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Panorama

Umgang mit großen Veränderungen

today1. September 2021 17

Hintergrund
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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Während sich die Entstehung des Begriffes nicht zurückverfolgen lässt, steht eines fest: Die Aussage stimmt. Weltweit scheint das Credo vorherrschend, aktuelle Gegebenheiten möglichst beizubehalten, wie sie sich auch zeigen mögen. Denn so wird zumindest Sicherheit garantiert, das Risiko des Unbekannten vermieden. Doch die Welt befindet sich in stetem Wandel, und jeder ist betroffen. Wer sich dies bewusst macht, wird sich Veränderungen angstfrei stellen können – mag es sich um schleichende Prozesse handeln oder plötzliche Schicksalsschläge.

Wer will, findet Wege
Wer nicht will, findet Gründe. Dieses Zitat wird dem französischen Schriftsteller Albert Camus zugeschrieben, und er bringt damit auf den Punkt, worauf es ankommt bei der individuellen Reaktion auf Veränderungen: auf die innere Einstellung. Grundsätzlich basieren Veränderungen auf einer von drei Ursachenkategorien:

Innerer Veränderungswille – Entscheidungen für einen persönlichen Wandel ohne äußere Einflüsse
Biologische Erneuerungen – körperliche Umstellungen wie Stimmbruch oder Gehschwierigkeiten
Äußere Einwirkungen – die Scheidung wird eingereicht, die Kündigung liegt auf dem Tisch

Lassen sich körperliche und äußere Einflüsse nicht verhindern, stehen sich viele Menschen bei einer Veränderung ihrer Lebensgewohnheiten aus eigener Überzeugung häufig selbst im Wege. Der Umsetzung des Wunsches nach etwas Neuem stehen primär zwei Gründe entgegen: fehlende Risikobereitschaft und die Sorge vor der Reaktion Dritter. Das Angestelltenverhältnis aufzugeben und den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, die Ehe trotz kirchlichen Versprechens als gescheitert zu erklären, scheint für viele eine zu große Unsicherheit zu bedeuten. Zwar zeigen zahlreiche Studien, dass im Anschluss an einen gewollten Bruch im Leben das Glück bei vielen größer ist als zuvor. Dennoch scheint Durchhalten die Devise, die Angst vor dem Ungewissen hält viele von Veränderungen ab. Dabei wusste bereits Napoleon: Es gibt nie den passenden Moment.

Mut zum Risiko
Kinder lernen durch Versuche und Fehler. Mit dem Alter steigt die Angst vor Rückschlägen, davor, einen Schritt möglicherweise zu bereuen. Doch Niederlagen gehören zum Leben. Ohne ihre Überzeugungen über das Risiko zu stellen, wären die Allgäuer Alfred Kranzfelder und Franz Sperr nicht in den Widerstand gegangen, Reinhard Furrer nicht als Weltraumpionier als dritter Deutscher ins All geflogen, hätte Claude Dornier nicht mit Ferdinand Graf von Zeppelin die Luftfahrt revolutioniert.

Schicksal in die Hand nehmen
Nicht immer jedoch liegt es an einem selbst. Oft genug sind es äußere Umstände, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, Schicksalsschläge wie eine Krankheitsdiagnose oder ein Todesfall, aber auch frohe unerwartete Ereignisse wie eine Beförderung oder ein Lottogewinn, die einen Umgang mit einer komplett neuen Situation erfordern.

Das Glück beim Schopfe packen

  • Plötzlich Millionär: Die Wahrscheinlichkeit ist nicht groß. Doch dass der Lottojackpot geknackt werden kann, dass die Losnummer der Lotterie gezogen wird, beweisen die Gewinner, die immer wieder ausgerufen werden. Handelt es sich wirklich um Millionen, und wurde zuvor ein beschauliches Leben geführt, ist der Umgang mit dem plötzlichen Reichtum oft weniger einfach als gemeinhin angenommen. Genug prominente Beispiele von der Tochter Elvis Presleys über den Boxer Mike Tyson bis hin zu Tennisstar Boris Becker zeigen, dass man selbst dicke finanzielle Polster wieder verlieren kann. So groß die Unsicherheit anfangs sein mag, lässt sich mit kompetenter Beratung auch langfristig das Geld halten und am Ende sogar noch vermehren. Die Sorge vor Falschanlagen oder einem Verlust sollte jedenfalls nicht dazu führen, wie der unbekannte Bayern-Lotto-Millionengewinner aus dem Gebiet rund um Memmingen seinen Gewinn gar nicht erst abzuholen.
  • Plötzlich Vorstand: Selbst, wer bereits seit Jahren alles für einen Aufstieg in der Firma, verantwortungsvolleren Job, eine Tätigkeit auf dem obersten Hierarchielevel gegeben hat, mag plötzlich erschrecken, liegt die Beförderung auf dem Tisch. Doch in diesem Moment das Selbstvertrauen zu verlieren, wäre der falsche Weg. Die innere Überzeugung, der neuen Aufgabe gewachsen zu sein, aufkommende Probleme lösen zu können, ist der erste Schritt, anstehende Veränderungen zu meistern. Einer positiven Grundeinstellung folgt eine Gelassenheit, die es erlaubt, auch bei Schwierigkeiten nicht die Flinte ins Korn zu werfen. Dasselbe gilt für eine berufliche Neuorientierung aus eigenem Entschluss. Hier allerdings straft die deutsche Bevölkerung dem Vorurteil der „German Angst“ Lügen: Im europäischen Vergleich erweisen sich die Vollerwerbstätigen hierzulande als eine der flexibelsten Nationen in Hinblick auf einen Umzug in Nachbarländer.

