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Das Europäische Parlament hat dem Handelsvertrag mit Großbritannien offiziell zugestimmt, wie am Mittwoch verkündet wurde. Mit der Ratifikation enden formal die jahrelangen Brexit-Verhandlungen und das zähe Ringen um eine Einigung. „Die Ratifizierung ist für die Unternehmen in Bayerisch-Schwaben ein wichtiges Signal. Endlich herrscht Klarheit, auf welchem Fundament die künftige wirtschaftliche Zusammenarbeit mit dem Vereinigten Königreich fußt. Das gibt unserer exportorientierten Wirtschaft Sicherheit und bringt verlorenes Vertrauen zurück“, sagt Stefan Offermann, Vorsitzender des Ausschusses International bei der IHK Schwaben. Komplett abgeschlossen ist der Brexit-Prozess aus IHK-Sicht aber nicht: „Im nächsten Schritt müssen nach wie vor bestehende Unklarheiten im Vertragswerk beseitigt werden“, fordert Offermann.
Rund 500 IHK-Unternehmen aus Bayerisch-Schwaben unterhalten derzeit aktive Wirtschaftsbeziehungen nach Großbritannien und Nordirland. Darunter vor allem Kfz-Zulieferer, Unternehmen aus dem Bereich Maschinenbau und Infrastruktur oder der Lebensmittelbranche sowie Speditionen. Einige exportieren Güter oder beziehen Waren von dort, andere haben eigene Niederlassungen auf den Inseln. Viele blickten angesichts der großen Unsicherheiten und des lange drohenden „No Deal“ mit Sorge auf die Brexit-Verhandlungen. Laut einer BIHK-Umfrage ging fast jedes zweite Unternehmen davon aus, dass sich die Geschäfte mit dem Vereinigten Königreich 2021 verschlechtern werden. Tatsächlich waren die Ausfuhren nach Großbritannien und Nordirland bayernweit im Januar um fast 33 Prozent eingebrochen, die Einfuhren sogar um mehr als die Hälfte.
Handel mit dem Königreich nimmt wieder Fahrt auf
Inzwischen hat sich die Stimmung aufgehellt. „Die Unternehmen in Bayerisch-Schwaben waren auf den Austritt gut vorbereitet. Nach kurzen anfänglichen Schwierigkeiten nimmt der Handel mit dem Vereinigten Königreich wieder Fahrt auf“, berichtet Offermann. Laut einer bundesweiten IHK-Umfrage bewerten 44 Prozent der befragten Betriebe die Entwicklung ihrer eigenen Geschäftstätigkeiten in UK inzwischen als positiv oder sehr positiv; 38 Prozent betrachten sie als stabil. Es zeigt sich allerdings bereits jetzt, dass in einigen Punkten des Vertragswerks noch Nachbesserungsbedarf besteht. „Das Abkommen weist Lücken auf, die in der Praxis bei den Unternehmen für Unsicherheiten sorgen“, berichtet Offermann. Das betrifft zum Beispiel die Mitarbeiterentsendung oder die Erbringung von grenzüberschreitenden Dienstleistungen. „Die bisher gängige Praxis ist nun teilweise nicht mehr möglich. Wir empfehlen Unternehmen, ihre Verträge mit den britischen Geschäftspartnern anzupassen oder neu zu gestalten“, sagt Jana Lovell, Leiterin des Geschäftsbereichs International bei der IHK Schwaben.
Einfuhrkontrollen ab Ende 2021 erschweren Marktzugang nach UK zusätzlich
Deutlich aufwändiger und komplizierter dürfte für die heimische Wirtschaft in den kommenden Jahren auch der Marktzugang nach UK werden. Einfuhrkontrollen gibt es bislang nicht. Diese sollen aber schrittweise bis Ende 2021 eingeführt werden. Derzeit gelten bereits unterschiedliche Fristen und Ausnahmen bei Kennzeichnungen, Normen und Standards. „Das macht es für die Unternehmen nicht einfacher, ihr Geschäft mit dem Vereinten Königreich neu zu ordnen“, berichtet Axel Sir, Zollexperte der IHK Schwaben. „Vieles läuft nach dem Prinzip Learning by Doing.“ Das scheint derzeit auch für die Zollbestimmungen zu gelten. „Aktuell fehlt es häufig auf beiden Seiten an dem nötigen Know-how“, sagt Sir. Da Zolldeklarationen falsch ausgefüllt werden, kommt es teilweise zu Lieferverzögerungen. „Das betrifft vor allem die Unternehmen mit ihren eigenen Onlineshops und im Versandhandel“, so Sir.
Geschrieben von: Redaktion