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„Rund um“ in Lindau am Bodensee: Ein Segelrennen mit Tradition und Flair Thomas Häuslinger
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Das Ausbildungsmarktjahr 2020/21 im Allgäu war geprägt von Corona und bot dennoch mit vielen Chancen. Wie in den Vorjahren gab es deutlich mehr Ausbildungsstellen als Bewerber, die Betriebe setzen weiter stark auf Ausbildung. Viele Ausbildungsstellen bleiben unbesetzt. Trotz großer Stellenauswahl war es für Jugendliche nicht leicht, aufgrund der Lockdowns fiel ihnen die Orientierung schwerer.
„Das vergangene Jahr 2020/21 hat Betriebe wie Jugendliche vor große Herausforderungen gestellt. Kein anderer Jahrgang musste bei der beruflichen Orientierung so große Einschränkungen hinnehmen wie die Schüler, die in diesem Sommer ihren Schulabschluss erreicht haben“, berichtet Maria Amtmann, Leiterin der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen. „Praktika sind teilweise schon in ihrem vorletzten Schuljahr ab März 2020 ausgefallen und konnten dann aufgrund des erneuten Lockdowns im Herbst/Winter 2020 nicht nachgeholt werden. Deshalb war die Orientierung und Berufswahl für viele der Schüler heuer schwerer als für vorherige Jahrgänge.
Auch für die Betriebe war die Gewinnung und Auswahl ihrer künftigen Azubis dadurch deutlich herausfordernder.“ Vor diesem Hintergrund zeigt sich die Agenturchefin mit Blick auf die Jugendlichen mit dem Ergebnis sehr zufrieden: „Trotz der nicht einfachen Gesamtumstände konnten die allermeisten der Ausbildungssuchenden gut in die Ausbildungs- und Berufswelt starten und nur äußerst wenige sind derzeit noch beziehungsweise wieder auf der Suche nach einer Ausbildungsstelle. Unsere Berufsberater haben in der Zeit des Lockdowns versucht, die Situation mit Online-Unterricht bzw. -Infos und Videoberatungen abzufedern und waren – sobald dies zulässig war – wieder persönlich an den Schulen. Auch jetzt unterstützen sie intensiv, wenn Jugendliche noch auf Ausbildungssuche sind bzw. eine begonnene Ausbildung bereits abgebrochen haben. Zusammen mit HWK und IHK hat die Berufsberatung die Jugendlichen, die noch keine Lösung für sich gefunden haben, in Kempten und Memmingen zu einer Nachvermittlungsaktion eingeladen. Es lohnt sich auf alle Fälle für ausbildungssuchende Jugendliche, auch jetzt noch mit der Berufsberatung Kontakt aufzunehmen. Dies ist insbesondere deshalb hilfreich und wichtig, weil viele Allgäuer Betriebe in sehr hoher Zahl noch offene Ausbildungsstellen in unterschiedlichsten Berufen haben und diese gerne besetzen möchten. Viele Betriebe nehmen auch zum jetzigen Zeitpunkt gerne noch neue Azubis auf und möchten mit den jungen Menschen die Zukunft der Betriebe gestalten.“
Ausbildungsstellen: nur minimal weniger als im Vorjahr
Die Zahl der Ausbildungsstellen, die die Betriebe im vergangenen Berichtsjahr (vom 01.10.2020 bis 30.09.2021) der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen meldeten, war im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig rückläufig: insgesamt waren 5.874 offene Ausbildungsstellen gemeldet, das waren 2,9 Prozent bzw. 176 Stellen weniger als im Vorjahr. In den einzelnen Berufsbereichen verlief die Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr sehr unterschiedlich. Während im Bereich der Produktion und Fertigung (insbesondere Maschinenbau und Metall), bei Bauberufen und bei Unternehmensorganisation und Büro ein Rückgang bei den Stellen zu verzeichnen war, wiesen Logistik, Verkauf sowie Gesundheitsberufe einen Zuwachs auf.
Auch regional betrachtet gab es teils deutliche Unterschiede bei der Stellenentwicklung: Während in den Städten Kempten und Kaufbeuren sowie im Kreis Lindau im Vergleich zum Vorjahr ein moderater Stellenzuwachs zu verzeichnen ist, meldeten die Betriebe in der Stadt Memmingen und in den Kreisen Ostallgäu, Unterallgäu und Oberallgäu weniger Ausbildungsplätze. In den vom Stellenrückgang am stärksten betroffenen Regionen Unterallgäu (132 Stellen weniger/-10,5 Prozent) lag der Stellenrückgang vor allem im Bereich Produktion/Fertigung mit Maschinenbau- und Betriebstechnik, Fahrzeugtechnik und Mechatronik/Automatisierungstechnik, im Oberallgäu (78 Stellen weniger/-6,4 Prozent) sowohl im Bereich Produktion/Fertigung mit Maschinenbau- und Betriebstechnik, Fahrzeugtechnik und Energietechnik, als auch in der Speisenzubereitung, Hotellerie und Gastronomie.
