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Wer jetzt abends mit wachen Sinnen in der Natur unterwegs ist, kann leise „uh – uh -uh“ Rufe vernehmen. Diese kommen aber nicht von Vögeln sondern aus einer großen Pfütze. Jetzt lohnt sich ein genauer Blick, denn hier fühlt sich die Gelbbauchunke wohl – eine, von zwölf Amphibienarten, die es im Landkreis Lindau noch gibt.
Die Naturschutzbehörden von Landratsamt und Regierung von Schwaben möchten landkreisweit nun den aktuellen Amphibien-Bestand erfassen und bitten die Bevölkerung um Unterstützung. „Aufgrund seiner großen Anzahl an Gewässern, wie naturnahen Bächen, Weihern und Seen, aber auch alten Kiesgruben, bietet der Landkreis Lindau einen vielfältigen Lebensraum für Amphibien“, erklärt Jörg Günther von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt. „Die letzte landkreisweite Bestandserfassung liegt allerdings bereits 25 Jahre zurück.“ Großes Interesse besteht an einzelnen Amphibienarten, aber auch an der Dokumentation von Massenwanderungen junger Frösche und Kröten.
Wie kann jeder Einzelne unterstützen? „Für die Bestimmung von Fröschen, Molchen und Kröten haben sich Handyfotos für eine Artbestimmung sehr bewährt. So lassen sich die Tiere ungestört beobachten und ihre empfindlichen Feuchtlebensräume werden nicht zertreten“, so Günther. Auf keinen Fall sollten Tiere eingefangen werden – dies gilt insbesondere für die empfindlichen Kaulquappen. Fotos von Amphibien, Laich und Kaulquappen mit möglichst genauen Angaben zum Fundort bitte an folgende E-Mail-Adresse senden: amphibien.lindau@gmail.com. Der genaue Fundort kann mit Hilfe des Bayernatlas www.geoportal.bayern.de dokumentiert werden. Für weitere Informationen zu Frosch & Co. in Bayern gibt es die Website https://www.lars-ev.de/arten/arten_uebersicht.htm.
Weltweit, so auch in Bayern, sind die Bestände von Fröschen, Kröten, Unken, Molchen und Salamandern in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen. Von den 19 heimischen Arten sind bereits zwei Drittel vom Aussterben bedroht oder im Bestand gefährdet. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Entscheidend in jüngerer Zeit sind die Folgen einer Klimaveränderung mit trockeneren Frühjahren und Trockenperioden im Sommer. Diese führen zum Fehlen von Wasserflächen und dem langfristigen Austrocknen von Kleingewässern. Die Tiere können deshalb nicht mehr ablaichen. Weiter wird bei austrocknenden Gewässern die Entwicklung der jungen Kaulquappen zum fertigen Frosch sehr erschwert und den jungen Kaulquappen fehlt für das Heranwachsen das Wasser.
Aufgrund der Bedeutung des Landkreises für die heimischen Amphibienarten haben die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt und die höhere Naturschutzbehörde der Regierung von Schwaben ein gemeinsames Biodiversitätsprojekt ins Leben gerufen. Mit finanzieller Unterstützung des Landkreises und einer 90 prozentigen Förderung durch die Regierung von Schwaben sollen Vorkommen von selteneren Arten aufgespürt werden. Hierbei wird auf die Mithilfe der Bevölkerung gesetzt. Das Projekt ist mittelfristig ausgelegt und soll entsprechend seiner Entwicklung mindestens auch in den beiden nächsten Jahren fortgesetzt werden.
Geschrieben von: Redaktion