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Jedes Jahr gegen Ende April verwandelt sich Kempten in eine echte Jazz-Hochburg. Der Jazzfrühling gilt als einer der ganz großen kulturellen Höhepunkte im Jahreskalender der Stadt. Gute drei Wochen sind es noch hin. Rund 50 Programmpunkte in neun Tagen, zahlreiche Konzerte und natürlich als Höhepunkt die große Jazznacht am 3. Mai. Davor hatte AllgäuHIT den Booker vom Kemptener Kleinkunstverein Klecks Andreas Schütz im Gespräch.
Auch in der heutigen Zeit ist die Welt des Jazz noch recht männerdominiert, sagt Andreas Schütz, der Booker vom Kemptener Kleinkunstverein Klecks:
„Das fängt schon in der Ausbildung an, bei Dozenten und auch im Musikerbereich. Es ist schon sehr männerdominiert. Man sieht es auch an vielen Nachwuchs-Big Bands, in welchen dann am Ende trotzdem dreiviertel Jungs sitzen. Es muss meiner Meinung nach erstmal ein Bewusstsein dafür geschaffen werden. Für viele ist es total neu, wenn man sagt, man hat im Jazz eigentlich eine stark männerdominierte Welt. Für mich geht es nicht darum, von oben herab zu sagen, was man verändern oder machen muss. Aber das Thema ist auf jeden Fall sehr präsent und wir merken es ganz stark, zum Beispiel bei unserem Format des Jazzwettbewerbs.“
Und nicht nur dort: Gleich an vier Abenden werden die Damen unter dem Motto “Woman in Jazz” die Bühnen beim Jazzfrühling erobern. Man wird also dieses Jahr auch gut sehen können, dass auch immer mehr Frauen auf den Jazzbühnen der Welt zu finden sind, was auch gut ist – vor allem für die Vielfalt!
Andreas Schütz: „Natürlich überlegen wir uns, was es für Geschmäcker gibt oder wer auf welche Konzerte gehen kann. Aber das Schöne an so einem Festival-Format ist, dass jeder selbst Dinge hört, die einem im ersten Moment vielleicht gar nicht so ganz gefallen, die aber dennoch anregen. Da kann man dann in den Austausch gehen. Bei mir hat sich mein eigener Musikgeschmack auch immer wieder verändert oder dem angepasst, womit ich mich beschäftigt habe. Und gerade das finde ich sehr schön, dass man auf der einen Seite einfach dorthin gehen kann, wo es einem gefällt, aber eben auch mal etwas anderes oder Neues ausprobieren kann, beispielsweise beim Format der Jazznacht.“
Die gesamte Bandbreite des Jazz abzudecken, ist in der Tat allerdings unmöglich, sagt Andreas Schütz. Trotzdem gibt es bestimmte Kriterien, auf die beim Booking geachtet wird:
Andreas Schütz: „Wir stellen uns die Frage: Was macht jetzt gerade Sinn, auf der Bühne zu hören? Das heißt, da geht es schon auch oft darum, ob vielleicht eine neue Platte erschienen ist, oder ob die Band gerade ein spezielles, spannendes Programm hat. Natürlich wollen wir die Musik in der Breite in die Öffentlichkeit bringen, aber am Schluss ist auch das Individuelle wichtig. Denn dem Anspruch, alles abzudecken, dem können auch wir nicht gerecht werden.“
Der Jazzfrühling lockt auch in diesem Jahr wieder mit einer runden Mischung von Namen bekannter Jazzgrößen und Neuentdeckungen. Die musikalische Bandbreite reicht dabei von Folkmusik, Blues und Rock bis zu Modern Jazz, Latin und Chanson. Das besondere Flair des Jazzfrühlings hat sich auch unter den Künstlern über all die Jahre längst herumgesprochen:
Andreas Schütz: „Das Festival ist älter, als ich es bin. Das heißt, allein schon die Historie trägt sich durch ganz Deutschland oder den deutschsprachigen Raum. Die Leute kennen den Jazzfrühling als Format, in dem sich ein Verein wirklich um die Kultur kümmert. Das kommt bei Musikern sehr gut an. Wir brauchen uns nicht mit den größten Festivals zu vergleichen. Ich glaube, bei uns zählt auch noch der regionale Aspekt, also in der Region gemeinsam mit den Partnern stark sein. Am Ende geht es uns vor allem darum, dass wir hier in Kempten und im Allgäu ein lebendiges Festival für alle auf die Beine stellen.“
Man darf also auch gespannt sein, welche Musikrichtungen hier wieder zusammenkommen. In gut drei Wochen geht’s los mit dem 39. Kemptener Jazzfrühling. Vom 27. April bis zum 5. Mai dreht sich in Kempten alles um die Musik.
Geschrieben von: Redaktion