Das Unglück als Chance verstehen
In der Regel am schwierigsten gestalten sich unerwünschte Veränderungen. Dies insbesondere, weil mit ihnen oft ein Schicksalsschlag einhergeht – ein Todesfall in der Familie, der Jobverlust, die Trennung vom langjährigen Partner. Mit gutem Recht darf anfangs getrauert, sollten Gefühle der Wut oder der Verzweiflung nicht unterdrückt werden. Doch ist die erste Ohnmacht gewichen, ist es von äußerster Wichtigkeit zu realisieren, dass Trauer und Selbstmitleid die Situation nicht verändern, langfristig jedoch zur Zerstörung auch der eigenen Zukunft führen können.

Im Gegenteil: den Einschnitt in das gewohnte Leben als Chance für einen Neubeginn zu sehen, kann sogar in eine glücklichere Zukunft führen. Stephen Hawking soll nach eigener Aussage dankbar für sein Leben im Rollstuhl gewesen sein, das ihm ermöglichte, sich voll auf seine geistige Arbeit zu konzentrieren. Doch selbst, wer nicht von Beginn an so positiv denkt, kann der neuen Situation durch einige Maßnahmen am Ende möglicherweise etwas Erfreuliches abgewinnen.

  • Positiv denken: Viele Betroffene hadern mit dem Schicksal. Weshalb hat es nicht beim Nachbarn zugeschlagen, weshalb wurden sie von der Tragödie getroffen? Selbstmitleid ist verständlich, führt jedoch zu keinem Ziel. Nach einer ersten Trauerphase ist es von großer Bedeutung, die neue Situation als gegeben zu akzeptieren, wieder nach vorne zu blicken, Fröhlichkeit ins Leben zu lassen, sich zu erlauben, die Zukunft ohne schlechtes Gewissen neu zu gestalten.
  • Abstand gewinnen: Der Partner ist verstorben, alles in der Wohnung erinnert an die gemeinsame Vergangenheit? Eine zeitlich begrenzte Auszeit kann nicht nur für den benötigten Abstand sorgen, sondern verbunden mit einer bislang ungekannten Aufgabe dem Leben auch einen neuen Sinn geben – und bestenfalls in Form von Spenden an Organisationen Dritten zugutekommen. Wer im Voraus seine Stärken und Schwächen einander gegenüberstellt, wer weiß, worauf er seine Aufmerksamkeit richten möchte, kann bereits mit der Planung und Gestaltung seiner Zukunft viel bewegen. 
  • Kontrolle behalten: Oft ist der Kontrollverlust, der Betroffenen den Boden unter den Füßen wegzuziehen scheint. Doch er erstreckt sich nicht auf das gesamte Leben. Sofort aktiv zu werden und zu erledigen, was in der eigenen Hand liegt, die Konzentration auf das Wesentliche können sich als wichtige Stützen auf dem Weg in die Zukunft erweisen. 
  • Gedanken zu Papier bringen: Es soll kein Bestseller werden, es muss nicht einmal von jemandem gelesen werden: Oftmals hilft es bereits, das Erlebte und die eigenen Gefühle schriftlich festzuhalten. Unabhängige wissenschaftliche Studien beweisen, dass sich traumatische Erlebnisse durch Aufschreiben schneller verarbeiten lassen, das Immunsystem stärken und die Stimmung heben.
  • Gesprächspartner suchen: Ebenso vorteilhaft wie schreiben kann reden sein. Wer sich öffnet, wer nicht gleich einem verletzten Reh den Rückzug antritt, sondern den Weg nach vorne sucht, wer über seine Gedanken spricht, kommt dadurch häufig bereits selbst einer Problemlösung näher. Dabei ist die Inanspruchnahme eines unbeteiligten Psychologen oftmals einer Aussprache mit Familie und Freunden vorzuziehen. Denn so wichtig deren Unterstützung, so sehr tendieren Nahestehende zu Mitleidsbekundungen – nichts, was beim Aufbau einer gestärkten, positiven Zukunft von Nutzen ist.
  • Verausgaben: Wer schon einmal schlecht gelaunt in Sportschuhe geschlüpft ist und sich beim Joggen verausgabt hat, weiß um die bereinigende Wirkung von körperlicher Aktivität. Automatisch werden Endorphine ausgeschüttet, der Kopf wird frei, die Gedanken ordnen sich. Es muss kein Hochleistungstraining sein. Auch ein Spaziergang oder ein heißes Bad können dazu führen, sich physisch besser zu fühlen – und damit am Ende auch der Psyche Gutes zu tun.

Ein Blick in die Glaskugel
Ein plötzliches Ereignis kann niemand vorhersehen. Viele Veränderungen jedoch kündigen sich bereits im Voraus an: Die Firma wird umstrukturiert, die Streitigkeiten mit dem Partner häufen sich, die Liste der Arzttermine wird länger. Ist es auch nicht möglich, die Zukunft vorherzusagen, so kann der Entwurf eines Plans B für den Fall der Fälle nie schaden. Selbst, wer nicht von sich aus die Initiative für eine Neugestaltung seines Lebens ergreifen möchte, wird im Falle einer unbeeinflussbaren Begebenheit zumindest in der Lage sein, mit den Konsequenzen zu leben – im besten Falle sogar glücklicher als zuvor.

Ein Beitrag von Autorin Nadine Tangemann.

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Geschrieben von: Redaktion

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