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Die Bilder, die der Organisation SOKO Tierschutz zugespielt wurden, lassen kaum jemanden unberührt: Schweine, die auf einem landwirtschaftlichen Betrieb im Allgäu bis zur Haut mit Fäkalien bedeckt sind, schwer krank, verwundet oder bereits tot. Tiere, die offenbar tagelang ohne medizinische Versorgung leiden, in dunklen, überfüllten Ställen. Und mittendrin: verrottende Kadaver, blutige Pfützen, Maden in Massen.
Gemeinsam mit dem Tierrechtsaktivisten Philipp Hörmann und der staatlichen Kontrollbehörde KBLV hat SOKO Tierschutz nun Strafanzeige gegen den verantwortlichen Landwirt B. aus Hawangen erstattet. Der Vorwurf: grobe Vernachlässigung von Tierwohl und Sicherheitsstandards.
Massentierhaltung in der Feuerfalle
Besonders brisant: Der Betrieb ist nicht nur ein gewöhnlicher Maststall. Mit seiner riesigen Biogasanlage beliefert er den Flughafen Memmingen – ein Projekt, das unter der politischen Schirmherrschaft des bayerischen Wirtschaftsministers Hubert Aiwanger steht. Doch während nach außen hin Nachhaltigkeit und Innovation propagiert werden, zeigen Aufnahmen aus den Monaten Mai und Juni ein ganz anderes Bild.
Die Ställe, in denen über 3.000 Schweine gehalten werden, sind nach Aussagen der Tierschützer in einem desolaten Zustand. Marode und teils offenliegende Elektrik machen die gesamte Anlage zu einer tickenden Zeitbombe. In einer Zeit, in der deutschlandweit nahezu täglich Tiere bei Stallbränden ums Leben kommen, erscheint der Zustand besonders alarmierend.
„Der Zustand des Betriebs zeigt eindrucksvoll, warum 30 % aller Stallbrände durch Probleme mit der Elektrik verursacht werden“, warnt Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz. „Bei Wohnhäusern würde man einen Vermieter für so etwas zur Rechenschaft ziehen – aber in der Tierhaltung schaut die Politik einfach weg.“
Unfassbare Missstände im Detail
Die Recherchen offenbaren eine Vielzahl von Tierschutzverstößen. So wurden laut den Aufnahmen:
Schweine mit großen, unbehandelten Nabelbrüchen dokumentiert,
Ferkel beobachtet, die über mehrere Tage hinweg sichtbar unter Schmerzen sterben,
Tiere mit vereiterten Augen und offenen Wunden nicht tierärztlich versorgt,
Spaltenböden verwendet, die nicht den gesetzlichen Vorgaben entsprechen,
Kadaver offenbar tagelang nicht entfernt – sie verwesen in den Gängen zwischen den lebenden Tieren.
„Kranke und verletzte Tiere müssen separiert werden. Wenn man sie einfach im Bestand lässt, bedeutet das ein Sterben unter Höllenqualen!“, erklärt Mülln. Die Ignoranz gegenüber geltenden Tierschutzgesetzen sei in diesem Fall besonders eklatant.
Vertrieb über Edeka und Penny
Noch erschütternder wird die Lage, wenn man sich fragt: Wo landet das Fleisch solcher Tiere? Laut SOKO Tierschutz geht es über die eine „Allgäuer Landmetzgerei“ in den Verkauf – unter anderem in Filialen von Edeka und Penny, aber auch in der regionalen Gastronomie. Verbraucherinnen und Verbraucher könnten also unbewusst Teil eines Systems sein, das derartige Zustände mitträgt.
„Hier haben wir den typischen Bauern von nebenan, dem die Menschen vertrauen. Die Realität ist der Albtraum Massentierhaltung, der längst auch im idyllischen Allgäu Einzug gehalten hat“, so Mülln weiter.
Forderung nach Konsequenzen
Tierschützer fordern nun nicht nur eine lückenlose Aufklärung, sondern auch strukturelle Konsequenzen. Die Politik müsse endlich wirksame Kontrollmechanismen etablieren und Verstöße konsequent ahnden. Ein Stall mit tausenden Tieren sei keine rechtsfreie Zone – und das Tierwohl kein optionaler Zusatz, sondern gesetzliche Pflicht.
Wie es mit dem Betrieb in Hawangen weitergeht, bleibt abzuwarten. Die eingereichte Strafanzeige könnte ein wichtiger Schritt sein – nicht nur zur Gerechtigkeit für die Tiere in diesem Stall, sondern als Signal an eine ganze Branche.
Geschrieben von: Thomas Häuslinger
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