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Alpin- und Umweltverbände fordern in einer Petition an den Landtag eine ökologische Neuausrichtung der bayerischen Seilbahnförderrichtlinie Die Seilbahnförderrichtlinie bezuschusst in Bayern Modernisierungsvorhaben mit bis zu 35 Prozent der Kosten. Dazu gehört nicht nur die Ertüchtigung der Seilbahn selbst, sondern auch die Errichtung von sogenannten Nebenanlagen wie Beschneiungsanlagen.
Bei der aktuellen Fortschreibung der Richtlinie werden die Einwände der Umweltverbände zwar gehört, eine verbindliche öffentliche Debatte gibt es allerdings nicht. Damit die Richtlinie nicht erneut hinter verschlossenen Türen fortgeschrieben wird, reichen die Alpin- und Umweltverbände eine entsprechende Petition an den Landtag ein. Um bei der anstehenden Fortschreibung der Seilbahnförderrichtlinie Gehör zu finden, wendeten sich die unter dem Dach der CIPRA vereinten Alpin- und Umweltverbände BUND Naturschutz in Bayern, Deutscher Alpenverein (DAV), Gesellschaft für ökologische Forschung, Landesbund für Vogelschutz (LBV), Mountain Wilderness Deutschland, NaturFreunde Deutschlands Landesverband Bayern und Verein zum Schutz der Bergwelt mit einem gemeinsamen Forderungspapier zur Seilbahnförderrichtlinie an alle großen Fraktionen im Landtag und das zuständige Wirtschaftsministerium.
Um diesen Einzelgesprächen auch eine öffentliche Debatte im Landtag folgen zu lassen, überreichen die Vertretungen der Verbände der Vorsitzenden des Umweltausschuss Rosi Steinberger am Dienstag eine entsprechende Petition. Damit soll verhindert werden, dass die Fortschreibung wie in der Vergangenheit mehr oder weniger unverändert und ohne Beteiligung zivilgesellschaftlicher oder politischer Gruppen erfolgt.
Unterstützung finden die Verbändeforderungen auch in einem Beschluss des Obersten Naturschutzbeirats des Umweltministeriums. Die Umweltverbände wenden sich dabei nicht grundsätzlich gegen eine Förderung der Modernisierung und technischen Erneuerung bestehender Anlagen und Einrichtungen. Allerdings berücksichtigt die bestehende Förderrichtlinie nicht ausreichend, ob die jeweilige Modernisierung wirtschaftlich und vor allem ökologisch nachhaltig ist. Dies führt zu Fehlanreizen und einer weiteren massiven und ungesteuerten Erhöhung der Belastungen sensibler Alpen- und Berggebiete.
Stichwort Overtourism
„Die meisten Seilbahnerneuerungen sind mit Kapazitätssteigerungen verbunden. Doch die Ruheräume der bayerischen Alpen kommen immer mehr unter Druck. In einigen Regionen droht ein Verkehrskollaps. Daher kann ein quantitatives Wachstum des Tourismus kein Ziel für die bayerischen Alpen mehr sein. Vielmehr ist eine qualitative Weiterentwicklung nötig“, so Richard Mergner, Landesvorsitzender des BUND Naturschutz.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt ist die Förderung von Beschneiungsanlagen über die aktuelle Richtlinie. Mit dem Bau und dem Betrieb dieser Anlagen gehen große Eingriffe in die Natur einher. Es werden Speicherbecken gebaut und viele Kilometer Leitungen verlegt. Hinzu kommt der große Wasser- und Energieverbrauch. Neue Energie fressende Anlagen müssen vor allem auch im Hinblick auf die angespannte Energieversorgungslage gründlich hinterfragt werden.
„Die Förderung von Beschneiungsanlagen ist aus der Seilbahnförderrichtlinie zu streichen. Schneekanonen und neue Speicherbecken sollen nicht mehr durch Steuergelder subventioniert werden. Das ist in Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen Neuorientierung des Alpentourismus das falsche Signal“, so DAV-Vizepräsident Manfred Sailer. „Der in der Seilbahnförderungsrichtlinie genannte Zweck, wonach es vor allem um kleine Skigebiete in Bayern geht, wirkt völlig aus der Zeit gefallen und müsste neu überdacht werden“, ergänzt dazu Christine Eben von den NaturFreunden Deutschlands Landesverband Bayern.
In Zukunft sollten nicht mehr wahllos alle Vorhaben gefördert werden, sondern nur solche, die ein qualifiziertes öffentliches Interesse für sich in Anspruch nehmen können. Es muss sich um Vorhaben handeln, die für den Tourismus von grundlegender Bedeutung sind und die in der notwendigen Gesamtbetrachtung nicht zu einer Überbelastung der betroffenen Gebiete führen. Um diesen Nachweis zu erbringen, müssen sie aus Sicht der Umweltverbände zwingend in einen überörtlichen Kontext gestellt werden.
Analog zur Städtebauförderung könnte dies z. B. über ein zu erarbeitendes Regionales Seilbahntouristisches Konzept gewährleistet werden. „Die Alpenregion wirtschaftlich und ökologisch zukunftssicher zu machen, bedeutet vor allem, dieses Naturjuwel zu schützen. Der Alpenraum mit seinen einzigartigen Lebensräumen und seiner herausragenden Artenvielfalt ist durch den Klimawandel stärker gefährdet als andere Regionen. Bei allen geplanten Maßnahmen sind daher Belange des Arten- und Biotopschutzes vorrangig vor weiterer touristischer Erschließung zu berücksichtigen und der Alpenplan zwingend einzuhalten“, sagt Dr. Norbert Schäffer, Vorsitzender des LBV.
Ein solches Regionales Seilbahntouristisches Konzept sollte zudem dem Ziel dienen, intensiven und den für die bayerischen Destinationen bedeutsamen extensiven Tourismus effektiv miteinander in Einklang zu bringen. Zudem muss ein solches Konzept in Übereinstimmung mit den Pariser Klimaschutzzielen in eine Gesamttourismusstrategie für den bayerischen Alpenraum eingebunden sein Nachdem die Schneesicherheit immer gefährdeter ist und damit der klassische Pistenbetrieb an Bedeutung verliert, wird nach neuen Anreizen gesucht, die Seilbahnfahrt im Sommer und auch im schneearmen Winter attraktiver zu machen.
Hierzu gehören Events, Kapazitätserhöhung und Nacht-Betrieb der Gipfel-Gastronomie und die Installation von neuen Freizeit- und Sportanlagen am Berg. Die Störungen der Natur werden dadurch nicht nur räumlich ausgeweitet, sondern finden dann auch ganzjährig sowie Tag und Nacht statt. „Ungeregelte Aufrüstungen von Seilbahnanlagen für Winter- und Sommerbetrieb bis hin zur Eventisierung der Berge sollten nicht mit Steuermitteln unterstützt werden“, betont Dr. Sabine Rösler, Erste Vorsitzende des Vereins zum Schutz der Bergwelt.
Geschrieben von: Redaktion