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Panorama

Helfer kommen nicht durch: Kemptener berichtet über Lage in Aleppo

today8. Februar 2023 13

Hintergrund
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Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet bleibt die Situation trotz anlaufender Hilfe dramatisch. Menschen frieren, die Zerstörungen werden sichtbarer, immer mehr Tote werden geborgen. Über 11.000 sind es mittlerweile. Im Norden Syriens ist die Situation nochmals angespannter, hier tobt immer noch Bürgerkrieg. Das macht es den internationalen Hilfsorganisationen schier unmöglich, den Betroffenen zu helfen. 

Zakaria Alfaraj arbeitet an der Hochschule Kempten im Forschungszentrum und kommt ursprünglich aus Aleppo, einer Stadt in Syrien, die besonders von dem Erdbeben betroffen ist. Er hat sich an Radio AllgäuHIT gewendet und erzählt über die Situation vor Ort in Aleppo: "Ich habe am Tag vor dem Erdbeben bis spät in der Nacht mit Verwandten telefoniert, die in Aleppo leben", erzählt Zakaria Alfaraj. Morgens nach dem Aufstehen hat er dann von dem Erdbeben erfahren, die Bilder und Videos haben ihn sprachlos gemacht. "Das hat sich für mich so angefühlt, wie ich damals im Krieg war. Ich habe selbst den Krieg dort erlebt, man kann es nicht als Realität erleben, es fühlt sich so wie ein Alptraum an und man denkt, das kann doch nicht wahr sein", erzählt er. 

Nachts um halb fünf hat die Erde im Süden der Türkei und im Norden Syriens angefangen zu beben. "Die Menschen mussten einfach raus aus ihren Wohnungen und Häusern, sie sind auf freies Gelände gerannt, wo sie sicher sind", erzählt Alfaraj weiter. Zwar haben sie überlebt, müssen nun aber ohne Essen, ohne Geld und nur mit dem Nötigsten am Leib in der Kälte ausharren. Tausende haben ihr Obdach verloren, und auch in der Erdbebenregion ist Winter, die Temperaturen liegen teils unter dem Gefrierpunkt, dazu kommen Schneestürme. "Ich habe die ganze Zeit versucht, meine Bekannten und Verwandte  zu erreichen, entweder indem ich sie direkt kontaktiert habe oder indem ich Bekannte angerufen habe, die in anderen Ländern leben, ob die Kontakt zu ihnen hatten. Ich mache mir einfach Sorgen um sie", sagt Alfaraj.

Die Menschen in Aleppo leben seit 12 Jahren im Krieg, jetzt noch das Erdbeben

"Die Menschen in Aleppo leben seit 12 Jahren im Krieg, sie haben nichts dort, haben sich vielleicht einen kleinen Raum aufbauen können oder haben in Gebäuden gelebt, die behelfsmäßig aufgebaut wurden und nicht erdbebensicher sind. Für diese Menschen wäre es sehr hilfreich, wenn man Sachspenden schicken könnte. Ich wollte auch eine Kampagne starten und habe mich am Dienstag den ganzen Tag mit dem Thema beschäftigt", so Zakaria Alfaraj. "Leider können gar keine Sachspenden in die Region gebracht werden. Selbst die UN-Hilfsorganiationen haben die Lieferungen nach Nordsyrien aus der Türkei unterbrochen, weil die Straßen durch das Erdbeben zerstört sind oder wegen der Wetterverhältnisse!" Das wäre die einzige Grenze, über die die Menschen in der betroffenen Region Hilfe bekommen könnten. Andere Grenzen sind geschlossen auf Grund des Bürgerkriegs. "Die Menschen sind jetzt dort eingeklemmt und man kann ihnen nichts bringen. Aber sie brauchen jetzt Hilfe, sie brauchen sie nicht morgen und nicht nächste Woche!", sagt Alfaraj.

Spenden vor Ort kommen an

Er bittet stattdessen um Spenden für zwei Organisationen, die in der Region vor Ort tätig sind, über die die Hilfe direkt eingesetzt werden könnte. Zum einen nennt er die Organisation Mulham Team. Sie hat ihren Sitz in Deutschland und ist ein gemeinnützig anerkannter Verein, der auch in Jordanien, der Türkei und dem Libanon aktiv ist. "Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sie sehr transparent sind, dass man ihnen vertrauen kann!" Mehr Information gibt es unter https://molhamteam.com/de/campaigns/439

Als zweite, in der Region tätige Organisation nennt er die Weißen Helme. 2016 hat die Organisation, die während des Bürgerkriegs in Syrien entstanden ist und schon tausende Menschenleben gerettet hat, den alternativen Nobelpreis bekommen. Die freiwilligen Helfer der Weißen Helme haben schnell begonnen, nach dem Erdbeben die Menschen, die unter Trümmern liegen, freizuschaufeln und zu retten. Doch auch ihnen fehlen die Ressourcen. Weitere Informationen zu den Weißhelmen gibt es hier: https://www.whitehelmets.org/de/

Für Zakaria Alfaraj ist es eine schreckliche Vorstellung, ohne Essen in winterlicher Kälte auf offenem Gelände ausharren zu müssen. Noch viel schrecklicher ist für ihn jedoch die Vorstellung, unter Trümmern eingeklemmt zu sein, sich nicht selbst befreien zu können und nicht gerettet zu werden, weil nicht ausreichend Ressourcen da sind. "Ein Freund von mir lebt in Deutschland, seine Schwester ist unter Trümmern begraben ebenso wie ihr Mann. Ihre drei Söhne stehen vor den Trümmern des Hauses und sie können nichts machen, weil keine Ressourcen da sind. Und in Aleppo gibt es gerade so viele Menschen denen es genauso geht. Es ist einfach schrecklich!"

Anmerkung der Redaktion:
Auch in der Türkei gibt es Regionen, in denen nur sehr langsam Hilfe ankommt. Sei es, weil sie abgelegen sind, sei es, weil die Infrastruktur wie Straßen und Flughäfen durch das Erdbeben zerstört wurden. Auch für die Menschen dort ist die Situation schrecklich und sie benötigen dringend Hilfe, wie alle Betroffenen im Katastrophengebiet. Möglichkeiten zu spenden gibt es viele, so haben zahlreiche Menschen auch in der Region mit türkischen Wurzeln Aktionen ins Leben gerufen und sammeln Sachspenden, die in die Türkei gebracht werden. Auch gibt es zahlreiche Spendenmöglichkeiten wie bspw. die Aktion "Deutschland hilft", die für die Erdbebenopfer sammelt (https://www.aktion-deutschland-hilft.de) die Ärzte ohne Grenzen (https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/spenden/erdbeben-tuerkei-syrien) oder auch die Kaufbeurer Hilfsorganisation humedica (https://www.humedica.org)

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Geschrieben von: Redaktion

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