Die Ausbildungsberufe, für die von den Unternehmen am häufigsten Stellen gemeldet wurden, waren Verkäufer und Kaufleute – Einzelhandel (467 und 384 Stellen, das entspricht 8,0 und 6,5 Prozent der Gesamtstellenzahl), Kaufleute – Büromanagement (209 Stellen/3,6 Prozent), Industriekaufleute (204 Stellen/3,5 Prozent) und Industriemechaniker (185 Stellen/3,1 Prozent). Dahinter kommen Stellen als KöchInnen, Fachkräfte – Lagerlogistik, Hotelfachleute, Kfz-MechatronikerInnen und Zahnmedizinische Fachangestellte. Die Tatsache, dass die Ausbildungsbereitschaft der Arbeitgeber im Allgäu weiterhin so hoch ist, belegt deren konstruktiv positiven Blick nach vorn.
Bewerberzahlen deutlich rückläufig
Im Gesamtbezirk der Agentur für Arbeit Kempten-Memmingen entwickelte sich im vergangenen Jahr die Zahl der Jugendlichen, die sich bei der Arbeitsagentur ausbildungssuchend meldeten, deutlich rückläufig: es waren insgesamt 3.260 junge Menschen ausbildungssuchend gemeldet und damit 710 Personen weniger als im Vorjahr. Dies entspricht einem Rückgang von 17,9 Prozent.
Regional ist der Rückgang an Ausbildungsbewerbern in fast allen Städten und Kreisen des Agenturbezirks erkennbar. Einzig im Stadtgebiet Kempten ist ein kleiner Zuwachs von drei Bewerbern (0,6 Prozent mehr) zu verzeichnen. Auffallend ist, dass in den Städten der Bewerberrückgang geringer ist (Kaufbeuren: 24 Bewerber weniger/-6,6 Prozent, Memmingen: 35 Bewerber weniger/-12,8 Prozent), als in den Kreisen: der Kreis Lindau hat im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 113 Bewerbern (-26,7 Prozent), Ostallgäu von 114 Bewerbern (-13,5 Prozent), Unterallgäu von 217 Bewerbern (-26,9 Prozent) und der Kreis Oberallgäu verzeichnet einen Rückgang um 210 Ausbildungssuchende (-26,4 Prozent).
Nach Personengruppen betrachtet weisen jeweils knapp 40 Prozent der Bewerber einen Mittelschulabschluss bzw. einen Realschulabschluss auf. Die anderen etwa 20 Prozent verteilen sich auf andere Abschlüsse, nur 33 Bewerber (1 Prozent) haben gar keinen Schulabschluss. Sehr auffällig beim Bewerberrückgang ist die Zahl derer mit Realschulabschluss. Hier zeigt sich ein Minus von 468 Personen (-26,9 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr.
Die Ursachen für die Rückgänge bei Personengruppen bzw. regional sind vielfältig.
Eine der Komponenten ist der ungebrochene Trend, nach einem ersten Schulabschluss eine weiterführende Schule hin zu Mittlerer Reife oder Abitur zu besuchen.
Aber auch die pandemiebedingten Einschränkungen zeigten ihre Auswirkungen: die BerufsberaterInnen konnten für längere Zeit nicht mehr persönlich an die Schulen kommen, auch die SchülerInnen waren vielfach im Homeschooling und es fehlte so der direkte Kontakt. Trotz zügig gestarteter Online-Angebote sowohl für Unterricht wie auch für Videoeinzelberatungen durch die BeraterInnen zeigte sich, dass für viele SchülerInnen doch der persönliche Kontakt insbesondere in den Schulen ausschlaggebend ist, um sich von der Berufsberatung unterstützen zu lassen.
Wenig Veränderung im Vergleich zur Vergangenheit zeigte sich bei der beruflichen Ausrichtung der jungen Menschen. Die häufigsten Wunschberufe bei den Ausbildungssuchenden waren Ausbildungen zu VerkäuferInnen (211 Bewerber/6,5 Prozent), Kaufleuten – Büromanagement (193 Bewerber/5,9 Prozent), Medizinischen Fachangestellten (165 Bewerber/5,1 Prozent), Kfz-MechatronikerInnen (145 Bewerber/4,4 Prozent) und IndustriemechanikerInnen (142 Bewerber/4,4 Prozent) – gefolgt von Kaufleuten – Einzelhandel, Industriekaufleuten, Fachlageristen, FriseurInnen und Fachinformatikern – Systemintegration. Damit fokussiert sich die Berufswahl der Jugendlichen wie in den Vorjahren auf relativ wenige, nahezu gleichbleibende Berufe: ca. 40 Prozent der Ausbildungssuchenden dieses Jahres wollten in den oben genannten Berufen unterkommen. Auch geschlechtsspezifisch wählen Mädchen und Jungen immer noch recht traditionell: während die beliebtesten Ausbildungen bei Mädchen sozial-verwaltend sind (Medizinische Fachangestellte, Kauffrau – Büromanagement und Verkäuferin), sind es bei Jungen vor allem handwerklich-technische Berufe: Kfz-Mechatroniker, Industriemechaniker und auch Verkäufer.
