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Einer der auffallendsten Bäume ist die Birke, zumindest von seiner Optik her. Mit ihrer weißen Rinde leuchtet sie von weitem. Vielen ist gar nicht bewusst, dass es auch im Allgäu verschiedene Birkenarten gibt. Die Moorbirke und die Sandbirke sind die zwei verbreitetsten Arten im Allgäu.
Die Moorbirke hat es heuer sogar zum „Baum des Jahres“ geschafft! Aber auch weitere, nicht so bekannte Birkenarten gibt es im Bereich des Forstbetriebes Sonthofen: Beispielsweise die seltene Karpatenbirke oder die extrem seltene Zwergbirke.
„Im Wald des Forstbetriebes Sonthofen kommen die Moorbirke und die Sandbirke relativ häufig vor. Im Sulzschneider Wald bei Füssen und im Werdensteiner Moos bei Immenstadt wachsen sogar die vielleicht größten flächigen Vorkommen der Moorbirke im Allgäu“, schätzt Sonthofens Staatsforsten-Chef Jann Oetting. Die Moorbirke ist sehr anspruchslos. Was ihre Standortansprüche angeht, kommt sie auf sauren, feuchten Böden mit geringerer Nährstoffversorgung vor. Sie ist grundsätzlich auf sonnige Standorte angewiesen, kann dafür aber auch starke Fröste bis zu minus 40 Grad Celsius tolerieren. Sie erträgt zeitweise Überflutungen gut und gilt als nördlichster Baum Europas. Dort bildet sie in ihrer subarktischen Heimat als reiner Birkenwaldgürtel die Baumgrenze hin in die eisigen Regionen.
Typische Lebensräume im Allgäu sind die Moor- und Bruchwälder sowie im Gebirge die Bereiche nahe der Baumgrenze. „Ein weiteres größeres Vorkommen im Forstbetrieb Sonthofen wächst im Warmatsgund bis auf über 1.700 Meter Meereshöhe“, berichtet Revierleiter Hubert Heinl. Er pflegt den Staatswald am Fellhorn. Die Waldortsbezeichnung „Birkatsgündle“ weist darauf hin, dass es sie dort seit langem gibt.
„Zahlreiche Arten kommen an Birken und in Birkenwäldern vor, darunter auch zwei nach ihr benannte Arten: Die sehr seltene Waldbirkenmaus und das Birkhuhn. Beide kommen bei uns vor“, ergänzt Forstbetriebsleiter Jann Oetting stolz. Insgesamt 164 verschiedene Insektenarten wurden an der Moorbirke gezählt, nur an der Eiche und den Weiden kommen mehr vor.
Warum ist die Birke aber in den geschlossenen Wäldern so selten? „Das hängt mit ihrer Konkurrenzschwäche gegenüber Fichte, Tanne und Buche zusammen“, erläutert Förster Hubert Heinl. „Die Birken brauchen sehr viel Licht. Werden sie mit der Zeit von anderen, höheren Baumarten überwachsen, sterben sie ab.“
Auch wenn Birken bei uns nicht zu den sogenannten Wirtschaftsbaumarten gehören, so sind sie doch im Wald sehr wichtig und in ihrer Nische auch wirtschaftlich interessant. Mit bis zu 30 m Höhe und ihrem fast weißen Holz ohne Maserung sind sie bei Möbelbauern durchaus interessant. Das Holz erzielt bei entsprechender Qualität und Stärke gute Preise. „Aber bei uns spielt die ökologische Bedeutung die Hauptrolle: Bei unserer Waldpflege helfen wir immer wieder den Birken, indem wir die bedrängenden Bäume entfernen. Die Moorbirke gehört klar zum Bauminventar des Allgäuer Waldes“, betont Förster Hubert Heinl die Bedeutung der Birke. Forstlich wichtig sind die Birken vor allem als sogenannte „Vorwaldbaumarten“ auf größeren Kahlflächen. Denn als Pionierbaumart wächst sie dort als erstes und bietet dann den anderen Baumarten einen guten Schutz gegen Frost und Wind.
„Pflanzen müssen wir die Moorbirke im Staatswald nicht: Ein einzelner Baum produziert im Jahr bis zu 16 Millionen ihrer sehr leichten Samen, welche vom Wind sehr weit verbreitet werden“, erläutert Forstbetriebsleiter Jann Oetting und freut sich: „Schon bald können sich die Waldbesucherinnen und Waldbesucher wieder an der Birke erfreuen. Sie ist die Baumart, welche im Frühling als erstes ihr zartgrünes Laub zeigt und so den nahen Frühling anzeigt.“
Written by: Redaktion