren und Keime komplett entfernt werden. Das gereinigte Abwasser, das dem Bodensee zukünftig zugeführt wird, ist absolut keimfrei und hygienisiert. Auch bei Extremwetterlagen wird das Klärwerk in der Lage sein, die großen Abwassermengen zu behandeln.
Bisher kam es bei Extremwetter gelegentlich zum Überlauf von stark verdünntem Mischwasser direkt in den Bodensee. Das neue Konzept zur Mischwasserbehandlung unter Ausnutzung vorhandener Becken reduziert den direkten Eintrag von Nährstoffen zum Bodensee aus dem Regenüberlaufbecken beim Hauptpumpwerk in Zech erheblich.
Außerdem soll in diesem Zuge die Planung für die 4. Reinigungsstufe realisiert werden, um auch noch die letzten gelösten Spurenstoffe zurückzuhalten.
Gesamtkosten des Projekts: 12 Millionen Euro
Geschrieben von: Redaktion