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Von der Grundschule übers Gymnasium bis hinein ins Studium und in breit angelegte Kooperationsprojekte: Der Bezirk Schwaben hat Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichsten Alters geehrt, die sich in der Region mit vorbildlichen Projekten für die Umwelt einsetzen. Die Preisträger/-innen kommen unter anderem aus Kempten, Donau-Ries und Neu-Ulm.
Gewässerschutz, Klimaneutralität oder die Bewahrung von Tier- und Pflanzenarten: Das sind die Ziele der vier Projekte, die der Bezirk Schwaben an diesem Freitag im Kloster Roggenburg mit dem Umweltpreis 2024 ausgezeichnet hat. Hinter den prämierten Leistungen stehen Preisträgerinnen und Preisträger aller Altersgruppen, die sich in Bayerisch-Schwaben für den Erhalt der Natur einsetzen.
„Umwelt- und Klimaschutz ist eine echte Gemeinschaftsaufgabe“, sagte Edgar Rölz, Bezirksrat, Jurymitglied und Vorsitzender des Fachausschusses für Umweltschutz und Fischereiwesen beim Bayerischen Bezirketag, bei der Verleihung des Umweltpreises. „Umso mehr freut es mich, dass wir heute Preisträgerinnen und Preisträger ganz verschiedenen Alters auszeichnen dürfen, die allesamt wahre Vorbilder sind und hoffentlich noch mehr Menschen dazu motivieren, sich für die Umwelt zu engagieren. Es ist wichtig zu zeigen, dass Umweltschutz im Kleinen beginnt. Jeder und jede Einzelne kann einen Beitrag leisten.“
Der Umweltpreis soll die Beteiligung der Öffentlichkeit an der Lösung lokaler Umweltprobleme fördern. Der Bezirk Schwaben zeichnet bereits zum dritten Mal Projekte aus, die der Nachhaltigkeit, der Artenvielfalt oder dem Klimaschutz in Schwaben dienen.
Die Auszeichnung umfasst vier Kategorien:
Die Auswahl der Preisträger/-innen traf eine Jury, bestehend aus: Dr. Hans-Jörg Barth (eza!), Dr. Stephan Bosch (Universität Augsburg), Thomas Frey (BUND), Lukas Geirhos (Bezirksrat und Umweltbeauftragter des Bezirks Schwaben), Edgar Rölz (Bezirksrat) sowie Thomas Nieborowsky (KUMAS e.V.) und Thomas Sailer (Umweltreferent Bezirk Schwaben).
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Umweltpreises 2024
Kategorie „Innovationen“: Das Hildegardis-Gymnasium wird klimaneutral
Inspiriert von der UN-Klimakonferenz in Paris 2015 startete das Hildegardis-Gymnasium in Kempten 2016 sein Pilotprojekt „Klimaschule“. Gemeinsam verfolgten Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler im Projektteam das Ziel, den Schulbetrieb bis 2026 klimaneutral zu gestalten. Mit großem Erfolg: Seit 2022 ist das Hildegardis-Gymnasium zertifiziert klimaneutral. Bereits 2017 wurde das Gymnasium als erste Klimaschule Süddeutschlands ausgezeichnet. Diesen Begriff hat das Gymnasium maßgeblich geprägt und mittlerweile viele weitere Schulen zum Nachahmen inspiriert.
Am Hildegardis-Gymnasium werden CO₂-Emissionen soweit wie möglich vermieden oder reduziert. Wo dies nicht möglich ist, unterstützt die Schule zertifizierte Klimaschutzprojekte zur Kompensation klimaschädlicher Emissionen – zum Beispiel eine Initiative für nachhaltige Öfen in Uganda oder ein Projekt für sauberes Trinkwasser in Simbabwe. Umwelt und Klima sind als Thema im Unterricht und im Schulleben stets präsent, was die Jugendlichen für die Bedeutung des Naturschutzes sensibilisiert. Die Schule analysiert regelmäßig ihren CO2-Ausstoß und hat 2022 ihren dritten Klimaschutzplan verfasst. Ein gemeinnütziger Verein setzt sich dafür ein, dass der Klimaschutz am Gymnasium langfristig vorangetrieben wird.
Kategorie „Ehrenamtliches Engagement Einzelner oder Gruppen“: Wiederbelebung der Kleinen Paar
Die Kleine Paar ist ein rund 26 Kilometer langer Fluss, der durch Begradigung und Verschlammung in einen ökologisch schlechten Zustand geraten war. 2021 startete in Baar eine Spendenaktion zur Wiederbelebung der Kleinen Paar. Aus dieser Initiative hat sich ein großes Kooperationsprojekt mit vielen freiwilligen Helferinnen/Helfern aus zwei Landkreisen entwickelt. Beteiligt sind die Gemeinde Baar mit ihrer Grundschule und ihrem Fischereiverein Baar sowie die Gemeinde Holzheim und ihr Fischereiverein. Ebenfalls an Bord sind der Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) mit den Kreisgruppen Donau-Ries und Aichach-Friedberg, die Fischereifachberatung Schwaben, der Landesfischereiverband Schwaben und das Bayerische Landesamt für Umwelt.
