Eine völlig neue Art der Berufsorientierung erlebten die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule Lindau (Bodensee) am 5. und 6. Dezember. In einem innovativen Projekt zur Szenischen Berufsberatung, das gemeinsam mit der Gesundheitsregionplus Landkreis Lindau und dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention realisiert wurde, lernten die Jugendlichen die vielseitigen Chancen und Möglichkeiten der generalistischen Pflegeausbildung kennen. Ziel war es, die Schülerinnen und Schüler für den Pflegeberuf zu begeistern und ihnen die Bedeutung dieses Berufs in der Gesellschaft näherzubringen. Das Projekt war ein wichtiger Bestandteil der Kampagne NEUEPFLEGE.bayern des Bayerischen Gesundheitsministeriums.
Die Pflege ist ein Berufsfeld, das mit Herausforderungen, aber auch mit unendlich viel Mitgefühl und Engagement verbunden ist. Im Rahmen des kreativen Projekts konnten die Schülerinnen und Schüler durch den Austausch mit Pflegeexperten aus der Region hautnah erleben, wie facettenreich und wichtig die Arbeit in der Pflege ist. Die Veranstaltung erhielt besondere Unterstützung durch Lindaus Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons sowie die stellvertretende Landrätin Sonja Müller, die gemeinsam mit weiteren Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Bildung teilnahmen. Besonders im Fokus standen die Mitschülerinnen und Mitschüler der Projektbeteiligten, die durch humorvolle und spannende Einblicke neue Perspektiven auf diesen bedeutsamen Beruf gewinnen konnten.
Praxisnahe Einblicke und bewegende Geschichten
Pflegeexperten aus verschiedenen Einrichtungen wie dem Hospizzentrum Haus Brög zum Engel, der Berufsfachschule für Pflege Lindenberg, der Asklepios Klinik Lindau und der Oberschwabenklinik in Wangen teilten ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke aus ihrem Berufsalltag. Sie gaben den Jugendlichen einen authentischen Einblick in die unterschiedlichen Facetten der Pflege:
- Isabella Zipper, Schulleiterin der Berufsfachschule Lindenberg, und ein Pflegeschüler berichteten über die generalistische Pflegeausbildung. Sie betonten, wie wichtig der Beruf für die Gesellschaft ist und wie vielseitig er sich gestaltet. Dabei wurde auch auf die guten Verdienstmöglichkeiten und die praxisorientierte Ausbildung hingewiesen.
- Andreas Hoppe, Gesundheits- und Krankenpfleger auf der Intensivstation der Asklepios Klinik Lindau, erläuterte, wie wichtig es ist, als Team zusammenzuarbeiten, besonders in kritischen Momenten, wenn es um Leben und Tod geht. Er verdeutlichte, wie Pflegekräfte durch ihre enge Betreuung und Beobachtung von Patienten oft entscheidende Hinweise für die Behandlung geben können. Beim gemeinsamen Tanz „mixten“ die Schülerinnen und Schüler der Mittelschule symbolisch für die Zusammenarbeit die „benötigten Medikamente“.
- Arthur Prasch, Altenpfleger im Hospizzentrum Haus Brög zum Engel, teilte bewegende Einblicke in die emotionale Seite der Pflege. Er sprach über die Bedeutung der Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase und die Wichtigkeit des Abschiednehmens. Besondere Aufmerksamkeit erhielt auch der „Wünschewagen“ des Arbeiter-Samariter-Bundes, der schwerstkranken Menschen noch einen letzten Ausflug zu ihrem Lieblingsort ermöglicht.
- Lisa Senn, Leiterin der Geburtenstation im OSK Westallgäu-Klinikum in Wangen, gab den Schülerinnen und Schülern Einblicke in die besonderen Herausforderungen, denen Pflegekräfte in den ersten Stunden eines Neugeborenen begegnen. Mit humorvollen Szenen, die die freudigen und chaotischen Momente der ersten Stunden nach der Geburt zeigten, sorgte sie für Lacher und eine aufgelockerte Atmosphäre.
Theaterstücke als kreative Auseinandersetzung mit dem Thema Pflege
Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war die kreative Auseinandersetzung der Jugendlichen mit dem Thema Pflege durch Theaterstücke. Acht Schülerinnen und Schüler der 8. Klasse sowie vier Schülerinnen der 9. Klasse brachten unter Anleitung des Theatermachers Sebastian Eilers von der Agentur „Kunstdünger“ verschiedene Szenen aus der Pflege auf die Bühne. Dabei setzten sich die Jugendlichen mit den Herausforderungen und Schönheiten des Pflegeberufs auseinander – von emotionalen Momenten bis hin zu humorvollen Darstellungen des Berufsalltags. Die Szenen spiegelten die Vielseitigkeit der Pflege wider und machten den Beruf auf kreative Weise erlebbar.
Blick in die Zukunft der Pflegeberufe
Thomas Kaleja, Geschäftsstellenleiter der Gesundheitsregionplus und selbst gelernter Krankenpfleger, betonte die Wichtigkeit, junge Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen: „Pflege ist mehr als ein Beruf – sie ist eine Bereicherung. Junge Menschen für diesen Beruf zu begeistern, ist essenziell, um die Zukunft der pflegerischen Versorgung zu sichern.“ Im Rahmen der Gesundheitsregionplus wurde deshalb eine Pflegekampagne ins Leben gerufen, um gezielt mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen.
Die kreative Berufsberatung an der Mittelschule Lindau hat eindrucksvoll gezeigt, wie praxisnahe Wissensvermittlung und eine spielerische Auseinandersetzung mit einem Thema kombiniert werden können. Die Schülerinnen und Schüler erhielten nicht nur Einblicke in den Pflegeberuf, sondern auch eine neue Perspektive auf einen Beruf, der sowohl fordert als auch bereichert. Marion Zobel, Schulleiterin der Mittelschule Lindau, zeigte sich stolz auf die kreative Umsetzung: „Unsere Schülerinnen und Schüler haben durch dieses Projekt nicht nur die vielen Facetten des Pflegeberufs kennengelernt, sondern auch eine echte Perspektive für ihr eigenes Leben entdeckt.“
Die Veranstaltung hat bei allen Anwesenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen und den Schülerinnen und Schülern gezeigt, wie bereichernd und erfüllend die Arbeit im Pflegeberuf sein kann.