Verhältnis Ausbildungsstellen – Bewerber:
5.874 gemeldeten Ausbildungsstellen standen im vergangenen Berichtsjahr 3.260 ausbildungssuchend gemeldete Jugendliche gegenüber. Dennoch blieben zum Bilanzstichtag am 30.09.2021 „nur“ 973 Ausbildungsstellen nicht besetzt. Dies zeigt, dass sich Jugendliche auch ohne Inanspruchnahme der Berufsberatung, zum Beispiel mit Hilfe der auf den Arbeitsagentur-Seiten im Internet veröffentlichten Ausbildungsstellen, bedient haben.
Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen pro gemeldetem Bewerber steigt jährlich an. Während sie im vergangenen Jahr noch bei 1,52 lag, kamen auf einen gemeldeten Bewerber heuer im Allgäu 1,8 gemeldete Ausbildungsstellen.
Bilanz zum 30.09.2021 und Verbleib der Jugendlichen:
Zum 30. September 2021 standen 81 mit Ausbildung noch „unversorgten“ Jugendlichen immer noch 973 unbesetzte Ausbildungsstellen gegenüber. Die Zahl der Jugendlichen, die zum 30.09. noch ohne Ausbildung waren, war somit sogar niedriger als im Vorjahr.
Dass trotz dieser Vielzahl von Stellen nicht jeder Jugendliche eingemündet ist, hat mehrere Gründe. Diese liegen teils bei sehr fokussierten beruflichen Wünschen, bei Mobilitätsfragen, im persönlichen Verhalten, aber auch bei der Stichtagsbetrachtung.
Bewusst sein muss auch, dass nicht jeder Jugendliche, der die Berufsberatung in Anspruch genommen hat, auch tatsächlich mit einer Ausbildung begonnen hat.
Von den 3.260 gemeldeten Bewerbern waren zum 30. September knapp 60 Prozent in eine Ausbildung eingemündet. Etwa 15 Prozent (486 Jugendliche) haben sich trotz des hervorragenden Marktes für einen weiteren Schulbesuch entschieden. Ein kleiner Teil der Jugendlichen, die sich sowohl für eine Ausbildung und gleichzeitig für ein Studium interessiert hatte, hat sich dann doch für ein Studium entschieden. In Erwerbstätigkeit meldeten sich 7,8 Prozent (253 Personen) der ursprünglich Ausbildungssuchenden ab, 1,5 Prozent (48 junge Menschen) nehmen an Fördermaßnahmen der Arbeitsagentur teil – z.B. an einer berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahme oder einer Einstiegsqualifizierung – und 1,1 Prozent (37 junge Menschen) sind in einem sozialen Dienst wie FSJ oder Bundesfreiwilligendienst tätig. Bei 16,3 Prozent (531 junge Menschen) konnte trotz mehrmaliger Aufforderungen und Anschreiben nicht mehr geklärt werden, wo diese eingemündet sind.
Die 81 Jugendlichen, die zum 30. September noch „unversorgt“ waren, wurden intensiv durch die BerufsberaterInnen betreut. Ein Teil der Jugendlichen ist aufgrund der vielen offenen Stellen noch eingemündet, gleiches gilt auch für die Ausbildungsabbrecher, die häufig rasch wieder umvermittelt werden können. Für diejenigen, die dennoch Schwierigkeiten haben oder generell noch nicht ausbildungsreif sind, stehen flächig in der gesamten Region an den Berufsschulen auch Berufsvorbereitungsklassen zur Verfügung. Außerdem fand im Zusammenwirken mit den Kammern IHK und HWK in der letzten Oktoberwoche eine sogenannte Nachvermittlungsaktion statt, in der konzertiert diejenigen Jugendlichen, die noch oder wieder auf der Suche sind, eingeladen wurden, um ihnen alle Möglichkeiten der Ausbildung aufzuzeigen.
„Sollten Jugendliche zum jetzigen Zeitpunkt noch Unterstützung benötigen – so z.B. nach einem Ausbildungsabbruch oder weil das Thema einer Ausbildung bisher gar nicht in Erwägung gezogen wurde – bitte ich diese Jugendlichen, sich bei unserer Berufsberatung zu melden“, sagt Maria Amtmann. „Ich möchte sie ermutigen, dies zu tun, da dadurch viele Möglichkeiten eröffnet werden können. Es gibt einerseits – bei Bedarf – gute Überbrückungsmöglichkeiten für noch unschlüssige Jugendliche, die noch Orientierung benötigen. Gleichzeitig finden sich viele Ausbildungsstellen teils in relativ unbekannten Berufen, die Jugendliche ohne eine Beratung gar nicht kennenlernen – die aber möglicherweise genau die richtige Ausbildung für sie sind.“
Kontaktaufnahme ist telefonisch unter 0800 4 5555 00 (kostenfrei) oder per E-Mail an Berufsberatung-Allgaeu@arbeitsagentur.de möglich.
Geschrieben von: Redaktion