Die Ehrenamtlichen sammeln Spenden und greifen tatkräftig in den Flussverlauf ein: Sie pflanzen Uferbäume, schaffen mit Kies neue Lebensräume, setzen Steine in den Bachlauf ein und machen ihr Projekt mit Infotafeln und Veranstaltungen bekannt. Ziel der Ehrenamtlichen ist es, das Gewässer schnell, unbürokratisch und mit geringem Budget wieder für Pflanzen und Tiere bewohnbar und für Menschen erlebbar zu machen.
Kategorie „Engagement von Schulklassen oder ähnlichen Gruppen“: Schutzprojekt Felsennelke mit wissenschaftlichem Nachweis, deren Zählung sowie einer Ideensammlung zu deren Schutz
Die Sprossende Felsennelke ist eine seltene Pflanze, die im Landkreis Neu-Ulm seit 1988 nicht mehr nachgewiesen wurde. Durch einen Zufall entdeckte der Landschaftsökologe Dr. Andreas Schuler im vergangenen Schuljahr ein Exemplar in der Feuerwehreinfahrt der Grundschule Pfuhl in Neu-Ulm. Die Schülerinnen und Schüler der heutigen Klasse 2b – damals noch in ihrem ersten Schuljahr – starteten mit ihren Lehrerinnen Daniela Jene und Lisa Brademann ein Projekt zur Erhaltung der Pflanzenart. Während die Felsennelke zu Beginn nur an wenigen Stellen im Schulhof gesichtet wurde, konnten die Schülerinnen und Schüler mit Unterstützung von Dr. Schuler mehr als 800 Pflanzen auf dem Schulgelände zählen. Ein Belegexemplar der Sprossenden Felsennelke aus Pfuhl befindet sich mittlerweile in der Sammlung des Botanischen Museums in Berlin.
Als Bestandteil des Artenschutzprojekts bastelten die Erstklässler/-innen Plakate und informierten ihre Mitschüler/-innen über die Sprossende Felsennelke. Ziel der Kinder ist es, die Felsennelke nicht nur auf dem Schulhof zu schützen, sondern im gesamten Landkreis zu verbreiten. Dazu wollen sie nach den Sommerferien die Samen der Pflanze sammeln und an geeigneten Stellen in Pfuhl aussäen. Im darauffolgenden Frühjahr wollen sie das Wachstum der Pflanzen überprüfen. Langfristig soll die Art wieder im gesamten Stadtgebiet von Neu-Ulm verbreitet werden.
Kategorie „Fach- und Abschlussarbeiten“: Leonie Prillwitz mit ihren Arbeiten zu Bachforellen im Klimawandel und Auswirkungen erhöhter Feinsedimentlast
Mit Feinsedimenten in Flüssen beschäftigt hat sich Leonie Prillwitz während ihrer Gymnasialzeit im Rahmen ihrer W-Seminararbeit, in ihrem Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) am Alfred-Wegener-Institut sowie in ihrem Studium der Hydrowissenschaften an der TU Dresden. Starkregen und Hochwasser haben nicht nur an Land, sondern auch innerhalb von Gewässern drastische Auswirkungen: Sie spülen Sedimente, oft aus der Landwirtschaft, in Flüsse und Bäche. In der Folge verschlammen die Gewässer, wodurch wichtige Tierarten wie beispielsweise die Bachforelle bedroht werden.
In ihren wissenschaftlichen Arbeiten entwickelte Prillwitz zunächst eine Sedimentfalle, mit der sie an fünf bayerischen Flüssen (Prien, Murn, Moosbach, Friedberger und Konstanzer Ach) in Langzeitversuchen Proben entnahm. Anhand dieser Proben untersuchte sie die Auswirkungen verschiedener Mengen und Arten von Sedimenten im Wasser auf die Entwicklung von Bachforellen. In Kooperation mit fünf Fischereivereinen konnte Prillwitz anhand von 30.000 Forellen-Eiern einen negativen Einfluss von Feinsedimenten auf die Laichentwicklung nachweisen. Als Studentin an der TU Dresden wiederholt sie derzeit ihre Feldversuche, um herauszufinden, inwiefern sich die Sedimentqualität im Zuge von Hochwasserereignissen verändert. Ihre wissenschaftliche Arbeit unterstreicht die Bedeutung von effektivem Gewässer- und Klimaschutz und untersucht die Potenziale von Brutboxen für den Forellenschutz. (pm)
Geschrieben von: Christoph Fiebig
Emissionen Gymnasium Kempten Klima klimaneutral Klimaschutz Preis Preisverleihung Schutz Umwelt