Bad Grönenbach: Großer Erfolg für den Tierschutz – mit einem bitteren Beigeschmack

Das von der Bayerischen Kontrollbehörde ausgesprochene Tierhaltungsverbot für Bayerns größten Milchbauern in Bad Grönenbach gilt als längst überfällig. Nach mehreren Tierschutzskandalen auf dem Betrieb Endres – zuletzt durch Undercover-Aufnahmen von SOKO Tierschutz im Jahr 2024 – wertet die Organisation die Entscheidung als wichtigen Schritt.

„Es ist schön, dass er keine Tiere mehr halten darf. Es zeigt, dass nicht nur kleine Arbeiter mit Konsequenzen zu rechnen haben, sondern auch der reiche Chef“, sagte SOKO-Sprecher Friedrich Mülln.

Kritik an langsamer Justiz

Doch die Tierschützer sehen den Fall auch kritisch. Der Prozess gegen die Hauptverantwortlichen lasse nach sechs Jahren weiter auf sich warten. „Die schrecklichen Taten, die unser Undercover-Ermittler letztes Jahr dokumentierte – Gewalt, Vernachlässigung, Sterben – hätten verhindert werden können, wenn die Justiz sich nicht so viel Zeit ließe“, so Mülln.

Verfahren gegen den Whistleblower

Für Empörung sorgt außerdem, dass die Staatsanwaltschaft Memmingen derzeit gegen den SOKO-Ermittler ermittelt – nach Angaben der Organisation ohne vorliegende Strafanzeige. Vorgeworfen werden Verstöße gegen Urheber- und Persönlichkeitsrechte sowie das Tierschutzgesetz. Mülln spricht von einem „Schlag ins Gesicht für alle Whistleblower“ und wirft den Behörden vor, Menschen mundtot machen zu wollen, die Missstände aufdecken.

Verantwortung von Politik und Verbrauchern

SOKO Tierschutz fordert den Freistaat Bayern auf, sich klar zu positionieren: „Will man dieses kranke System weiter verteidigen – oder Dankbarkeit und Respekt gegenüber denen zeigen, die alles riskieren, um für Tiere, Umwelt und Verbraucher einzutreten?“

Auch die Konsumenten seien gefordert: Wer Milchprodukte kaufe, müsse wissen, dass er damit das Leiden der Kühe mitfinanziere. Nur durch Druck von Politik und Verbrauchern könne sich langfristig etwas ändern.