AfD-Landrat in Thüringen: Stimmen aus den Allgäuer Landratsämtern

Nach der Landratswahl im Thüringer Sonneberg sind Politiker in ganz Deutschland alarmiert: Mit Robert Sesselmann ist in Sonneberg der erste AfD-Landrat Deutschlands gewählt worden, er setzte sich in der Stichwahl am Sonntag mit gut 52 Prozent der Stimmen gegen den Kandidaten der CDU durch. Wir haben bei den Allgäuer Landrätinnen und Landräten nachgefragt, was sie zum Wahlausgang sagen.

"Diese Wahl ist ein erschreckendes Signal für alle demokratischen Parteien!", sagt die Ostallgäuer Landrätin Maria Rita Zinnecker (CSU).

Auch die Oberallgäuer Landrätin Indra Baier-Müller (FW) ist alarmiert. Das Ergebnis muss man natürlich akzeptieren, sagt sie. "Und gleichwohl finde ich es halt schon auch bedenklich, dass der Landesverband, dem der Landrat angehört, als Verdachtsfall im Bereich des Rechtsextremismus gesehen wird. Und das ist natürlich schon etwas, was mich sorgenvoll stimmt!", so Baier-Müller im Gespräch mit AllgäuHIT. Über die Umfrageergebnisse, in denen die AfD deutschlandweit immer mehr zulegt, sagt Baier-Müller: Ich glaube, dass wir mit den Menschen ins Gespräch gehen müssen, was denn diese Unzufriedenheit ausmacht." 

Lindaus Landrat Elmar Stegmann (CSU) betrachtet das Wahlergebnis nüchtern. "Eine Landratswahl ist in allererster Linie eine Persönlichkeitswahl, und insofern ist zwar ein AfD-Kandidat gewählt worden, aber in erster Linie eben die Person. Ich kann jetzt natürlich aus Lindau nicht beurteilen, wie das Ansehen dieses Kandidaten und jetzt gewählten Landrats in seinem Landkreis ist", sagt er im Gespräch mit AllgäuHIT. Stegmann verweist auch auf das knappe Ergebnis – gut 52 Prozent der Stimmen hat Sesselmann bekommen. Außerdem, so der Landrat weiter, sei wohl die CDU in diesem Wahlkreis zerstritten.

Nichtsdestotrotz schlägt Stegmann Alarm: "Wenn man sieht, dass die Umfragen zeigen, dass die AfD momentan in Deutschland bei 20 Prozent liegt und damit ihr Wahlergebnis im Vergleich zur letzten Bundestagswahl verdoppelt hätte, dann muss das glaube ich, alle Parteien aufrütteln, insbesondere natürlich die Bundesregierung. Ich sehe in diesen Umfrageergebnissen auch eine große Unzufriedenheit mit der Regierung. Die Bundesregierung beschäftigt sich nach meinem Eindruck mit Nebensächlichkeiten, mit Einzelthemen, wie beispielsweise jetzt eben diesem Heizungsgesetz. Das bindet unheimlich viel Energie, verunsichert die Bürger. Aber die großen Probleme, die die Menschen momentan tatsächlich bewegen, die scheinen nicht gelöst zu werden, ich denke da insbesondere an die ärztliche Versorgung, an den Mangel von Pflegekräften in den Altersheimen, in den Krankenhäusern, fehlendes Personal in den Kindertagesstätten und, und, und. Das sind die großen Themen, die die Menschen bewegen, aber nicht so Nebensächlichkeiten wie die Heizungsfrage. Klimaschutz ist natürlich wichtig, darf aber andere Probleme nicht in den Hintergrund drängen und deswegen, glaube ich, müssen die Parteien, die etablierten Parteien, es schaffen, die Menschen wieder zu überzeugen, dass sie in der Lage sind, die großen Probleme zu lösen, dass man sich nicht mit Nebensächlichkeiten wie dem Gendern und Ähnlichem beschäftigt, sondern eben diese wichtigen Aufgaben löst. Und dann wird man auch wieder den Rückhalt der Bevölkerung bekommen", ist sich Stegmann sicher.