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Wirtschaft

Wie sich der Milchpreis im Allgäu verändert hat

today5. Mai 2022 36

Hintergrund
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Inflation, Ukraine-Krieg, Corona-Pandemie – aktuell wird alles teurer. Auch Milch und sämtliche Milchprodukte. Doch profitieren auch die Milchbauern als Erzeuger davon?

Franz S. ist Biobauer aus Überzeugung im oberallgäuer Waltenhofen. Sein Hof liegt in idyllischer Umgebung in einem Weiler mit eindrucksvollem Blick auf den Niedersonthofener See. Seine 30 Milchkühe sind in einem neu gebauten, modernen Laufstall untergebracht – im Sommer sind sie tagsüber natürlich auf der Weide. Außerdem gibt es hier noch Hasen, Ziegen und Ponys – vor allem die Ferienkinder erfreuen sich daran. Denn ohne „Urlaub auf dem Bauernhof“, ohne die Vermietung der Ferienwohnung auf dem Hof, „würde es finanziell sehr schlecht aussehen“, erzählt S. Seine Frau kümmert sich um die Vermietung und die Gäste.

„Ich bin Biobauer und bekomme von der Molkerei als Grundpreis 51,5 Cent pro Liter Milch, je nach Fett- und Eiweißanteil der Milch kann es etwas höher oder niedriger ausfallen. Dazu kommt dann noch der Heumilchzuschlag von 5 Cent, so dass wir am Schluss mit den Zuschlägen bei etwa 60 Cent liegen“, erzählt S. im Gespräch mit AllgäuHIT. Konventionelle Milchbauern bekommen etwas weniger, so S. weiter, „aber die holen zur Zeit kräftig auf, weil nach der konventionellen Milch im Moment mehr Nachfrage herrscht als nach der Biomilch. Niemand will die Biozuschläge zahlen“, sagt S. „Was mich bei dem Ganzen immer wundert ist, dass der Preisunterschied im Handel viel höher ist. Für Biomilch zahlt man mehr als einen Euro mehr. Wer steckt die Gewinnspanne ein? Mir ist nicht bekannt, dass konventionelle Milch anders verarbeitet wird als Biomilch“, wundert sich der Landwirt.

Gestiegene Nachfrage bei gesunkener Produktion

Die Nachfrage nach Milchprodukten im Handel ist im Moment immens hoch, bestätigt Thomas Kölbl, Geschäftsstellenleiter des Bayerischen Bauernverbandes Ostallgäu. Die Verbraucher wollen aber eher konventionelle Produkte. Da die Milchproduktion in den vergangenen Jahren bei steigender Nachfrage immer weiter zurückgegangen ist – viele Landwirte haben aufgegeben – werden Milchprodukte immer teurer – ganz abgesehen von den gestiegenen Produktionskosten. Biomilch wird weniger gefragt, da die Produkte im Handel um vieles teurer sind als konventionelle Produkte. Deshalb, so Kölbl, wird inzwischen teilweise schon Biomilch als konventionelle Milch vermarktet.

„Bioprodukte müssen für den Verbraucher einfach auch attraktiver gemacht werden“, sagt Kölbl. Das von der Regierung festgelegte Ziel, 30 Prozent der Produkte müssten aus biologischer Herstellung stammen, sei gut, die Produkte müssten sich aber auch verkaufen. Das Problem gebe es allerdings nicht nur in Deutschland, in Österreich ist der Bio-Anteil wesentlich größer – „aber die bekommen es auch nicht los“, so Kölbl.

Wie unterschiedlich die Entwicklungen des Milchpreises für Biomilch bzw. konventionelle Milch ist, zeigt Jürgen Geyer vom Verband der Milcherzeuger auf: Vergangenen Herbst lag der Preis für einen Liter Biomilch bei 51 Cent, ein konventioneller Milchbauer erhielt 40 Cent. Stand heute ist der Preis für Biomilch lediglich um 3 Cent auf 54 Cent gestiegen, der für konventionelle Milch um 10 Cent auf 50 Cent.

Biologische Landwirtschaft ist Überzeugungssache

„Ich glaube nicht, dass der Preis für Biomilch so steigt wie für konventionelle Milch“, sagt auch Franz S. „Da wird dann nicht viel Unterschied bleiben, und dann muss man sich schon fragen, macht das vom Finanziellen her überhaupt noch Sinn? Denn vom Ideologischen her macht es immer Sinn, biologisch zu arbeiten!“, sagt Franz S. Biologische Landwirtschaft war schon immer mit mehr Aufwand und höheren Kosten verbunden als konventionelle. Die Anforderungen an Biolandwirte sind hoch. Unter anderem sind Laufställe ohne Anbindehaltung vorgeschrieben – auch Franz S. hat vor wenigen Jahren einen neuen, modernen Stall für seine Kühe gebaut. Ein Teil der Kosten ist zwar förderfähig – dennoch muss ein Landwirt viel Geld zur Umrüstung in die Hand nehmen. Die Haltungsvorschriften für Biobauern sehen mehr Platz für die einzelnen Kühe vor, dadurch benötigen die Landwirte natürlich größere Ställe und haben weniger Vieh als konventionelle Landwirte.

Hinzu kommen die aktuellen Preissteigerungen vor allem im Bereich der Energie, die natürlich alle belasten. Dünger ist sehr viel teurer geworden und auch knapp – dies belastet die konventionellen Bauern. Auch Kraftfutter wurde teurer, die Preissteigerung bei Biokraftfutter ist jedoch um einiges höher als bei konventionellem, erklärt Thomas Kölbl vom Bauernverband. Außerdem, so Jürgen Geyer, konnte im vergangenen Jahr durch den verregneten Sommer kein optimales Kraftfutter erzeugt werden – die Kühe geben somit weniger Milch. Ganz weglassen können die Landwirte das Kraftfutter nicht, auch wenn es erheblich teuer geworden ist. „Wenn meine Kuh jetzt 30 Liter Milch gibt muss ich sie schon leistungsgerecht füttern, sonst baut das Tier zu stark ab und das ist ungesund für die Kuh!“, erläutert Biolandwirt Franz S..

Höfesterben verändert die Landschaft

Was bleibt ist die Unsicherheit. „Wie sich das in Zukunft weiter entwickeln wird kann ich natürlich jetzt auch nicht sagen, jetzt muss man halt erst mal schauen“, sagt S. Überhaupt herrsche momentan von Haus aus eine große Verunsicherung bei den Landwirten, die Rohstoffpreise steigen einfach stärker als die Milchpreise, erzählt Thomas Kölbl. Den Landwirten fehlt schlicht die Planungssicherheit. „Man wirft den Landwirten immer wieder Prügel in den Weg“, ergänzt Jürgen Geyer. Immer mehr geben auf. Dadurch, so Geyer, verändert sich aber auch das gesamte Landschaftsbild im Allgäu über kurz oder lang. Und sei es nur, dass die Wiesen nicht mehr gemäht werden. Ob und wie die Nahrungsmittelsicherung irgendwann noch garantiert werden kann wenn die Entwicklung so fortschreitet. steht in den Sternen.

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Geschrieben von: Redaktion

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